Quelle: DVD Cover, Copyright alle Star Trek Bilder: CBS/Paramount
Quelle: DVD Cover, Copyright alle Star Trek Bilder: CBS/Paramount

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Star Trek IX: Der Aufstand, Original: Star Trek: Insurrection (1998)

Paramount Pictures; Produktionsland: USA; Länge: 103 min

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Darsteller Team
Patrick Stewart als Cpt. Jean Luc Picard Regie: Jonathan Frakes
Jonathan Frakes als Com. William Riker Produktion: Rick Berman
Brent Spiner als Lt. Com. Data Drehbuch: Rick Berman, Michael Piller
LeVar Burton als Lt. Com. Geordi LaForge Kamera: Matthew F. Leonetti
Michael Dorn als Lt. Com. Worf. Schnitt: Peter E. Berger
 Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi
 Musik: Jerry Goldsmith

Besprechung:

Inhalt

Wir schreiben das Jahr 2375. Etwa ein Jahr ist vergangen, seit die 1701 U.S.S. Enterprise E in die Vergangenheit reiste, um die Erde vor den Borg zu schützen. Captain Picard und seine Crew haben sich wieder den Kernaufgaben der Föderation gewidmet – der Erforschung fremder Zivilisationen. Während einer diplomatischen Mission erhält die Enterprise eine beunruhigende Nachricht vom Sternenflotten-Admiral Dougherty. Die künstliche Lebensform Data soll während einer geheimen Beobachtungsmission, die von der Sternenflotte in Zusammenarbeit mit dem Volk der Son’a durchgeführt wird, auf der Heimatwelt der primitiven Ba’ku eine Fehlfunktion erlitten haben. Nicht nur, dass er die Oberste Direktive verletzt hat und sich den Einheimischen offenbarte. Er soll darüber hinaus auch Wissenschaftler des Erkundungsteams angegriffen und den Standort der Forschungseinrichtung enttarnt haben.

 

Alarmiert brechen Picard und seine Mannschaft in den Briar Patch auf, jener rauen Weltraumregion, in der sich die Welt der Ba’ku befindet. Bald treffen sie auf Data, der tatsächlich auf sie schießt und sich jeglicher Befehle widersetzt. Mit einiger Mühe und einem Trick gelingt es dem klingonischen Sicherheitsoffizier Worf schließlich, Data abzuschalten. Der Androide wird auf die  U. S. S. Enterprise gebracht und vom Schiffsingenieur Geordi LaForge einer näheren Untersuchung unterzogen. Schnell stellt sich heraus, was mit Data nicht stimmt. Auf ihn wurde geschossen und einige Sicherheits- Moral- und Ethikschutzprogramme aktiviert. Daraus ergeben sich für Picard einige drängende Fragen: wer hat auf Data geschossen und warum? Und weshalb wurden dessen Ethik- und Moral-Subroutinen aktiviert? Und warum zeigt sich Admiral Dougherty so abweisend und befiehlt der Enterprise den sofortigen Rückzug? Erste Antworten erhält der Sternenflotten-Captain schließlich, als er mit den Ba’ku in Kontakt tritt. Er findet heraus, dass ein Komplott im Gange ist, das nicht nur die Prinzipien der Föderation unterminiert, sondern alles, woran Jean Luc Picard sein Leben lang geglaubt hat…

 

Fazit:

Für eine Reihe von Fans ist Star Trek IX: Der Aufstand der letzte wirklich gute Star Trek Film. Ob dem so ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Für mich ist es allerdings das letzte Kinodrehbuch, dass sich mit Intensität moralischer und ethischer Dilemmata widmet und den politischen Kontext seiner Entstehungszeit innerhalb einer tollen Abenteuergeschichte diskutiert. Sicher, der Streifen hat nicht die Wucht eines Star Trek VIII: Der erste Kontakt, nicht dessen Bildgewaltigkeit. Doch er spiegelt die weltpolitischen Ereignisse seiner Zeit gut wieder. 1998 war der zweite Golfkrieg erst wenige Jahre vorüber. Sadam Hussein hatte gewaltsam versucht, sich die enormen Ölressourcen Kuwaits auf brutalste Weise einzuverleiben. Erst die Resolution 678 des UN-Sicherheitsrates führte 1991 zur Vertreibung der irakischen Truppen. Entsprechend dieser (seinerzeit noch jüngsten) Vergangenheit stellt Drehbuchautor Michael Piller in seinem Skript unverblümt die Frage, wie weit eine große Nation in ihrem Bestreben gehen darf, den Wohlstand ihrer Gesellschaft zu sichern? Darf sie das auf Kosten kleinerer Gemeinschaften, auf Kosten der Moral und Ethik tun? Oder anders: Wiegt das Wohl vieler wirklich immer mehr, als das weniger?

Es ist exakt dieses Verhaltensmuster Admiral Doughertys - der auf Anweisung des Föderationsrates den in den Ringen des Ba’ku Planeten vorkommenden natürlichen „Jungbrunnen“ ausbeuten möchte - dass Picards Dilemma auslöst. Soll er als treuer, gehorsamer Soldat auftreten, oder für das kämpfen, woran er glaubt? Es ist die vielleicht wichtigste Aussage der Geschichte, dass die tapfere Crew der U.S.S. Enterprise E sich zum namensgebenden Aufstand entschließt. Die fehlende Moral, die Negation der Werte von Gleichheit, Gleichberechtigung, gegenseitigen Respekt - ja, sogar das verbriefte Recht auf Unversehrtheit des Individuums – sind es letztlich, die die Helden der Geschichte über sich hinauswachsen lässt. Aus anfänglichem Misstrauen wird Empörung, aus dem inneren Konflikt die Gewissheit, dass sich die Verteidigung eines zutiefst humanistischen Wertesystems lohnt. Fühlt sich das Drehbuch mit dieser Prämisse mehr nach einer Doppelfolge der TV Serie Star Trek: The Next Generation an, als nach einem Kinofilm? Die Antwort auf diesen häufig vorgebrachten Kritiker-Vorwurf lautet eindeutig ja. Aber macht das den Film nun weniger gut? Im Grunde nicht, denn mit Fragestellungen wie diesen befinden wir uns direkt in der Gedankenwelt Gene Roddenberrys. Piller erzählt in einem Interview, welches als eines der zahlreichen Extras auf der Blu Ray Ausgabe enthalten ist, dass es seine Absicht war ein Drehbuch zu schreiben, auf das der „Great Bird of the Galaxy“ stolz gewesen wäre. Ich bin der Ansicht, dass ihm dieser Streich gelungen ist. Denn das Werk enthält grundlegend thematisch alles, was Roddenberry innerhalb der Star Trek Welt wichtig war.

 

Darüber hinaus punktet das Werk mit einer gesunden Portion Humor, der von jeher fester Bestandteil der Serien war, aber in den beiden vorherigen Filmen eher zurückhaltend eingesetzt wurde. Das wiederum fördert das Zusammenspiel eines Casts, der sich zum Zeitpunkt der Entstehung bereits seit elf Jahren kannte und, wie alle Beteiligten immer wieder betonen, längst zu einer Familie zusammengewachsen war. Es verwundert also nicht, dass man allen Stars die Freude an ihrer Mitwirkung sehr deutlich anmerkt. Wenn dann auch noch einer aus der Familie das Regieheft in der Hand hält, kann dabei eigentlich nur ein gelungener Filmabend herauskommen.

 

Das bedeutet nicht, dass Star Trek IX: Der Aufstand perfekt wäre. Der Film lässt beispielsweise durchaus auch Fragen offen. Datas Erforschung der Menschlichkeit, Picards aufblühende Liebe zu Anij (wundervoll gespielt von Donna Murphy) und nicht zuletzt Geordis erster Sonnenaufgang. Dies alles sind wundervolle menschliche Momente, die aber zugunsten des Mainplots nicht immer konsequent herausgearbeitet wurden und somit bisweilen etwas aufgezwungen wirken. Piller berichtet im oben erwähnten Interview denn auch freimütig, dass er eigentlich viel mehr gewollt habe, als letztlich möglich gewesen sei. Trotzdem möchte man auch diese kleinen Augenblicke der Helden nicht missen. Sie zeigen uns, dass Picard, Riker, Troi, LaForge, Worf und sogar Data eben Individuen mit ganz persönlichen, großen und kleinen Wünschen und Träumen sind, ganz normale Menschen (oder Androiden) eben. Und genau das ist es letztlich, was die Star Trek Fernsehserien ausmacht. Insofern könnte man die Kritik, Der Aufstand würde sich wie eine Doppelfolge der TV-Serie anfühlen, sogar durchaus als Kompliment werten. Denn hatte Star Trek nicht genau hier, im Fernsehen, seine besten erzählerischen Momente?

 

persönliche Bewertung: 4(+)/6