Hörtipp: Oliver Döring: Die Zeitmaschine, zweiteiliges Hörspiel nach H. G. Wells

Oliver Döring gehört derzeit ohne Übertreibung zu den großen Stars der Hörspielszene. Sein beeindruckendes Portfolio umfasst unter anderem die Serien „John Sinclair: Edition 2000“ (bis Folge 70), „John Sinclair: Classics“, alle Star Wars Hörspiele, die in Deutschland seit 2004 erschienen sind und seit 2017 nun auch eine neue Reihe nach Werken des großen H. G. Wells.

Bereits 2017 erschien das zweiteilige Hörspiel Die Zeitmaschine, Fans vielleicht am ehesten durch den gleichnamigen, berühmten George Pal Filmklassiker von 1960 (Die Zeitmaschine) ein Begriff. Anders als der Film setzt Döring allerdings hier auf eine Modernisierung des Stoffs, in dem er seinen Protagonisten Jack kurzerhand in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts versetzt. Damit wird die 1895 als Roman veröffentlichte Geschichte rund 80 Jahre in die Zukunft verlegt. Kniffe wie dieser sind sowohl im Film, als auch im Hörspiel natürlich nicht neu und bei weitem nicht immer gut umgesetzt.  Hier gelingt der kleine Trick allerdings hervorragend. Als Hörer fühle ich mich einfach näher am Geschehen, das Kopfkino versetzt mich in eine Zeit, die ich mir leb- und bildhaft vorzustellen vermag. Schon das eigentliche Intro, dass sich noch eher lose an den Roman anlehnt, reißt mit und nimmt mich gefangen. Dieser Effekt verstärkt sich noch, wenn ich im Verlauf der über 2 Stunden Laufzeit feststelle, dass sich Döring ansonsten recht nah am Original orientiert, wundervoll!

Was mit dem Skript so vielversprechend beginnt, setzt der Autor, Cutter, Regisseur und Produzent auf technischer Ebene fort. Ein sattes, organisches und in jeder Sekunde glaubwürdiges Sounddesign, sowie ein toller Score begleiten den Hörer auf seiner Reise mit Jack durch die Zeiten bis in eine ferne Zukunft, in der er im Jahr 800000 auf die Eloj und Morlocks trifft. Die scheinbar perfekte Welt bröckelt schnell und schon bald muss sich Jack gemeinsam mit der schönen Weena, die er zuvor vor dem Ertrinken gerettet hat, nicht nur seines Lebens erwehren, sondern auch die Zukunft der Zukunft retten. Diese an sich bekannte Geschichte gewinnt aufgrund des Klangteppichs bald ebenso an Blockbustercharakter, wie der oscarprämierte Klassiker mit Rod Taylor und Yvette Mimieux.

Der Unterhaltungswert wird durch die Riege prominenter und hochklassiger Sprecher noch mehr gesteigert. In der Hauptrolle als Jack erleben wir Hans-Georg-Panczak, die deutsche Stimme von Mark Hamil. Bernd Rumpf, Fans als Synchronsprecher für Liam Neeson bekannt, spricht den Cabbs. Weiterhin sind zu hören Oliver Stritzel (Dwayne Johnson) als Mr. Blank, Reinhard Kuhnert (Kevin Bacon) als Mr. Chose und Susanna Bonaséwicz (Bibi Blocksberg) als Mrs. Watchett. Hörbüchfans erfreuen sich darüber hinaus an Sascha Rothermund oder Joachim Kerzel. In weiteren Nebenrollen sind unter anderem Alexander Doering, Peter Groeger und Christina Puciata zu hören.

Als Gesamtwerk ist der hier besprochene Zweiteiler Die Zeitmaschine von Oliver Döring und dem Label Folgenreich großes Kino für die Ohren. Skript, Sounddesign, musikalische Untermalung und last but not least die Sprecher: all dies verbindet sich zu einem homogenen Konstrukt, dass ich ganz sicher noch öfter in den Player einlegen werde und nicht mehr in meiner Hörspielsammlung missen möchte. Danke, Herr Döring. So macht Hörspiel Spaß!

Anmerkung: das Rezensionsexpemplar wurde mir freundlicherweise von der Agentur Glücksstern im Auftrag von Folgenreich/Universal Music zur Verfügung gestellt. Wie immer waren keinerlei Bedinungen, an die Überlassung geknüpft. Lediglich um eine zeitnahe Rezension des Expemplars wurde gebeten. Vielen Dank dafür.

persönliche Bewertung: 5(+)/6