Quelle: Kiddix
Quelle: Kiddix

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hörspielserie, 1980-1989, 2000, 2001-2002

Länge: ca 35 bis 47 Minuten je Hörspiel

Verlag: Kiddix

Preis: CDs und Hörspiele z. Zt. nicht offiziell im Handel erhältlich; Audible Stream: im Abo 4,95€ pro Kompilation von 7 bis 8 Episoden

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Hörspielhistorie Teil X: Jan Tenner, eine Hörspielserie nach Ideen von H. G. Francis

 

Die Jan Tenner Hörspielserie ist zweifelsohne für viele von Euch Kult. Diejenigen, die in den 70er Jahren geboren wurden, haben die insgesamt 46 Episoden, die zwischen 1980 und 2002 erschienen, regelrecht verschlungen. Wer erinnert sich nicht an den smarten Studenten Jan, seine Freundin Laura, den genialen Professor Futura, General Forbett und den Supercomputer Mimo? Wer fieberte nicht mit, wenn die Helden in Westland, aber auch in den Weiten des endlosen Universums, immer wieder gegen ihre Erzfeinde Professor Zweistein, die Leonen, Seytania oder Logar, dem Herrscher über das Dunkle Imperium, antraten?

 

 

An dieser Stelle wird es vielleicht Zeit, mich zu outen. Ich gehöre nämlich zur wahrscheinlich verschwindend kleinen Gruppe Hörspielfans, die Jan Tenner nicht aus seinen Glanztagen kennen. Daher verspüre ich auch nicht das retrospektive Gänsehautfeeling, wenn ich beim Hören der Serie den berühmten Silbervogel vor mir sehe. Es mutet vielleicht unfair an, einen Artikel wie diesen aus der Sicht eines Frischlings zu schreiben, der an Hör-Blockbuster wie Mark Brandis, „John Sinclair“, die Captain Future Vertonungen oder die bisher 9 Heliosphere 2265 Hörspiele gewöhnt ist. Kein verklärter Blick an dieser Stelle, der sich entzückt ins Kinderzimmer mit Kassettenrekorder zurückträumt, wenn er die Geschichten erneut in den Player einlegt. Nur eine schnöde Audible-Kompilation, die mich für je 7oder 8 Teile 4,95€ kosteten.

 

 

Wir sparen uns also fairerweise den Vergleich mit den modernen Superproduktionen, die mit den bekanntesten Synchronsprechern und original Soundfiles von Filmfranchises daherkommen. Erlaubt sein muss es aber, die Kiosk/Kiddix Serie um den blonden Super-Studenten mit jenen von Europa und Martim, etwa Commander Perkins oder Die Science Fiction Documente, auf eine Stufe zu stellen. Beide stammen aus derselben Zeit und haben sogar ein paar Jahre mehr auf dem Buckel. Und genau hier liegt die Crux. Denn mit dem Abstand des „Ungesichts“ betrachtet muss man ehrlicherweise resümieren, dass hier ein teilweise eklatanter Unterschied in der Produktionsqualität vorliegt.

 

 

Jan Tenner basiert auf Ideen von H. G. Francis, wie auch die meisten anderen SciFi- und Horrorhörspiele jener Tage. Ab Folge 7 übernahm Horst Hoffmann (u.a. Mitautor des Perry Rhodan Ablegers Atlan). Grundsätzlich waren das also sehr gute Voraussetzungen und als entsprechend erfolgreich erwies sich das Konzept. Aus heutiger Sicht ist aber eben jener Erfolg für mich schwer nachvollziehbar. Klar, Jan Tenner war die erste Hörspielserie, die über weite Strecken einen durchgehenden Storybogen aufwies. Doch war dieser so innovativ? Im Grunde laufen fast alle 46 Folgen nach Schema F ab. Eine große Bedrohung wird bekämpft, indem sich die Helden ein Serum spritzen, welches ihnen einen strategischen Vorteil über die Feinde Westlands verschafft. General Forbett zeigt sich immer gleich dümmlich, Laura dient in allen Folgen eigentlich nur als schmückendes Beiwerk und der Supercomputer Mimo als liebeskranker Sprücheklopfer. Ich weiß, ich weiß: die Art des Humors, das Frauenbild, und die Dramaturgie sind typisch für die frühen 80er Jahre Und glaubt mir: mehr als einmal wünschte ich mir beim Hören, die Serie doch schon als Kind gekannt zu haben. Dem ist aber nun einmal nicht so, bleibt nichts anderes, als die Produktionen neben andere jener Tage zu stellen.

 

Schauen wir uns also das Sounddesign der jeweiligen Label an. Auch hier kann Kiosk/Kiddix in keiner Weise mit Europa und Maritim mithalten. Während das Klangbild bei beiden zumindest meistens durchaus an jene von Filmen oder Serien herankommt, versuchte man sich hier an künstlichen Synthi-Sounds und Echoeffekten. Diese Variante mag kostengünstiger sein, nimmt den einzelnen Episoden aber auch viel Kraft. Vor allem fehlen allerdings organische Alltagsgeräusche, wie sie in jeder guten Sound-Datenbank zu finden sein sollten. Am Synthesizer erzeugte Windgeräusche klingen nun einmal leider schlicht und ergreifend nicht nach Wind.

 

Nichtsdestotrotz handelt es sich hier lediglich um meine persönliche Sichtweise, die ich als 50-jähriger Hörer, der die Serie zum ersten Mal in Ohrenschein nimmt, formuliere. Ein wahrer Fan - und davon gibt es unter Euch sehr viele – wird sich an meinem Geschreibsel eh nicht stören und seine Lieblingsfolgen von Zeit zu Zeit in den Player legen. Oder besser noch: sie gemeinsam mit dem Nachwuchs genießen. Denn genau dafür sind Kindheitserinnerungen schließlich da. Man genießt sie, gibt sie weiter und hält sie fest, egal was Schreiberlinge wie ich auch immer schreiben mögen.

persönliche Bewertung: 3/6