Quelle: Cover und Bildmaterial: Pidax
Quelle: Cover und Bildmaterial: Pidax

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jan vom goldenen Stern (1980)

WDR, DVD: Pidax, drei Episoden á 35 Minuten; Produktionsland: BRD

Regie Peter Podehl, Drehbuch: Peter Podehl; Musik: Enno Dugend, Buchvorlage: Alexander Key

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Darsteller  
Balthasar Lindauer als Jan Lutz Hochstraate als Thomas Kaufmann
Thekla Carola Wied als Hilda Natascha Kilbinger als Julie
Hans Zander als Hecker Helmut Kosiarka als Stockum
Hermann Krott als Alf Boris Menzel als Horst
Elert Bode als Dr. Feller Eric P. Casper als Balder
Giseal Ferber als Emma Karl-Heinz Walther als Erkrath

Besprechung:

Inhalt:

Der kleine Jan lebt mit seiner Mutter auf einem anderen Stern außerhalb des Sonnensystems. Durch einen Unfall gerät er auf die Erde und erwacht benommen in einer Höhle. Er erinnert sich nicht an seine Vergangenheit, verfügt aber über geheimnisvolle, übermenschliche Kräfte. So kann er über zwanzig Meter weit und drei Meter hoch springen, sowie die Gedanken anderer Menschen lesen. Auf der verzweifelten Suche nach Hilfe stößt er auf Familie Kaufmann, die sich gerade im Auto auf dem Heimweg befindet. Mama Hilda, ihre Tochter Julie und Stiefpapa Thomas singen gemeinsam das alte Kinderlied „Frere Jaques“. Jan gelingt es, sich rechtzeitig vor das Auto zu legen, so dass die Kaufmanns ihn finden. Nachdem für Hilda klar ist, dass der Junge offenbar einen Schock erlitten hat, beschließt sie, ihn vorübergehend bei sich aufzunehmen. Doch schon bald gerät sie mit dieser Entscheidung in Schwierigkeiten, denn der kleine Jan hat auf seinem Irrweg von der Höhle zur Straße den ehemaligen Förster Hecker beim Wildern ertappt. Außerdem bleiben die außergewöhnlichen Kräfte des Kindes nicht unentdeckt. Während Hecker den vermeintlichen Zeugen aus dem Weg haben will, reißen sich der Staatsschutz und die Polizei um Jans Hellseherkünste. Die Jagd auf den Außerirdischen beginnt...


Fazit:

Ich habe ja schon öfter erwähnt, dass ich das Label Pidax wegen seiner ungewöhnlichen Veröffentlichungen sehr schätze. Mit Das verbotene Spiel brachte der Publisher etwa eine fast vergessene, wunderschöne kleine Miniserie zurück auf den den deutschen Markt, an das sich kein großer Verleger herangewagt hätte. Ähnliches lässt sich von Jan vom goldenen Stern sagen. Die Geschichte basiert auf dem Roman Das Tor zu einer anderen Welt des amerikanischen Science Fiction Autors Alexander Key (1904 – 1974). Das Drehbuch stammte von Peter Podehl, der auch die Regie für diese WDR Produktion übernahm.

Als HIlda tritt die wundervolle Thekla Carola Wied (u.a. ausgezeichnet mit dem Filmband in Gold, der Goldenen Kamera und dem Bambi) auf. Der Dortmunder Schauspieler Lutz Hochstraate , der in den 60er Jahren vor allem durch seine Darbietungen in „Heinrich IV.“ „Die Niebelungen“ und „König Richard II.“ auf sich aufmerksam gemacht hatte, übernahm die Rolle des sympathischen Thomas Kaufmann. Als Gegenparts sind unter anderem der vielfach ausgezeichnete Elert Bode (u.a. Bundesverdienstkreuz am Bande) als Dr. Feller, sowie Hans Zander als Hecker zu bewundern. Jan, oder im Roman Jon wurde von Balthasar Lindauer dargestellt, der hier in seiner ersten und eigentlich auch letzten Hauptrolle im deutschen Fernsehen zu sehen war.

Der Dreiteiler stammt aus dem Jahr 1980 und ist somit nur ein Jahr nach Das verbotene Spiel produziert wurden. Entsprechend ähnlich müssen die Grundbedingungen gewesen sein. Mit nur wenig Geld ausgestattet, setzte Podehl mehr auf Handlung und gute Schauspieler, denn auf teure, nicht realisierbare Spezialeffekte. Die wenigen, die im Film vorhanden sind, sind aus heutiger Sicht tatsächlich nicht der Rede wert. Jans unglaubliche Sprungkünste etwa wurden mittels eines Akrobatenseils realisiert, dass man das ein oder andere Mal denn auch mehr als nur deutlich wahrnimmt. Hinzu gesellen sich einige Blue Screen Aufnahmen und einige andere zweckmäßige Trickeffekte. Diesen Umstand kann man natürlich bemängeln, vielleicht sogar belächeln, wenn man unbedingt mag. Doch bleibt  zu bedenken, dass jedes Filmwerk eben nicht nur ein Kind seiner Zeit, sondern auch der Umstände ist. Bekanntermaßen wird bis heute in Deutschland eher selten wirklich viel Geld in der TV-Landschaft in die Hand genommen, im Bereich Jugendproduktionen für das Fernsehen erst recht nicht. Wie viel komplizierter müssen die Bedingungen im Jahr 1980 gewesen sein.

 

Doch dieser Umstand ist meines Erachtens sowieso eher irrelevant. Denn dieser kleine Trip in die Vergangenheit birgt ein ganz anderes Potential in sich. Zunächst einmal ruft er Erinnerungen an eine Zeit wach, in der man auch Filme noch mit einer gehörigen Portion Fantasie genoss. Ich erinnere mich bisweilen gerne an jene Epoche, in der Polizeiautos und -uniformen noch grün waren, Autos eckig wie Streichholzschachteln aussahen und etwas Besonderes waren. Mit etwas Wehmut träume ich mich in eine weniger hektische Zeit zurück, in der die Nachbarn hin und wieder bei uns schellten, um zu fragen, ob sie unser Telefon benutzen dürften. Ein anderes Mal baten sie, das Länderspiel Deutschland – Italien mitschauen zu dürfen, weil wir einen Farb TV von Loewe Opta hatten.

 

Neben rein persönlichem Mehrwert zeichnet sich das Werk allerdings auch durch eine kindgerechte Handlung über den so anderen Jan aus. Völlig gewaltfrei und ohne erhobenen Zeigefinger gelingt es Podehl mit einem Augenzwinkern, die deutsche Lebensweise jener Tage darzustellen. Geheimdienste, Polizei und Landeskriminalämter, die einen kleinen Jungen für einen Spion halten, ist etwa eine zarte Persiflage an den Kalten Krieg. Jans Fähigkeiten des Gedankenlesens und seine Supersprünge von zwanzig Metern wecken darüber hinaus Begierden, aber auch schlicht Angst. Schön sind auch die Rollen des wildernden ehemaligen Försters Hecker und des Kleinkriminellen Stockum angelegt, die bei Kindern für ähnliche Spannungsmomente, wie etwa die Antagonisten in „Fünf Freunde“ sorgen.

Jan vom Goldenen Stern ist vielleicht kein Meisterwerk des deutschen Jugendfernsehens der späten 70er und frühen 80er Jahre. Tatsächlich finde ich Das verbotene Spiel um einiges schöner. Doch für einen netten und erholsamen Trip in die Vergangenheit ist diese Miniserie genau das Richtige. Nostalgiefreunde, vor allem solche die beispielsweise „Fünf Freunde“ oder die jüngere ZDF Weihnachtsserie Patrik Pacard mögen, sollten sich ebenfalls mit diesem fast vergessenen Stück deutscher TV Geschichte wohlfühlen.

persönliche Bewertung: 4(-)/6