Hörtipp: Star Trek The Next Generation - Tod im Winter

Lange Jahre war es still um den Hörbuch- und Hörspielmarkt in Sachen Star Trek. Seit dem Jahr 2015 gibt es nun endlich wieder Futter für die Fans. Mit Tod im Winter legte die ehemalige Highscore Music GmbH (mittlerweile Maritim) den ersten Roman der Cross Cult Romanreihe Star Trek: The Next Generation (Relaunch) mit den Originalstimmen der Serie auf. In insgesamt acht Teilen kommt der Hörer so in den Genuss von etwa neuneinhalb Stunden Hörspaß. Aber Achtung! Entgegen vielzitierter Aussagen handelt es sich hier nicht um ein Hörspiel, sondern um eine inszenierte Romanlesung ohne jede Geräuschkulisse. Somit gestaltete sich die Produktion insgesamt wesentlich kostengünstiger, als etwa die Serie The Return of Captain Future, die zusätzlich zu den bekannten Stimmen auch tolle Soundeffekte bietet. Das ist überaus schade, denn ich hatte mich auf eine Hörspielumsetzung gefreut. Doch dazu später noch etwas mehr.

Die Geschichte selbst ist unterhaltsam und spannend. Der Plot erstreckt sich über drei Handlungsebenen und setzt kurz nach dem Film Star Trek: Nemesis an. Dr. Beverley Crusher wurde von der Föderation undercover zur romulanisch besetzten Welt Kevratas entsandt. Auf dem eisigen, öden Planeten versucht sie, eine schreckliche Seuche zu heilen, der bereits fünf Prozent der Bevölkerung zum Opfer gefallen sind. Doch die Halbromulanerin Sela, die Tochter Tasha Yars, hat andere Pläne. Denn der Kampf um die Macht im Reich ist entbrannt und es könnte sich als politischer Vorteil erweisen, ein Komplott der Vereinigten Föderation der Planeten aufzudecken. Als die Admiralität der Sternenflotte erfährt, dass Crusher in Gefangenschaft geraten ist, bittet man Captain Picard um Hilfe. Der stützt sich auf alte Vertraute aus seiner Zeit als erster Offizier und Captain der STARGAZER, um Beverly zu retten...

Für Nicht-Kenner des Franchise mag der Plot zu wenig Eigenständigkeit besitzen. Doch scheint mir genau das auch die Absicht von Autor Michael Friedman gewesen zu sein, als er das Werk verfasste. So fühlt man sich als Fan sofort heimisch und freut sich über die zahlreichen Reminiszenzen an die geliebten Serien und Filme. Für The Next Generations Fans sind die Nebenstränge um die romulanischen politischen Ränkeschmiede nach Shinzons Tod daher sofort offensichtlich. Das Wiederhören mit den vertrauten Synchronstimmen schafft zudem eine tolle Atmosphäre, die wohliges Kopfkinofeeling aufkommen lässt. Die Sprecher mögen zwar inzwischen etwas älter geworden sein, als Fan erkenne ich ich aber immer noch jede einzelne Stimme. Vor allem die Stimmfarben von Ernst Meinecke (Cpt. Picard), Charles Rettinghaus als Geordi LaForge und Raimund Krone als Worf haben sich kaum verändert. Da kommt Freude auf. Zudem wurden neue Sprecher gewonnen, was dem Hörbuch zusätzlich gut tut.

Alles könnte also so schön sein, wenn da nicht die unsägliche Preispolitik wäre. Wie oben bereits erwähnt, kommt diese Lesung vollständig ohne Soundeffekte aus. Das lag allerdings weniger an Highscore Music, als vielmehr an den Rechteinhabern in den USA, die weder die Verwendung der bekannten Soundeffekte, noch des Soundtracks erlaubten. Dass dies wesentlich besser geht, zeigt die oben bereits erwähnte Captain Future Hörspielreihe. Audible verlangt pro Teil (jeweils etwa eine Stunde und zehn Minuten) 3,68€. Das gesamte Werk schlägt somit mit schlappen 29,44€ zu Buche. Bei aller Mühe, die sich das Label hier gegeben hat, halte ich diesen Preis insgesamt doch für recht unverschämt. Ein Euro weniger pro Teil hätte es hier sicherlich auch getan. Als weiteres Manko erweist sich, dass es die Serie leider nicht auf CD zu erwerben gibt. So bleibt dem geneigten Star Trek Fan nichts weiter, als zur MP3 Version zu greifen. Für Sammler ist dies sicherlich ein Dämpfer, für Freunde des digitalen Hörbuches, wie mich, stellt dies jedoch kein Problem dar.

Ich warte seit Jahren auf eine echte Star Trek Hörspielserie mit original Sprechern, Sounds und Soundtrack. Umso mehr habe ich mich gefreut, auf Tod im Winter zu stoßen. Leider blieb das bisher der einzige Versuch, der Idee zumindest so nahe wie möglich zu kommen. Schade, dass CBS und Paramount nicht bereit sind, hier ein wenig von Disney und Lucas Films zu lernen, die jedes Medium gekonnt nutzen, um Star Wars in aller Munde zu halten. Insgesamt ist Star Trek The Next Generations: Tod im Winter also ein ambitioniertes Projekt, dass mir als Fan trotz des zu hohen Preises gut gefallen hat.

persönliche Bewertung: 5(-)/6