Hörspielhistorie Teil VIII: Space Shuttle Enterprise - Orbit Challenger

Space Shuttle Enterprise – Orbit Challenger ist die dritte und leider auch letzte Episode der MARITIM Hörspielserie Science Fiction Documente von 1978. Der Wissenschaftler Dr. Schneider lebt und arbeitet auf der zweihundert Meter durchmessenden Raumstation ORBIT CHALLENGER und versucht dort, ein Mittel gegen Arteriosklerose zu entwickeln. Seine beiden Söhne Roland und Martin sind soeben mit dem Space Shuttle ENTERPRISE eingetroffen, um einige Zeit gemeinsam mit ihrem Vater zu verbringen. Als kurz nach ihrer Ankunft eine Explosion Doktor Schneiders Labor verwüstet, haben die beiden Jungen schnell den seltsamen Mister Wingrove in Verdacht. Wingrove arbeitet für einen großen Pharmakonzern, der die fast abgeschlossenen Forschungen des Wissenschaftlers unbedingt beendet sehen will. Martin und Robert beobachten ihren Verdächtigen auf Schritt und Tritt. Als sie ihn schließlich für einige Minuten aus den Augen verlieren, gibt es erneut einen Zwischenfall in Schneiders Labor. Doch Wingrove wird bald entlastet. Wer also treibt sein düsteres Spiel und vor allem: warum?...

Das dritte Hörspiel dieser leider viel zu kurzlebigen Science Fiction Reihe glänzt nach der etwas schwächeren zweiten Episode mit einer spannend  und jugendgerechten erzählten Geschichte, die es darüber hinaus versteht, lehrreiche und interessante Informationen über den damaligen Stand der Raumfahrt zu vermitteln. So erfährt der Hörer mehr über Themen wie die Einwirkung von Schwerkraft auf den menschlichen Körper, oder das namensgebende Space Shuttle. Damit orientiert sich Peter Bars alias H. G. Francis wieder näher an seinen anfänglichen Ideen zur Serie. Sehr fantasievoll für die damalige Zeit gestalten sich Ideen wie Sprechfunkarmbänder, oder dreidimensionale Holoprojektoren. So hätte es für mich sehr gerne weitergehen können, zumal auch wieder sehr gute Sprecher zu hören sind.

Als Erzähler erleben wir zum dritten Mal den fantastischen Wolf-Dieter Strubel. Nachrichten-Fee Dagmar Berghoff schlüpfte erneut in ihre Rolle als Mitarbeiterin der Zentrale. Der leider 2003 in Argentinien verstorbene Schauspieler und Synchronsprecher Henry Kielmann übernahm die Hauptrolle des Doktor Schneider. Seine Stimme ist in zahlreichen Hörspielen, so unter anderem in diversen Air Wolf Folgen, „Asterix“, „Edgar Wallace“ und „Ein Fall für TKKG“ zu hören. Kielmann verfügte über eine sehr angenehme Stimmfarbe und bot hier eine ansprechende Leistung. Die beiden Söhne wurden von Stefan Chreszinski („Burg Schreckenstein“, „Die drei ???“, Die Zeitmaschine Teil 1 bis 3) und Volkmar Jeroschewitz gesprochen. Die Leistungen sind insgesamt wieder einmal hervorragend und fügen sich qualitativ nahtlos in die beiden Vorgängerteile ein.

Ähnliches lässt sich über die Soundeffekte sagen, die hier vielleicht noch ein wenig besser durchdacht erscheinen, als in Orbit Challenger – Killer Satelliten greifen an. Von organischen Klängen wie etwa Fußschritten, Glasklirren und das Öffnen von Türen, bis hin zu Warnsirenen, oder einen Jingle für den Anruf bei der Zentrale ist alles vertreten, was das Arsenal von Sounddesigner Hermann Prinz hergab. Einzig die Explosion im Labor von Doktor Stein im letzten Drittel der knapp neunundvierzig minütigen Geschichte, scheint mir etwas sehr künstlich zu klingen. Dies mag allerdings daran liegen, dass Prinz hier einen Dämmungseffekt einfließen ließ. Ansonsten bietet Space Shuttle Enterprise – Orbit Challenger nach meiner Auffassung aber Kopfkino vom Feinsten, dass, technisch gesehen, auch heute nicht wesentlich besser hätte umgesetzt werden können.

Ich für meinen Teil hätte sehr gerne erfahren, wie es auf der ORBIT CHALLENGER weitergegangen wäre, welche Abenteuer das Personal, die Wissenschaftler und die Besucher dieses Koloss im All noch erlebt hätten. Leider schien sich die Produktion für MARITIM seinerzeit nicht sehr zu rentieren, so dass kein vierter Teil der Serie mehr produziert wurde. Schade auch! Auf jeden Fall kann man auch diese Episode  heute wieder als MP3-Download erwerben. Und auch wenn das waschechte und leidenschaftliche Sammler kaum tröstet – zumindest für mich stellt diese Serie einen bisher unbekannten Ausflug dar, der ohne dieses Angebot wohl nie stattgefunden hätte.

persönliche Bewertung: 4(+)/6