Die dritte German Comic Con Dortmund – es hätte so schön sein können …
Am 09. und 10.12.2017 fand in Dortmund die dritte German Comic Con Dortmund statt. Wie im letzten Jahr habe ich auch dieses Jahr wieder einen Blick riskiert und musste leider feststellen, dass sich die Veranstaltung organisatorisch teilweise massiv verschlimmbessert hat. Bereits im Jahr 2016 schrieb ich die Verantwortlichen an und fragte nach, wie man bei so einem Großevent auf die speziellen Bedürfnisse kranker, schwerbehinderter und älterer Besucher einginge. Ich erhielt die ermutigende Antwort, dass die Veranstaltung so gut organisiert sei, dass keine besonderen Maßnahmen erforderlich seien. Nachdem ich dann aber für ein Foto mit David Hasselhoff fast eineinhalb Stunden anstehen musste und mir beinahe die Knie eingeknickt waren, holte mich dann ein Security, der meinen Schwächeanfall offenbar bemerkt hatte, nach vorne und ich durfte mich einen Moment setzen. Hatte sich was mit gut organisiert. Außerdem herrschte im Vorjahr stete Verwirrung. Niemand wusste letztlich, ob er richtig für sein Foto anstand und die Schlangen wurden mehrfach planlos in andere Richtungen deligiert. Insofern hoffte ich dieses Jahr auf Besserung.
Die Anreise
Tatsächlich empfand ich es als angenehm, dieses Jahr nicht in einer Schlange stehen zu müssen, die von der U-Bahn Haltestelle kilometerlang bis zum Eingang reichte. Stattdessen hatte man Halle 5 als Eingangsbereich angemietet, so dass wir bequem im Warmen warten konnten. Das Helferteam präsentierte sich überaus freundlich, die obligatorische Rucksackdurchsuchung verlief ruhig und angenehm. Wir waren etwa um 09.15Uhr vor Ort und konnten die heiligen Hallen der German Comic Con Dortmund bereits gegen 10.00Uhr betreten. Der Eintritt lief dank zahlreicher Vorbestellungen insgesamt schnell, friedlich und gesittet ab. Diesen Pluspunkt können die Veranstalter auf jeden Fall auf der Habenseite verbuchen.
Kleiner als im Vorjahr
Das erste, was dann allerdings bereits negativ auffiel war die Tatsache, dass den Gästen und Ausstellern im Grunde nur noch zwei Hallen (Halle 4 und 7) zur Verfügung standen, in denen auch die Panels und die Fotoshoots untergebracht waren. So wurde es bereits gegen 11.00Uhr kuschelig warm, um nicht zu sagen, ziemlich eng. Die Gänge waren bereits früh teilweise sehr voll, so dass es mir schon zu Beginn der Con relativ schwerfiel, mir die zahlreichen Stände in Ruhe anzuschauen. Zudem war im Programmheft kein Hallenplan enthalten. Diesen mussten wir mühsam suchen, bis wir ihn schließlich an einer Wand in Halle 4 prangen sahen. Allerdings enthielt das Riesenposter leider keinerlei Anhaltspunkte, wo man sich genau befand, so dass eine Orientierung trotz allem nicht ganz problemlos verlief. So verständigten wir uns darauf, die Hallen systematisch, Reihe für Reihe abzulaufen. Zuvor begaben wir uns noch in Halle 4 die Treppe hinauf in einen der viel zu wenigen Pausenbereiche und genossen zu üblichen Messepreisen einen guten Kaffee, sowie ein frisches und schmackhaftes Baguette. Die Preise waren insgesamt zwar nicht niedrig, gingen aber für eine Veranstaltung dieser Art noch so weit in Ordnung. Wer wollte, durfte auch eigene Lebensmittel und Getränke mitbringen, so dass es hier keinen Kaufzwang gab.
Cosplayer treffen und Props bewundern: check
In der Café Lounge trafen wir auf die überaus netten Cosplayer von Red Power Ranger Germany mit Tim Schneiderart, mit denen wir uns lange unterhielten. Geduldig ließen sich die Jungs auf jeden Spaß ein und es entstanden einige wirklich tolle Fotos, unter anderem ein wunderschönes Power Rangers/Star Trek Crossover. Liebe Grüße vom Schreibtisch aus, Jungs! Überhaupt waren Cosplay und Prop-Bau neben Comics und TV Serien ein großes Thema. Das Team von BASEMENTAL PROPS gestaltete etwa eine ganze Wand des Vaults 101 aus der Computerspielreihe Fallout die zu meinen persönlichen Lieblingen zählt. Die Besichtigung der Wand stellte sich als nettes Erlebnis heraus. Doch auch die obligatorischen Nachbauten bekannter Film-Autos, so etwa die Wagen aus „Ghostbusters“, Jurassic Park, Zurück in die Zukunft und aus der Game- und Filmserie Resident Evil waren zu bewundern, wenn man denn mal nah genug an die Fahrzeuge herankam, um ein schönes Foto hinzubekommen.
Es herrscht das Chaos
Die Freude an derartigen netten Zufallstreffen verging allerdings leider relativ schnell. Bis zum Mittag herrschte in den Hallen 4 und 7 das blanke Chaos und der geneigte Besucher bekam kaum noch ein Bein auf die Erde. Beide Hallen waren quasi überfüllt und es wurde klar, dass das Team der Cool Conventions GmbH sich hier gründlich mit ihrem Raumangebot verschätzt hatte. Diese Einschätzung bestätigte sich im weiteren Verlauf des Tages auch immer wieder in zahlreichen Gesprächen mit anderen Besuchern, die sich fast durchgängig mit der massiven Verkleinerung des Platzangebots unzufrieden zeigten. So unterhielt ich mich beispielsweise mit vier jungen Damen, die aus Köln angereist waren und übereinstimmend berichteten, sie würden im nächsten Jahr nicht wiederkommen. In einer Schlange zu einem Getränkestand stand ein junger Mann vor mir, der sich lautstark über die schlechte Organisation beschwerte und an der Mainstage stritt sich der Vater eines jungen Mädchens mit Mitgliedern des Quidditch Teams, weil er nicht in die Nähe der Bühne gelangen konnte und Sorge um seine Tochter hatte. Derartige Bilder wiederholten sich ständig und leider waren auch nicht genügend Helfer vor Ort, um regulierend einzugreifen und die Situation zu entschärfen.
Nebenbei erwähnt scheint die mangelnde Organisation auch an einigen Händlern nicht spurlos vorüber gegangen zu sein. Robert Vogel etwa, seines Zeichens regelmäßig geladener Gast als Vortragender auf zahlreichen Veranstaltungen, Science Fiction Journalist und selbst Händler, berichtete darüber, dass ihm zum Messestart nicht einmal die für teure 800 Euro bestellten versprochenen zwei Tische zur Verfügung standen. Er musste mit einem Begleiter selbst nach Tischen suchen, die er schließlich draußen fand und zunächst enteisen musste, bevor er sein Geschäft öffnen konnte. Zwei Stunden verlor auf diese Weise.
Das Sitz- und Abfallproblem
Das Problem steigerte sich zum Nachmittag noch weiter. Vornehmlich Kids saßen aus Platzmangel vor Fotowänden, in Nischen, oder in und an Eingängen. Man aß, trank – und warf seinen Abfall auf den Boden, weil es schlicht und ergreifend zu wenig Papierkörbe gab und diese viel zu selten geleert wurden. Ein Gast verglich die Ablage seines Mülls auf den sich türmenden Berg des Abfallkorbes gar mit dem bekannten Game-Klassiker Tetris. Vor allem vor Imbisswagen machte sich so recht schnell ein unappetitliches Bild breit. Ähnlich verhielt es sich in der als Ruhezone deklarierten Halle 6. Hier stand den Gästen gerademal ein Imbisswagen zur Verfügung. Es waren zu wenig Bänke aufgestellt und auch hier gab es keinerlei Möglichkeiten, Abfall zu entsorgen. Entsprechend potenzierte sich das oben beschriebene Bild. Die Frage, warum man die Halle nicht mit ausreichend Gastroangeboten und Sitzgelegenheiten ausrüstete, müssen sich die Veranstalter an dieser Stelle durchaus gefallen lassen. Platz und Möglichkeiten hätte es in Halle 6 genügend gegeben und ich hätte mich über eine gemütliche halbe Stunde bei einem Kaffee und einer Waffel wirklich gefreut.
Die schönen Momente: Fotoshoots, Walking Acts, Treffen und Stände
Zumindest mein Fotoshoot mit Peter Weller verlief sehr erfreulich. Da Weller am Samstag zwei Termine anbot, ging es in der Schlange relativ entspannt zu. Mr. Weller präsentierte sich professionell freundlich, die Helfer waren durchweg nett und ich bin mit meinem Foto vollauf zufrieden. Ähnliches lässt sich über die Gestaltung der Autogrammstunden sagen, die tatsächlich so terminiert waren, dass viele Stars sich etwas Zeit mit ihren Fans nehmen konnten. So beobachtete ich beispielsweise, wie Mister Christopher Lambert sich minutenlang mit einem Fan unterhielt, vorbildlich – und für den Fan sicherlich ein tolles, unvergessliches Erlebnis.
Eine der Aktivitäten, die ich auf Conventions besonders liebe, nämlich das Treffen mit Lesern, Freunden und Bekannten, gestaltete sich hingegen aufgrund der oben geschilderten organisatorischen Mängel ebenfalls etwas schwierig. Das Handy bot aufgrund des schlechten Empfangs in den Hallen leider keine große Hilfe bei dem Versuch, sich zu verabreden. Des Weiteren war es so voll, dass es kaum eine Chance gab, sich zu treffen. Trotz dieser Einschränkungen war Fortuna auf meiner Seite, so dass wir mit einigen Freunden zumindest einige nette Fotos hinbekamen, wenn auch leider nicht in dem üblichen Umfang.
Last but not least sei erwähnt, dass es grundsätzlich viel Interessantes zu sehen gab. An den zahlreichen Ständen konnte man vom Autogramm bis zum professionell gestalteten Prop alles ergattern, was das Herz begehrte. Die Qualität schwankte zwischen einfach und hervorragend, so dass für jeden Fan das Richtige dabei gewesen sein dürfte. Abschließend seien die sehr netten Walking Acts lobend erwähnt, die sich durchweg gut gelaunt und für jede Schandtat bereit zeigten, so dass eine ganze Reihe schöner und witziger Fotos entstanden.
Alles in allem hätte die dritte German Comic Con Dortmund so schön sein können – wenn man sich denn nicht völlig unverständlich dazu entschlossen hätte, den Ausstellungsbereich so massiv zu verkleinern. Damit hat man sich Probleme geschaffen, die zurecht Unzufriedenheit schürten und zudem leicht vermeidbar gewesen wären. Außerdem hätten dem Event mehr Helfer und vor allem auch Reinigungskräfte gutgetan. An Schwerbehinderte, ältere Besucher und Kleinkinder verschwendeten die Veranstalter darüber hinaus leider kaum einen ernsthafen Gedanken. Somit präsentiert sich das Event leider insgesamt als wenig familienfreundlich. Bleibt zu hoffen, dass die vierte German Comic Con Dortmund besser – und vor allem gastfreundlicher – organisiert wird und man aus den Erfahrungen der letzten drei Jahre endlich etwas lernt.