Die Fedcon 2017 in Bonn - immer noch eine Reise wert

 

Die Fedcon 2017 zum dreißigsten Jubiläum von Star Trek: The Next Generation ist vorüber und bei mir setzt so langsam der alljährliche „Fedcon-Blues“ ein. Ich besuche diese Veranstaltung jetzt seit vielen Jahren und weiß daher aus Erfahrung: es ist vielleicht nicht alles Gold, was glänzt, doch insgesamt habe ich wieder einmal einige erinnerungswürdige und coole Tage erlebt. Eine Zeit vollgepackt mit netten Treffen, spannenden Panels, tollen Vorträgen, neuen und alten Freunden, sowie einer riesigen Portion Spaß liegt hinter mir. Nachdem  wir in unser Hotel eingecheckt und geduscht waren, fuhren wir mit der U-Bahn zum Maritim Hotel, um unsere vorbestellten Tickets abzuholen. Da die Schlange am Freitagnachmittag nicht übermäßig lang war, mussten wir Gott sei Dank nur einige Minuten anstehen. Anschließend konnten wir unsere Wochenend-, Autogramm- und Fotoshoottickets abgeholen und nahmen die,  mit einigen netten Goodies gefüllte, Geschenktasche entgegen. Nach einem gut gelaunten Walk durch die Räume nahmen wir unsere Plätze im Hauptsaal ein, um  die traditionelle Opening Ceremony, bei der alle anwesenden Gäste auf die Bühne kommen und ein paar Worte an das Publikum richteten, zu genießen. Die Stimmung war ausgelassen, so dass die Zuschauer schnell mitgingen und wir, trotz aller Müdigkeit, eine tolle Atmosphäre erlebten. Am Abend schlenderten meine Frau und ich gemütlich zur Bahn und gingen in der Nähe unseres Hotel in ein schnuckeliges, kleines Restaurant. Da das Wetter mitspielte, saßen wir draußen und ließen den Abend so ausklingen.

 

Das Staraufgebot in diesem Jahr las sich ähnlich begeisternd, wie bereits ein Jahr zuvor zum fünfzigsten Star Trek Jubiläum. So konnte man unter anderem nach jahrelanger Abstinenz endlich Colm Meaney (Star Trek: Miles O' Brien) wieder live auf der Bühne erleben, oder ihm beim Fotoshooting, oder der Autogrammstunde persönlich begegnen. Diese Gelegenheit durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und habe die je fünfunddreißig Euro für das Shoot und die Autograph-Session absolut nicht bereut. Mr. Meaney präsentierte sich nett, aufgeschlossen und zuvorkommend. Er ließ es sich neben Shaking Hands nicht nehmen, mit jedem Fan einige freundliche Worte zu wechseln. Am Sonntagmorgen wuchs aufgrund dieser Tatsache denn auch die Schlange soweit an, dass die netten, ehrenamtlichen Helfer schließlich im Sinne der Fairness den anderen Fans gegenüber darum baten, sich kurz zu halten. Sowohl die Bitte, als auch das Verhalten der Freiwilligen an sich ging völlig in Ordnung und stellte daher kein Problem dar.  Auch Levar Burton (Star Trek: Geordi LaForge) machte einen überaus netten und sympathischen Eindruck. Während der Autogrammstunde hatte der Schauspieler und Regisseur für jeden Anstehenden ein paar nette und sehr freundliche Worte übrig.

Für einen Eintrittspreis zwischen dreißig (Tagesticket am Freitag) und hundertfünfunddreißig Euro (für das gesamte Wochenende) konnte man ein volles Programm erleben. Daneben wurden zwei Premiumvarianten angeboten, wobei das sogenannte Goldticket mit 899 Euro und das Platinticket mit 2199 Euro zu Buche schlug. Beide Preise erschienen mir trotz des eigentlich nicht schlechten Gesamtpakets als wesentlich zu hoch gegriffen. Die Kosten für das Platinticket sind zwischen 2014 und 2017 immerhin um runde siebenhundert Euro gestiegen. Das ist schon eine Hausnummer. Entsprechend haben sich die Tickets dieses Jahr offensichtlich nicht sehr gut verkauft und wurden noch zum Eröffnungstag auf der Convention angeboten. Die Leitung der Fedcon GmbH um Dirk Bartholomä scheint ebenfalls zum Entschluss gelangt zu sein, dass man hier eventuell über das Ziel hinausgeschossen ist und senkte erfreulicherweise für nächstes Jahr die Preise für den Premiumsektor um satte zweihundert Euro. Zusätzlich werden 2018 die Wochenendtickets um zehn Euro günstiger sein.

 

Gäste ohne Autogramm- oder Foto-Tickets konnten mit einigem Recht darauf hoffen, dem ein oder anderen Star im Hotel, oder draußen auf der Terrasse zu begegnen. Vor allem Marina Sirtis (Star Trek: Deanna Troi) und Chase Masterson (Star Trek: Leeta) hatten diesbezüglich keine Berührungsängste. Die Fans verhielten sich im Gegenzug respektvoll und höflich, so dass sicherlich beide Seiten von diesem „Silent Agreement“ profitierten. Als weitere Gäste waren John DeLancie (Q), Michael Dorn (Worf) und Denise Crosby (Tasha Yar) live zu erleben. Für die immer größer werdende Dr. Who Gemeinde waren Matt Smith und Jenna Coleman anwesend, obwohl ich persönlich einen Preis von fünfundachtzig Euro für ein Autogramm und fünfundneunzig Euro für ein Foto von Mr. Smith als etwas hoch gegriffen empfand. Da aber wohl viele Fans zugriffen, scheint die Taxierung wohl insgesamt angemessen gewesen zu sein. Als weitere Highlights waren David Hasselhoff (Knight Rider), Casper van Dien (Star Ship Troopers), der überaus sympathische Marc Dacascos, Bern Collaco, sowie Sasha Roiz ("Grimm") geladen, klasse!

Wer weniger mit den Panels der Stars anzufangen wusste, konnte sich in zahlreichen Vorträgen, Fanfilm-Shows, oder Workshops vergnügen. Erstmalig waren auch Vertreter der ESA mit Vorträgen, sowie einem eigenen Stand vertreten, an dem man kostenlos interessantes Infomaterial und Poster ergattern konnte. Ein absolutes Highlight stellten wieder einmal die Vorträge von Dr. Hubert Zitt im Hauptsaal dar, der mit viel Humor und Sachverstand das Hobby Star Trek mit seinem Fachgebiet verknüpft.

Für die Leseratten dürfte der große Stand des süddeutschen Verlages Cross Cult interessant gewesen sein, der unter anderem mit aktuellen Star Trek Romanen punktete und durch Markus Rohde, der vielen als Chefredakteur des Geek! Magazins ein Begriff sein dürfte, vertreten wurde. Harald Kaup, der seit einiger Zeit mit der Neuland Space Opera von sich reden macht, war ebenfalls das erste Mal vor Ort und immer für ein nettes Gespräch bereit. Darüber hinaus war der Independent Verlag Greenlight Press mit Andreas Suchaneks fantastischer Heliosphere 2265 Reihe dabei und bot neben den Romanen in Printversion auch die Hörspielserie zu moderaten Preisen an. Zusammen mit den alljährlichen Merchandise-Ständen gab es also für jeden Besucher eine ganze Menge zu erleben.

stand das Hobby Star Trek mit seinem Fachgebiet verknüpft. Doch auch die sympathischen Beiträge von Robert Vogel, Christian Humberg und Bernd Perplies (Star Trek Prometheus), oder auch Tobias Richter waren spannend und hörenswert gestaltet.

Das eigentlich Schöne an der alljährlichen Fedcon ist für mich jedoch der familiäre Rahmen. Einmal im Jahr trifft man die Leute, mit denen man ansonsten nur über Social Media Plattformen wie die Star Trek Fans Deutschland, oder Classic Science Fiction & Fantasy Fans auf Facebook Kontakt hält. Besonders viel Spaß bereitete unser diesjähriges Gruppenfoto. Obwohl schlecht von mir organisiert, trudelten insgesamt über zwanzig Facebookfreunde ein. Das Treffen erregte am Springbrunnen sogar einige Aufmerksamkeit, so dass wir für eine Reihe von Fotografen ein gutes Motiv abgaben. Besonders schön war es mitzuerleben, wie sich einige zum ersten Mal im realen Leben begegneten. Schnell entstanden Gespräche und hoffentlich auch neue Freundschaften. Das ist es eindeutig, was eine Veranstaltung wie diese auszeichnet: endlich sind wir Fans einmal unter uns, können unseren Nerdizismus ausleben und treffen auf Gleichgesinnte. Ich habe bisher noch keine Convention erlebt, auf der man so schnell neue Freunde findet. Jährlich besuchen zwischen zweitausend und viertausend Menschen das Maritim Hotel Bonn, um ihr Hobby für vier actionreiche, spannende Tage auszuleben. Im Vergleich zum Comic Con Ableger der Fedcon GmbH, oder dessen neuen Konkurrenten, German Comic Con, mag dies vielleicht winzig erscheinen. Doch gerade die relativ überschaubaren Besucherzahlen ermöglichen es, sich immer wieder über den Weg zu laufen. Man trinkt gemeinsam auf der Terrasse eine Cola, fachsimpelt an einem der zahlreichen Tische über dies, oder jenes SciFi Thema, oder fotografiert. Allein das macht dieses Event so lohnenswert und treibt mich seit vielen Jahren dazu an, meinen Pfingsturlaub auf diese Weise zu verbringen.

 

Wo Licht ist, gibt es selbstverständlich auch Schatten. Neben den vielen schönen Erlebnissen, gibt es jedes Jahr aufs Neue auch immer wieder Ärgernisse, die ich für absolut unnötig halte. Abgesehen davon, dass mir persönlich einige Autogramm- und Fotoshootpreise unverhältnismäßig erschienen, ist dies vor allem das schlechte Catering. Lieber Dirk Bartholomä, liebes Maritim Hotel: muss es wirklich sein, dass Ihr jedes Jahr, vier Tage lang dieselben Speisen in der Lounge anbietet? Wenn Euer „Geflügel – Gyros mit Zwiebeln, Krautsalat und Tsatsiki mit Fladenbrot“ wenigstens schmecken und nicht lauwarm bis kalt serviert würde, könnte ich Euch den miserablen „Conburger oder Veggieburger“ mit Salat, Gurken und Tomaten vielleicht noch verzeihen. Aber eiskalte Pommes für drei Euro, oder Gummi-Pizza (von wegen „frisch aus dem Ofen“) geht nach meinem Dafürhalten gar nicht. Erstens – es tut mir leid, das sagen zu müssen – sind die Speisen wenig liebevoll zubereitet und zweitens frage ich mich, was so schwer daran ist, ein wenig Abwechslung in den Speiseplan zu bringen. Es ist beispielsweise keine große Kunst, einen vernünftigen Hefeteig für wenig Geld herzustellen und diesen mit entsprechenden Zutaten auf einem Backblech frisch zu belegen. Es wäre also sehr wünschenswert, wenn Ihr Euch nach Jahren der Ideenlosigkeit vielleicht doch einmal mit dem Küchenteam des Hotels zusammen setzt und ein wenig am Angebot feilt. Immerhin darf ich als Gast Speisen und Getränke mit auf das Gelände bringen. Es besteht also kein „Kaufzwang“. Doch ich würde mich über das ein oder andere, wohl schmeckende und warme Fastfood schon freuen und bin grundsätzlich gerne bereit, auch ein paar Euro mehr auszugeben.

 

Schade finde ich auch die stellenweise etwas zu aufdringliche Werbung, obwohl ich hier durchaus Verständnis aufbringe. Ein Event wie dieses will vorfinanziert sein, die Stars, deren Begleiter und Management, das Hotel und einige mehr möchten ebenfalls ein Stückchen vom Kuchen. Nebenbei muss, soll und darf für die Fedcon GmbH genug hängen bleiben, um einen veritablen Gewinn zu erzielen, der alle Beteiligten zufrieden stellt. Die zu leistende Arbeit ist schließlich enorm und man gibt sich wirklich alle Mühe, den Wünschen der Fans gerecht zu werden (das Essen einmal ausgeklammert). Andererseits ist es etwas unangenehm, an einem Tisch zu stehen, der regelrecht mit Prospekten und Flyern überschwemmt ist. Auch die Opening Ceremony könnte für meinen Geschmack etwas weniger Werbung vertragen. Ich hätte im Gegenzug nichts dagegen, entsprechende Blöcke in kleineren Häppchen serviert zu bekommen. Dies sei aber bitte lediglich als persönliches Gusto verstanden. Viele andere Besucher mag dies vielleicht gar nicht stören.

Nach dem Gemaule möchte ich abschließend doch noch ein dickes Lob für das soziale Engagement der Veranstalter aussprechen. Als Schwerbehinderter hat man es auf Events wie diesem oft schwer. Das lange Anstehen ermüdet, die hohe Luftfeuchtigkeit sorgt für Schwindelanfälle etc. Hier hat sich das Team etwas ausgedacht. Es gibt eine Behindertenbetreuung, die sich um die jeweiligen Bedürfnisse von gehandicapten Menschen kümmert. So dürfen beispielsweise Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte zuerst ihre Autogramm- und Fotoshoot-Tickets einlösen und so stressfrei an diesem schönen Erlebnis partizipieren. Das Team um Betreuerin Sandra Petersen ist freundlich, nett und kompetent (an dieser Stelle ein großes Dankeschön an Dich, liebe Sandra). Soweit ich sehe, ist diese soziale Komponente bisher in dieser Form einzigartig und hat sich seit Jahren als fester Bestandteil des Umgangs mit den Besuchern etabliert.

Zu guter Letzt sei an dieser Stelle den zahlreichen freiwilligen Helfern und Walking Acts gedankt, die ich seit Jahren immer nur freundlich und zuvorkommend erlebe. Insgesamt ist es die Fedcon für mich immer wieder wert, das Pfingswochenende dort zu verbringen. Düsseldorf als Veranstaltungsort hat mir persönlich zwar immer besser gefallen, doch auch das Maritim Hotel Bonn hat seine gewissen Vorzüge, die man im Laufe der Zeit durchaus zu schätzen lernt. Die vielen netten Leute, die friedliche Atmosphäre, das nette Team, sowie die starke Auswahl an Gaststars lassen die Convention immer wieder zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Auf der Negativseite sind eindeutig das schlechte Catering, sowie die partiell zu aufdringliche Werbung zu verbuchen. Insgesamt gehen die Preise für Autogramme und Fotos nach meinem Empfinden bis auf sehr wenige Ausnahmen völlig in Ordnung. Wie immer gilt auch hier: wer nicht kaufen möchte, muss schließlich nicht. Die Preisschraube für die Fedcon 2018 wurde, wie oben geschildert, inzwischen gelockert, eine gute Idee, wie ich finde. Allerdings empfand ich auch die hundertfünfunddreißig Euro für das Wochenendticket bei diesem starken Angebot angemessen. Natürlich freue mich aber darüber, im nächsten Jahr weniger zu bezahlen. Also dann: wir sehen uns auf der Fedcon 27, auf jeden Fall!