Destination Star Trek Dortmund 2018 – späte Nachlese

Fast drei Wochen ist sie nun vorbei, die einzige offizielle Star Trek Convention Europas: die Destination Star Trek 2018. Es dauerte dieses Mal ungewöhnlich lange, mir darüber klar zu werden, ob  ich diese Convention gerne wiederbesuche, oder eher nicht. Okay, ich bin ein eingefleischter Fedcon-Fan und Objektivität gibt es sowieso nur in intersubjektiver Form. Wenn man sich seit einer gefühlten Ewigkeit auf den jährlichen Kurzurlaub in Bonn freut, hat man nun einmal eine gewisse Erwartungshaltung an Flair und Atmosphäre.

 

Tickts und Zusatztickets im Internet: besser spät, als sauspät

Es sei an dieser Stelle gleich vorweggesagt: In beiden Punkten ließ die diesjährige Veranstaltung einiges an Wünschen offen, obwohl mein Gesamteindruck doch insgesamt positiver Natur ist. Fangen wir aber von vorne an. Ich hatte mich für ein Tagesticket am Samstag entschieden, weil ich die meisten der Gaststars schon des Öfteren erlebt habe. 35€ für ein Tagesticket gehen zunächst einmal augenscheinlich in Ordnung. Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass man für einige Panels extra Scheine berappen sollte. Diese Tatsache sollte sich für mich gleich als vierfach ärgerlich erweisen:

 

 

         1. wurden die Panelpreise erst kurz vor dem Eventstart bekannt gegeben

 

         2. waren diese für meinen Geschmack mit 21€ zu hoch angesetzt

 

         3. beinhaltete das Ticket nicht einmal einen garantierten Sitzplatz

 

.        4. das einzige Panel, das mich persönlich wirklich interessierte, war ebenfalls kostenpflichtig

 

 

Nach diesem etwas ernüchternden Start entschied ich mich, Eintrittskarten für die Panels, wenn überhaupt, spontan zu erwerben. Nun gut, mit irgendetwas müssen die Veranstalter ja ihre Kohle verdienen. Insofern war hier durchaus Verständnis angesagt. Schließlich und endlich gestalteten sich zumindest die Preise für Photoshoots und Autogramme im angemessenen Rahmen, verglichen mit der Fedcon teilweise sogar günstig!

 

Wo sind sie denn alle?

Den kleinen Ärger also hinuntergeschluckt, standen wir am 28.04.2018 gegen 9.30 Uhr aufgeregt auf der Matte, um uns möglichst ein stundenlanges Anstehen zu ersparen. Anstehen? Na, das war wohl nichts! Der Eingangsbereich war quasi leergefegt. Keine Spur eines Gedränges, wie man es auf der German Comic Con oder der Comic Con Germany (ja, das sind wirklich zwei verschiedene Events - ein Hundsfott, wer da nicht an die Volksfront Judäa und die judäische Volskfront denken muss) erlebt. Gemütlich schlenderten wir zu den netten Ordnern, die einen dezenten aber wachen Blick in die Rucksäcke warfen und uns nach dem Scannen der Tickets durchwinkten. Noch einen Stempel auf den Unterarm und die Prozedur war erledigt. Direkt am Eingang keimte mein Unbehagen aber sogleich wieder auf, als eine junge Dame Programmhefte für satte 10€ anbot. Warte mal: 10€ für ein schnödes Programmheft, dass ich bislang auf jeder Convention, die ich in den letzten 25 Jahren besuchte, als Goodie dazubekam? Schon klar, niemand wird zum Kauf eines solchen Heftchens gezwungen. Dennoch: im Verhältnis zu ähnlich gelagerten Veranstaltung ist dies schon ein recht unverschämter Versuch, den Leuten die Kohle aus der Tasche zu ziehen.

Als meine Frau und ich dann endlich einen ersten Blick auf die heiligen Hallen werfen konnten, verwandelte sich die Vorfreude zunächst in ungläubiges Staunen. Die Halle 4 der Dortmunder Westfalenhalle wirkte trostlos und leer. Abgesehen von den üblichen Kandidaten EMP, SyFy, Cross Cult (nicht falsch verstehen, ich liebe Cross Cult) und einigen wenigen anderen, die in großen Abständen voneinander platziert waren, gab es eigentlich so gut wie keine vernünftigen Händler. Dazwischen: ein gähnendes Nichts, welches nur von den vormittags noch recht geringen Besucherzahlen mühsam aufgefüllt wurde.  Fast noch schlimmer muteten die steril- grauen Stellwände an, die große und nicht selten kostenpflichtigen Flächen voneinander abtrennten.  Es ist mir unverständlich, warum man als lizensierter Veranstalter nicht in der Lage ist, hier mit mehr großflächigen Postern, Bannern, kleineren Kulissennachbauten, Pappaufstellern und Figuren, Modellen, Walking Acts, kostenlosen Fotowänden und natürlich mehr Händlern gegenzusteuern. Wie schön wäre es beispielsweise gewesen, eine Klingonen-Cosplay-Gruppe vor einer Fotowand zu erleben. Hinzu kam, dass man in der kleinen, aber schönen Original-Requisitenshow nicht einmal fotografieren durfte, womit man, „das Drumherum“ im Grunde innerhalb von zwei Stunden abgefrühstückt hatte.

 

Nah am Fan: Die Fanzone

Das sind nun eine ganze Menge Kritikpunkte, die auf den ersten Blick zunächst einmal sehr enttäuschend klingen mögen. Das trifft auch ohne Zweifel zu. Denn von einer liebevollen Gestaltung kann rückblickend betrachtet keine Rede sein. Dennoch hinterlässt die Destination Star Trek 2018 bei mir, wie oben bereits gesagt, einen positiven Gesamteindruck. Ein großes Glück war, dass die Publikumsdichte zum Mittag hin auf ein gutes, aber für den Besucher immer noch erträgliches Maß, anwuchs. So bewunderten wir dann doch noch das ein oder andere schöne Cosplay, das sonst im Großen und Ganzen fast im Alleingang vom fantastischen Borg Hive der Cosplay-Gruppe Startrooper Germany getragen wurde.

 

Die Stimmung auf der im Eintrittspreis inbegriffenen „Voyager-Bühne“ wurde von den beiden Moderatoren Björn Sülter und Mike Hillenbrand hochgehalten, die nicht nur einige tolle Interviews führten, sondern auch Fangruppen die Chance gaben, sich näher vorzustellen. Genau hier bewiesen die Veranstalter, dass sie wirklich ein Herz für die Fans haben, sogar ein recht großes. Nicht nur, dass zahlreiche Fangruppen - darunter die größte deutschsprachige Star Trek Facebookgruppe  Star Trek Fans Deutschland, die Trekdinner Krefeld, Osnabrück und Minden, die gemeinnützige Fangruppe Fleet 31 – U.S.S. Assindia Essen und der Phantastik Treff Recklinghausen – erwähnt wurden, Repräsentanten der Gruppen durften ihre Projekte auch auf der großen Bühne präsentieren. Zudem stellte der Veranstalter auf Anfrage kostenlose Stände in den Größen von 2 bis 4 Metern mit je bis zu zehn Händlerausweisen zur Verfügung. So großzügige Gesten gegenüber dem Fandom sind in der Szene schon selten, zumal die Standbetreiber die gleichen Pausenzonen wie die Stars nutzen durften und ihren Idolen sehr nah kamen. Dieses Engagement kann man kaum genug loben und es ist wünschenswert, dass dieses Modell Schule macht und in dieser Form Bestandteil aller größeren Conventions wird.

Auf der Pirsch: Autogramme, Smalltalk und Selfies

Weiterhin lobenswert ist die Tatsache, dass man sich darüber bewusst war, dass sich eben nicht jeder Besucher die 21 € für die drei angesetzten Bezahl-Panels auf der abgesperrten "Enterprise Bühne" leisten konnte oder wollte. So entschied man sich kurzerhand, die Fans mit Überraschungsgästen auf der offenen "Voyager Bühne" zu beglücken. So traten unter andrem Shazad Latif (Lt. Ash Tyler/Voq, Star Trek Disovery) und der unter Fans fast legendäre Walte Koenig ohne Zusatzkosten auf. Besonders schöne Erlebnisse konnten Autogrammsammler wie ich verbuchen. Der Autogramm-Bereich war am Kopfende der Halle 4 platziert und zog sich fast über die gesamte Breite der Halle. Die logische Konsequenz war Platz ohne Ende, so dass sich viele der Stars Zeit für ihre Fans nehmen konnten. Welcher Altfan träumt schließlich nicht von einem Smalltalk mit Mr. Pavel Chekov himself, oder Botschafter Soval alias Gary Graham? Um den Stars noch näher zu kommen, reichte es allerdings völlig, die Augen offenzuhalten.  Rene Auberjonois, Chase Masterson, Chiroc Loften, Ira Steven Behr oder auch Dr. Hubert Zitt mischten sich gerne unter die Gäste und posierten für das ein oder andere Selfie. Als Fan geriet die Destination Star Trek auf diese Weise ganz sicher zu einem unvergesslichen Erlebnis.

 

Last but not least

Anzumerken bleibt zum Schluss lediglich, dass diese Fan-Nähe leider nicht konsequent weitergedacht wurde. So fehlte es nicht nur an einer etwas vernfünftigeren Preispolitik, sondern auch an liebevollen Details und Hallendekoration, sowie fast vollkommen an kinderfreundlichen Details. Weder Spiele, noch Workshops oder eine Kinderfoto-Ecke standen im Angebot. Es bleibt zu hoffen, dass  Massive Events Ltd, Showmasters Ltd und Media 10 Ltd hier nachbessern und der Austattung der nächsten offiziellen Star Trek Convention in Deutschland die Fürsorge widmen, die eine tolle Veranstaltung wie diese auch verdient hat.