Roman, 528 Seiten

ISBN - 10: 3959811527

ISBN -13: 978-3-95981-152-1

Verlag: Crosscult

Preise: Taschenbuch: 16,00€, eBook: 9,99€

Webseite: http://www.cross-cult.de/

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Lesetipp: Linda Nagata: The Red 1 - Morgengrauen

Als ich The Red 1- Morgengrauen aufschlug, war ich zunächst einmal etwas geschockt. Der Roman ist nämlich im Präsens (Gegenwartsform) und aus der Egoperspektive geschrieben, beides stilistische Mittel, die mir eigentlich so gar nicht zusagen wollen. Dennoch ist es derzeit offenbar in Mode gekommen, zu derartigen schriftstellerischen Kniffen zu greifen, um dem Leser ein Gefühl des Neuen zu präsentieren. Tatsächlich war ich deshalb sogar fast geneigt, gar nicht weiterzulesen. Diese Entscheidung hätte sich allerdings als grober Fehler erwiesen. Denn der Startschuss zu dieser, von Linda Nagata geschriebenen, Serie ist jenseits aller persönlichen Vorurteile mehr als nur gut gelungen.

Nagata erzählt die Geschichte einer nahen Zukunft, in der die Persönlichkeitsrechte stark eingeschränkt sind. Das US Militär hat sich von großen Sicherheitskonzernen wie den Giganten „Vanda-Sheridan“ und „Uther-Fen“ abhängig gemacht. Die „großen Drachen“ genannten Konzerne sind die wahren Herrscher der Welt. Sie bestimmen, wo, wann und mit wem Krieg geführt wird und sorgen auf diese Weise für einen stetigen Geldfluss. Viele hohe Militärs und Politiker sind korrumpiert und scheren sich nicht um Menschenleben.

In dieser Zeit tut der junge Lieutenant James Shelley seinen Dienst in Afrika. Er ist leitender Offizier einer VKG (Vernetzten Kampfgruppe), die mit neuester Militärtechnologie ausgestattet ist. Der Name ist Programm, denn tatsächlich sind die Soldaten über ihre Helme und auf dem Schädel aufliegenden elektronischen Netzen jederzeit miteinander verknüpft. Shelley wird von seinen Kameraden „König David“ genannt, weil er einen nahezu unglaublichen Riecher für Gefahrensituationen hat. Diese Fähigkeit hat ihnen allen bereits mehrfach das Leben gerettet. Doch während Shelleys Kumpel Ransom glaubt, sein Lt. wäre ein Auserwählter Gottes, zieht eine Macht im Hintergrund die Fäden, die ganz andere Ziele verfolgt, als es Gott je im Sinn hätte haben können...

Das klingt nicht nur nach guter Militäry SciFi, das ist es auch! Nagata versteht es mit viel Gespür, moderne Technologien weiterzudenken und in den Alltag einer Soldatengruppe der näheren Zukunft zu integrieren. So macht es allein schon Spaß, sich in den Gebrauch der zahlreichen Gimmicks unserer Kampfgruppe hineinzulesen. Egal ob Exosklette, Drohnentechnologie, oder Waffenzielsysteme. Man merkt der Autorin einfach an, dass sie im Vorfeld gut recherchiert hat. Dabei gelingt es ihr, den Krieg der Zukunft so zu entwerfen, dass er in keinster Weise übertrieben wirkt. Das ist in der Science Ficton selten und meiner Ansicht nach gar nicht hoch genug zu bewerten.

Die Tatsache, dass die Geschichte dabei nicht in den Weiten des Alls, sondern eben hier, auf Mutter Erde angesiedelt ist, stellt sich als weiterer Pluspunkt heraus. Hinzu kommt, dass Nagata nicht einfach nur ein schlichtes Soldatengemetzel mit netter Rahmenstory präsentiert. Der Band gliedert sich in drei Teile, die nicht allein auf Action abzielen, sondern vor allem auch darauf, die Hauptfigur zu etablieren und zu charakterisieren. So ist Shelley nicht einfach nur ein loyaler, stumpfer Soldat, der Befehle ausübt. Jenseits seiner vom Militär aufoktroyierten Rolle ist James ein durch und durch glaubwürdiger Mensch in einer wundervoll gezeichneten, erschreckend anmutenden Nanopunk-Welt.

Der Roman hat mich mich wirklich überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass mich ein Schreibstil, der auf Präsens und Egoperspektive setzt, jemals so fesseln könnte. Doch die von Nagata entworfene Welt, der interessante Plot, sowie die tolle Hauptfigur haben mich eines Besseren belehrt. The Red 1- Morgengrauen ist so fesselnd und erfrischend, dass ich mich schon jetzt auf den bald erscheinenden zweiten Band dieser unterhaltsamen Reihe freue.

persönliche Bewertung: 5(+)/6