Lesetipp: Linda Nagata: The Red 2 - Prüfungen

Mit The Red 2 – Prüfungen setzt der Crosscult Verlag die erfolgreiche Military Science Fiction Reihe der US-amerikanischen Autorin Linda Nagata fort. Auf fünfhundertzwanzig Seiten erzählt die Schriftstellerin die Geschichte um Lieutenant Shelley und seine Vernetzte Kampfgruppe weiter. Die Überlebenden müssen sich vor Gericht für ihre Taten während der unauthorisierten und illegalen Operation „Erstes Licht“ vor einem Militärgericht verantworten. Auf Druck der Öffentlichkeit bleibt den Soldatinnen und Soldaten die Haft erspart. Sie werden sogar ehrenhaft aus der Army entlassen und erhalten für einige Monate ihren Sold weiter. Doch schon bald schließen sie sich einem neuen Kreuzzug an, denn Carl Vanda, Thelma Sheridans Partner, verfügt noch über Atomwaffen, die unbedingt aufgespürt werden müssen. Eine private Organisation mit mächtigen Verbündeten finanziert die Aktion und stattet das Team mit neuer Ausrüstung aus. Doch dieses Mal wird sich alles ändern, die Karten werden neu gemischt und ein neuer Mitspieler taucht auf...

Weiter soll an dieser Stelle nicht ins Detail gegangen werden. Wer wissen möchte, wie die Geschichte um Shelley und seine VKG weitergeht, dem sei der Kauf des zweiten Bandes der Reihe The Red (Die Besprechung zu Teil eins findet Ihr hier) wärmstens ans Herz gelegt. Zwar habe ich mich für meinen Teil immer noch nicht ganz an den ungewöhnlichen Stil Nagatas gewöhnen können. Schließlich ist es vornehmlich im deutschsprachigen Raum  eher verpönt, Romane im Präsens (Gegenwartsform) abzufassen.  In Verbindung mit der Ich-Perspektive fassen viele professionelle Schriftsteller diesen Bruch mit den üblichen Konventionen gar als laienhaft und schlechten Stil auf. Doch gerade aus dem angelsächsischen Raum schwappen in den letzten Jahren immer mehr Werke über den großen Teich, die entweder die eine, die andere, oder wie hier, gar beide Stilmittel miteinander kombiniert verwenden.

Das mag zunächst ungewohnt erscheinen. Wenn jemand allerdings so ausgesprochen gut wie Nagata mit diesen Stilmitteln umzugehen vermag, bringt dies durchaus einen gewissen frischen Wind mit sich. Hat man sich erstmal an diese neue und mutige Herangehensweise gewöhnt, liest sich das Ganze mehr wie ein Bericht, als wie eine Geschichte. Dadurch fühle ich mich als Leser näher am Geschehen und tiefer in Shelleys Gefühlswelt hineingezogen.

Die Geschichte selbst startet im ersten Drittel verhältnismäßig gemächlich. Wir erfahren, nicht nur ausführlich, wie sich der Koma-Tag auf die angeschlagene Wirtschaft und die Gesellschaft der USA an sich auswirkt. Auch das weitere Schicksal der Vernetzten Kampfgruppe um Shelley wird thematisiert. Nebenbei präsentiert Nagata quasi häppchenweise Antworten auf Fragen, die mich bereits im ersten Teil beschäftigten. Dabei vermeidet die Autorin es allerdings geschickt, zu viel preis zu geben und lässt so ein Damoklesschwert über unsere Helden schweben, dass sich jederzeit senken könnte. Das zweite Drittel von The Red 2 – Prüfungen wartet mit einem tollen Twist auf, der das Zeug dazu hat, die Karten noch einmal völlig neu zu mischen. Da kommt Spannung auf! So viel sei verraten: Shelleys Geschichte und seine ihm vom „Roten“ zugedachte Aufgabe scheint noch lange nicht am Ende angelangt sein. Und das ist verdammt gut so!

Denn ich hoffe, dass uns Linda Nagata noch mit einigen weiteren Teilen aus dieser überaus gelungenen Reihe erfreuen wird und diese ihren Weg in die deutschen Buchhandlungen und e-Bookshops finden wird. The Red ist für mich eine der besten Military SciFi Reihen der letzten Zeit: hochaktuell, teilweise brisant, aber doch fantasievoll und konsequent durchdacht.

persönliche Bewertung: 5(+)/6