Hörspielhistorie Teil VIII: Commander Perkins - eine Hörspielreihe von H. G. Francis

Die Abenteuer um Commander Perkins und Major Hoffmann markieren für viele Kinder der 70er und frühen 80er Jahre quasi den Beginn ihrer Liebe zur Science Fiction. Ursprünglich als Hörspielserie von Hans Georg Franciskowsky alias H. G. Francis (1936 - 2011) geplant, veröffentlichte der Europa Verlag zwischen 1976 und 1978 den sechsteiligen Weganer Zyklus mit Horst Stark als Commander Perkins, Gernot Endemann als Major Peter Hoffmann, Gabi Libbach als Cindy Common und Mathias Lorenz als Ralph Common. Die jeweiligen Folgen, in  der Reihenfolge

1. Das Tor zu einer anderen Welt

2. Im Strom der Unendlichkeit

3. Das Geheimnis der Ufos

4. Bordon, der Unsterbliche

5. Saturn ruft Delta-4

6. Expedition in die Vergangenheit

weisen für mich nach dem kürzlichen Wiederhören eine hervorragende Qualität in Bezug auf Sprecher und Sounddesign auf. Vor allem der Score ist fantastisch und sorgt für eine tolle Atmosphäre. Doch auch die Haupt- und  Nebenfiguren sind mit fantastischen Synchronsprechern/innen besetzt, die sich absolut hören lassen können. Die Idee des Plots um den achten Planeten des Wegasystems ist fantasievoll und insgesamt überaus unterhaltsam umgesetzt, wenn für meinen Geschmack auch etwas schwankend im Spannungsbogen. Während mir die Teile eins und zwei um Ralph Common, dem Sohn des Erfinders des DIMENSIONSBRECHERS, viel Freude bereiten, fallen die beiden folgenden Hörspiele dagegen im Tempo etwas ab. So entsteht die ein oder andere Länge, was aber insgesamt absolut verzeihlich bleibt. Allerdings will mir das von den Büchern Erich von Dänikens inspirierte Thema um die Bibelstädte Sodom und Gomorra nicht wirklich gefallen, obwohl die Idee rund um den Unsterblichen Bordon an sich sicherlich sehr fantasievoll ist. Die von Däniken'schen Theorien wurden nach meinem Dafürhalten allerdings im MARITIM Dreiteiler  Die Zeitmaschine wesentlich besser umgesetzt. Mit den letzten beiden Folgen des Weganer Zyklus legt die Serie dann aber wieder erheblich zu. Vor allem Saturn ruft Delta-4 ist durchweg hörenswert. Mit Expedition in die Vergangenheit wird die Staffel dann perfekt abgerundet und zu einem durchweg passenden Ende geführt.

1980 folgten mit der Arrow Trilogie die für mich besten  der insgesamt neun Teile, obwohl zahlreiche Kritiken etwas anderes behaupten. Die Episoden

1. Verschollen in der Unendlichkeit

2. Der galaktische Waffenmeister

3. Das Mittlere Auge

erzählen die spannende Geschichte eines Planeten voller Raumschiffwracks, der von Commander Perkins und Major Hoffmann mit dem (oben bereits erwähnten) DIMENSIONSBRECHER - einer Art Sternentor, welches von Professor Dr. Arthur Common erfunden wurde – entdeckt wird. Hier entspinnt sich eine tolle Space Opera um das alte Alienvolk DAS MITTLERE AUGE. Die  Waffenbauer sehen in der mächtigen Menschen-Erfindung eine Gefahr für ihre Zukunft und wollen sie daher um jeden Preis ergattern. Gelöst werden die Konflikte, wie im Vorgänger-Zyklus übrigens auch, nicht mit Waffengewalt, sondern einer großen Portion Hirnschmalz, Diplomatie und Menschlichkeit, grandios! Obwohl die Sprecher nicht immer dieselbe superbe Form an den Tag legen, wie im vorhergegangenen Sechsteiler, setzte beim erneuten Hören sofort das wohlig bekannte Kopf-Kino Feeling ein. Da macht das Zuhören Spaß. Schade ist lediglich der Anschein, als hätte H. G. Francis die Story zwar gerne weitergeführt, jedoch keine Zusage von EUROPA mehr erhalten. So wirken die drei Teile denn auch vielleicht auf den ein oder anderen Hörer etwas unausgegoren und unfertig. Das tut für mich aber der Spannung absolut keinen Abbruch. So oder so gehören diese neun Hörspiele auch heute noch vollkommen zurecht zu den bekanntesten SciFi-Kult-Hörspielen Deutschlands und bieten einen nahezu perfekten Hörgenuss.

Regie führte übrigens wieder einmal Heikedine Körting, die dem geneigten Hörspielfan bestens bekannt sein dürfte und mit zahlreichen goldenen Schallplatten, unter anderem für die Serien „Die drei ???, „Fünf Freunde“, „TKKG“, und Masters of the Universe geehrt wurde. Die Grande Dame des deutschen Hörspiels räumte in ihrer Karriere über fünfzig der begehrten Auszeichnungen ab und erhielt für ihre Arbeit einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde.

Der Vollständigkeit halber soll abschließend noch erwähnt werden, dass die zwischen 1979 und 1984 entstandenen insgesamt neun Romane ab dem Jahr 2002 vom MARITIM Verlag aufgelegt wurden. Hier wird Commander Perkins von Ernst Meincke gesprochen, der Fans vor allem als deutsche Stimme von Patrick Stewart bekannt sein dürfte. Diese Serie wird allerdings noch einen eigenen Artikel erhalten.

Commander Perkins wird vor allem für ältere Fans wie mich immer zu den besten Hörspielserien des Genres gehören, wenn auch dicht gefolgt von modernen Produktionen wie The Return of Captain Future und natürlich Mark Brandis. Doch der Commander ist und bleibt etwas besonders: nämlich für viele Fans der Beginn ihres Lebens als Geek und Nerd. Und so verwundert es kaum, dass auch heutige Generationen noch viel Spaß mit dem Commander haben.

persönliche Bewertung: 6/6