Projekt S.E.T.I. - Signale aus dem All

Hörspiel

Label: Maritim/Audition

Erscheinungsjahr: 1978

Dauer: 47:59 Minuten

seit  2016 wieder als MP3 Download oder im Audible Abo erhältlich

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Hörspielhistorie V: Projekt S.E.T.I. - Signale aus dem All

Was für EUROPA ab Ende der 60er Jahre die lose Jugendserie Ein Weltraumabenteuer war, sollten wohl etwa zehn Jahre später für MARITIM die Science Fiction Documente werden. Die kurzelebige Serie brachte es allerdings im Gegensatz zur Konkurrenz leider nur auf insgesamt drei Hörspiele, wovon das hier besprochene S.E.T.I. - Signale aus dem All den Startschuss darstellte. Der Plot basiert dabei auf dem real existierenden Forschungsprojekt S (search for) E(xtra) T(errestrial) I(ntelligence) und versteht es in den ersten Minuten ansprechend über die Mission zu informieren. Auf dieser Basis entwickelt sich ein spannender Plot um Dr. Raymon Coleman (Präsident des JPL, Pasadena) und seinem anfänglichen Gegenspieler Senator Hazelwood, der S.E.T.I. aus finanziellen Interessen auf Eis legen möchte. Gerade als das Schicksal der Einrichtung besiegelt zu sein scheint, empfängt der Hauptcomputer ein ungewöhnliches Signal. Zunächst glaubt Hazelwood an einen Trick, doch bald schon stellt sich heraus, dass es sich um eine gezielte Nachricht vom nur sechs Lichtjahre entfernten Barnard' s Stern handelt. Ob und mit wem das S.E.T.I. im Jet Propulsion Laboratory (kurz: JPL) nun tatsächlich kommuniziert, findet Ihr vielleicht am besten selbst heraus.

Tatsächlich hatte das Institut im Jahr 1977, nur ein Jahr vor dieser Produktion, ein so ungewöhnliches Signal entdeckt, dass sein Entdecker Jerry Ehman es auf dem Computerausdruck mit dem Wort Wow! gekennzeichnet hatte. Das Signal gilt bis heute als inhaltlich bestes Indiz für den Versuch einer interstellaren Kommunikation, obwohl auch andere Interpretationen (etwa ein Kometenvorbeiflug oder ein Pulsar) möglich erscheinen. Es ist bemerkenswert, dass MARITIM offenbar Ende der 70er Jahre gerne Stoffe für Science Fiction Hörspiele adaptierte, die auf Sachbüchern (beispielsweise Erich von Dänikens) oder auf wissenschaftlichen Begebenheiten (S.E.T.I., Raumfähren etc.) basierten. In Zeiten, in denen die meisten Hörspiele eher, im wahrsten Sinne des Wortes, phantastisch waren, stellte diese Idee nach meinem Dafürhalten eine echte Innovation dar.

S.E.T.I. - Signale aus dem All gehört dabei für mich zu den sehr geglückten Produktionen der End-70er. Wie schon der vor einigen Monaten besprochene Dreiteiler Die Zeitmaschine, stammt auch diese Miniserie von Peter Bars alias H. G. Francis (1936 - 2011), der für nahezu unzählige Science Fiction Romane, Heftromane und Hörspiele verantwortlich zeichnet. Als Dr. Coleman fungiert der wundervolle Friedrich Schütter (1921-1995), den wir schon als Professor Bailey in der oben erwähnten Zeitmaschine bewundern durften. Auch Wolf-Dieter Strubel ist wieder als Erzähler an Bord und lässt in mir sofort das wohlige Gefühl bekannter und und geliebter Stimmen meiner Jugend aufkommen. Günter Dockerill (u.a. in zahlreichen "Edgar Wallace" Hörspielen zu hören), übernahm die Rolle des Senator Hazlewood. Christine Telen (Science Fiction Documente 2 und 3) spricht die Assistentin Dr. Allister und Joachim Richert (u. a. „Asterix“, Die drei ???) gibt den General Buchanan.

Ähnlich geglückt wie die Sprecherwahl, erweist sich auch das Skript. Aus der oben bereits erwähnten Prämisse spinnt Bars einen stringent erzählten interessanten Plot, der nicht nur Kindern und Jugendlichen ab etwa zehn Jahren, sondern auch Erwachsenen einigen Spaß machen dürfte. Kleine, feine Seitenhiebe gegen das damals vorherrschende System, aber auch gegen die menschliche Streitsucht an sich, zeichnen diese spannende Geschichte aus. Wir haben hier also nicht einfach nur eine jugendgerechte Space Opera vor uns, sondern durchaus eine SiFi-Story, die ein wenig Anspruch und eine Message transportiert, wobei natürlich nicht vergessen werden darf, aus welcher Zeit die Produktion letztlich stammt. Als kleiner Kritikpunkt sei anzumerken, dass mir das Ende etwas zu abrupt ist und eigentlich Raum für eine Fortsetzung gelassen hätte, die aber anscheinend nie geplant war. Das ist schade, aber im Hinblick auf die Intention des Autors nachvollziehbar.

Das Sounddesign präsentiert sich als gut durchdachter, organischer Klangteppich, der darüber hinaus noch passend eingesetzt wurde. So wird die eigentliche Geschichte hervorragend unterstützt. Anders als bei anderen Hörspielen, verzichtete man so weit wie möglich auf Synthesizerklänge und anderweitige Elektrosounds. Nur dort, wo sie seinerzeit offenbar als unverzichtbar galten (Computer etc.) wurden sie tatsächlich eingesetzt. Das schmeichelt dem Ohr und erhöht den Kopfkinofaktor ungemein. Insgesamt ist Projekt S.E.T.I. - Signale aus dem All für mich also ein gelungenes Kind seiner Zeit, dass man auch heute sehr gut hören kann.

persönliche Bewertung: 4(+)/6