Quelle: Cover und Szenenfotos: Network Studios
Quelle: Cover und Szenenfotos: Network Studios

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fireball XL5 (1962 - 1963)

APF Films, Network Studios, noch nicht in Deutschland ausgestrahlt; Produktionsland: GB, 39 Episoden á ca. 28

min in einer Staffel, schwarz/weiß; gefilmt in Supermarionation; Idee: Gerry und Sylvia Anderson, Produktion:

Gerry Anderson; Musik: Barry Gray

_____________________________________________________________________________________________________________________________________

Darsteller  
Colonel Zodiac: Paul Maxwell  
Dr. Venus: Sylvia Anderson  
Professor Matthew Matt Matic: David Graham  
Zoonie: David Graham  
Robert: Gerry Anderson  
 Commander Zero: John Bluthal  

Besprechung:

Inhalt:

Das Jahr 2063. Colonel Steve Zodiac patrouilliert mit seinem Raumschiff XL5 in den Raumsektoren 25 bis 28, um die Erde vor Schmugglern, Dieben und Invasoren zu schützen. Unterstützt wird er von seiner Crew, dem Navigator und Techniker Professor Matthew Matt Matic, der Bordärztin Dr. Venus, ihrem außerirdischen affenähnlichen Tier Zoonie und dem Roboter Robert. Weitere Hilfe bekommt das Team von Space City aus, das unter der Leitung von Commander Zero steht.

Immer wieder geraten Steve und sein Team in Gefahr, gibt es doch Weltraumpiraten, verrückte Despoten, Aliens, die die Erde erobern wollen, Betrüger, Diebe und Spione, die nur ein Ziel haben: Zodiac auszuschalten, um ihre bösen Machenschaften durchzusetzen. Dazu ist den Bösewichten jedes Mittel recht, so wird Robert immer wieder Ziel elektronischer Angriffe, die XL5 wird sabotiert, oder Teile der Crew betäubt und entführt.

Doch die Mannschaft der XL5 lässt sich nicht beirren und stellt sich heldenhaft jedem noch so haarsträubenden Abenteuer, denn schließlich gilt es, die Erde zu verteidigen...

 

Fazit:

Das heutige CGI Animationskino und -fernsehen ermöglicht Drehbuchautoren quasi alles zu schreiben, was sie wollen. Grenzen gibt es nicht, alles ist film- und machbar. Das ist natürlich in einem Genre wie der Science Fiction grundsätzlich ein Vorteil. Es gibt entsprechend auch viele Animationsfilme und -serien, die nicht nur toll aussehen, sondern es auch sind. Wall E – der letzte räumt die Erde auf, ist etwa so ein  Film. Oder nehmen wir, um ein weiteres Beispiel zu nennen Star Wars: The Clone Wars. Optisch ist diese TV-Serie wirklich super. Die Autoren können sich austoben und es so richtig krachen lassen. Man kann jeden Alien, jeden Planeten, jedes Raumschiff und jede „Laserknarre“ erfinden, die man sich auch nur entfernt vorzustellen vermag.

 

Leider jedoch hat diese tolle neue Zeit des Fernsehens auch seine Schattenseiten, denn ältere Verfahren des Trickfilms, die auf ihre Art nicht minder schön als die CGI Animationsfilme und -serien sind, bleiben leider auf der Strecke. Das gilt für den klassischen Zeichentrickfilm genauso, wie für den Puppen- und Marionettenfilm. Die älteren unter uns erinnern sich sicherlich noch an die „Augsburger Puppenkiste“ und Robbie, Tobbie und das Fliwatüüt. Ich war zwar ein kleiner Junge von knapp sechs Jahren, als diese Serie das erste mal im TV lief, doch begeistert war und bin ich auch heute noch.

Neben dieser Art von „Marionettenfernsehen“ gab es allerdings noch eines. Eines das nicht nur für Kinder allein war und aus England zu uns kam. Die Rede ist natürlich von den zahlreichen in Supermarionation gedrehten SciFi-Puppenserien von Gerry Anderson und ins besondere von Fireball XL5. Die Serie stammt aus den Jahren 1962 - 1963 und ist schon so erstaunlich gut gemacht, mit so aufwändigen Kulissen und Modellen ausgestattet, dass man bei einigen Szenen schon genauer hinschauen muss, um zu erkennen, dass es sich nicht um eine Realserie handelt. Und obwohl die Show letztendlich für Kinder konzipiert wurde, hat sie sich ein weltweites, vor allem auch erwachsenes Publikum erobert.

 

Das liegt unter anderem an dem Plot um das von Steve Zodiac gesteuerte Patrouillenraumschiff XL5, der mit seiner Mannschaft hauptsächlich Sektor 25-28 bewacht und dabei von der auf der Erde in Space-City operierenden Space-Patrol-Zentrale unterstützt wird. Wie auch Stingray und Thunderbirds, ebenfalls Andersons Schöpfungen, hat das Raumschiff Fireball XL5 und seine Crew auch heute noch eine riesige Fangemeinde, die sich u.a. im offiziellen Fanclub „Fanderson“ vereint hat. Noch heute werden viele der Modelle von damals nachgebaut, es gibt Fanfilme und Conventions. Der 2012 verstorbene Serienerfinder würde sich über diese Ehrung seines Lebenswerkes sicherlich sehr freuen, hat er er doch Zeit seines Lebens ein offenes Ohr für die Fans gehabt.

 

Sehr beliebt ist auch Zodiacs Crew geworden, der schrullige Professor und Navigator Matt Matic, sowie die schöne Bordärztin Venus und ihr Lazoon Zoonie, ein affenähnliches intelligentes außerirdisches Tier. Fehlen darf natürlich auch nicht der Roboter Robert, Steuermann und Bewacher der XL5. Diese Figuren nehmen so viele Charaktere späterer Serien vorweg, dass man sich manchmal nicht nur an Andersons Realserien erinnert fühlt. Es würde mich nicht wundern, wenn eine von Rolf Honolds Inspirationsquellen zu Raumpatrouille Orion eben jene Puppenserie gewesen wäre, über die ich hier schreibe. Andererseits könnte auch Gene Roddenberry die ein oder andere Idee von Gerry Anderson adaptiert haben.

Als Anderson Fan kannte ich natürlich die Thunderbirds (allerdings leider nur auf deutsch, inzwischen besitze ich den UK-Import) und Stingray (die just ebenfalls als UK Import bei mir eingetroffen ist), nicht aber die mir nun vorliegende Show. Ich habe schon mehrfach daran gedacht, mir die Serie zu bestellen, fand sie aber bisher doch im Vergleich etwas zu teuer. Wie das so ist, kamen auch immer andere Projekte dazwischen.

 

Nun hatte ich vor kurzem das große Glück, die Show von englischen Freunden geschenkt zu bekommen. Ich konnte mein Glück kaum fassen und kann nur sagen, dass es sich um SciFi vom Feinsten handelt. Die Storys sind kindgerecht aber spannend umgesetzt, die Sprecher geben sich aller größte Mühe, ihren Figuren Leben einzuhauchen, was auch bestens gelingt. Die handwerkliche Umsetzung ist mehr, als nur gut sie ist schlicht grandios. Sicherlich sind die späteren Anderson Serien gar noch einen Tick besser. Doch die sich bewegenden Augen und Münder der Marionetten, sowie die extra dünnen Fäden des Supermarionation-Verfahrens sind schon klasse. Sie schaffen in Verbindung mit den extrem aufwendigen Kulissen und Modellen eine Atmosphäre, wie sie besser für eine Space Opera nicht geschaffen werden könnte. Darüber hinaus gibt es wiederkehrende Schurken und sympathische Nebencharaktere, wie etwa Commander Zero und sein Adjudant Lt. David Graham.

Die ersten Gehversuche mit Andersons patentierten Supermarionation Verfahren sind hier schon wirklich geglückt, wenn auch noch nicht ganz so perfekt, wie bei den Thunderbirds, die tricktechnisch sicherlich den Höhepunkt der Puppenserien aus dem Hause APF/ITG darstellt. Noch erkennt man in vielen Sequenzen meist die Fäden der Marionetten, doch es gibt schon einige Einstellungen, wo dies nicht mehr der Fall ist. Und schon im Nachfolgewerk  muss man wirklich sehr oft schon recht genau hinschauen, um überhaupt noch welche zu erkennen.

Mit Fireball XL5 hat Gerry Anderson ein Stück Fernsehgeschichte geschaffen, das durch das moderne CGI-Verfahren leider immer mehr in Vergessenheit gerät. Nein, ich bin kein ewig gestriger, ich mag CGI, die Technologie ist, vernünftig angewendet für die Science Fiction geradezu ideal. Was ich allerdings nicht mag ist, dass es kaum noch anderes Animationskino und -fernsehen gibt, denn gerade eine Show wie die hier besprochene beweist mehr als eindeutig, wie wunderschön eine Fernsehserie mit Marionetten sein kann, wenn man sie denn nur liebevoll genug produziert wurde.

persönliche Bewertung: 5/6