Cover: Folge 1, 2012

9 inszenierte Hörbücher in einer Länge von ca. 65 bis 70 Minuten

Verlag: Maritim, Label: Highscore Music

Preise: ab 5,79 (Mp3 Download) 7,99€ als CD

Webseite: www.maritim-hoerspiele.de

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Hörtipp: The Return of Captain Future (Hörspielserie)

und dreißig Jahre nach dem Ende einer beliebten Zeichentrickserie eine Hörspielreihe zum Thema kreieren zu wollen, klingt zunächst einmal leicht verrückt. Dennoch wagte Sebastian Pobot den Versuch und erwarb im Jahr 2011 die Rechte zu Captain Future von der Erbengemeinschaft Hamilton. Pobot, nach eigenen Aussagen Fan erster Stunde und seines Zeichens Chef des Maritim Hörspielverlages, entschied sich zunächst, als Einstieg auf Edmond Hamiltons Kurzgeschichten zu setzen. So sind unter der Überschrift The Return of Captain Future zunächst vier Hörspiele entstanden und kurz darauf noch einmal vier (diesmal unter der Überschrift "Captain Future") die sich an den Übersetzungen des Golkonda Verlages orientieren. Die in zwei Folgen aufgegliederte letzte Geschichte „Der Tod von Captain Future“ (8.1 und 8.2) stammt dabei nicht aus Hamiltons Feder, sondern wurde von Allen Steele als Hommage verfasst.

Tatsächlich war es, wie schon bei der Vertonung des Star Trek Romans Tod im Winter, aus rechtlichen Gründen nicht möglich, die Stoffe als „echte“ Hörspiele umzusetzen. So entschied sich das Team, die Reihe als inszenierte Hörbücher aufzulegen. Das bedeutet im konkreten Fall, dass ein Sprecher quasi den Erzählteil eines Romans vorliest, während die Dialoge von diversen Sprechern übernommen werden. Das führt zu einer gewissen Dominanz des Erzählerparts, was in diesem Fall allerdings in keinster Weise tragisch ist. Um trotz dieser Einschränkungen den Vorzügen eines Hörspiels möglichst nahe zu kommen, setzte man auf die Orginalsprecher der ursprünglichen Serie. So sind unter anderem tatsächlich Hans-Jürgen Dittberner als Captain Future, Jochen Schröder als Simon Wright, Friedrich Georg Beckhaus als Grag und der inzwischen sechsundachtzigjährige Wolfgang Völz als Otto mit an Bord.

Sollte dies allein das Fanherz noch nicht ausreichend höher schlagen lassen, sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass auch Christian Bruhns wundervoller Soundtrack lizenziert werden konnte. Dieser wurde stellenweise von Sebastian Pobot ergänzt, der selbst als Komponist für mehrere große deutsche Sender tätig ist. In einem schriftlich geführten Interview mit Trekzone berichtet er: „Da unsere Captain Future Fassung sich am Originaltext orientiert, ist diese manchmal erwachsener und düsterer, als die Zeichentrickserie für Kinder. Diese Stimmungen waren im bestehenden Soundtrack leider nicht verfügbar, sodass ich gezwungen war, sie selbst umzusetzen. Da ich, wie gesagt, Soundtracks für alle großen TV-Sender komponiere, traute ich mir das durchaus zu.“

In der Tat ist es dem Musiker und Verlagschef in den allermeisten Fällen sehr gut gelungen, sich an Bruhns Stil anzupassen. Vor allem in Folge 3, „Die Harfner des Titan“ ist eine gefühlvolle Umsetzung gelungen. Andererseits fällt mir als Kind der Zeit und Musiker dann doch auf, dass der zugefügte Sound stellenweise zu modern rüberkommt. Für meinen Geschmack fehlt da einfach der typische Früh-80er Rhythmus mit den „funky“ Basslines. Das ist nun allerdings tatsächlich meckern auf hohem Niveau und tut der Gesamtqualität der Produktion absolut keinen Abbruch.

Um das typische Kopfkinofeeling eines Hörspiels weiter zu forcieren, wurden an passenden Stellen zahlreiche Soundeffekte eingefügt. Auch hier achtete man peinlichst darauf, sich möglichst an der TV-Serie zu orientieren. Dieser Balanceakt funktioniert insgesamt hervorragend, so dass die oben erwähnte Dominanz im Erzählerpart auf kluge und unterhaltsame Weise abgemildert wird. Die Soundpalette ist dabei groß, wird aber akzentuiert eingesetzt. Auf Schockeffekte und übermäßige Lautstärkenvarianzen wurde gänzlich verzichtet. Der Klangteppich präsentiert sich eher als feine Zugabe, denn als Mittel zum Zweck. Hier sind Tom Steinbrecher und Sebastian Pobot, die gemeinsam für den Mix und das Sounddesign verantwortlich zeichnen, ein großes Lob auszusprechen. Das trifft auch auf die anderen Beteiligten, etwa Thomas Tippner zu, der die Dialogbücher schrieb.

Entgegen der offiziellen Pressemitteilung des damaligen Highscore Verlages (dieser wurde inzwischen in den Martim Verlag integriert) sind die Original Sprecher und die Musik Bruhns für mich nicht das einzige Highlight der Serie. Auch das tolle Sounddesign und die insgesamt aufwendige Umsetzung tun ihr übriges. The Return of Captain Future ist eine  gelungene Wiederbelebung des Franchise, bei der auch auf die kleinsten Details Rücksicht genommen wurde. Ein Wermutstropfen ist für mich die Veröffentlichungspolitik um die letzten beiden Episoden der ersten Staffel. Denn die oben bereits erwähnte zweiteilige Allen Steele Geschichte ist leider nur als Mp3 Download erschienen. Das ist mehr als schade, denn als Sammler möchte ich natürlich die komplette Season im Schrank stehen haben. Ein wenig schade empfinde ich auch die Cover- und Inlaygestaltung. Mir persönlich mangelt es hier etwas an Ideen- und Informationsreichtum. Obwohl die Farben im Vergleich, etwa zur Mark Brandis Reihe, wesentlich brillanter und schöner geraten sind, punktet der Konkurrent hier allerdings mit einem zweiseitigen Minibooklet und einer Tracklist.

Abgesehen davon ist The Return of Captain Future allerdings genau das Richtige für alle Curtis Newton Fans, die schon lange auf neuen Stoff gewartet haben.

Mag eine Neuauflage als Film oder TV-Serie auch noch so unwahrscheinlich sein. Hier bekommt man Kopfkino vom Feinsten auf die Ohren.

persönliche Bewertung: 5/6