Perry Rhodan erscheint derzeit in folgenden Auflagen:

als Heftroman: mehrere Auflagen, mehr als 2800 Romanhefte

Silberedition: Hardcoverbände, mehr als 97 Bände

Taschenbücher: Perry Rhodan Neo, mehr als 100 Bände

Hörbücher: Alle Silbereditionen und Perry Rhodan Heftroman seit Band 2400

Hörspiele: mehrere Serien

Verlage:

Pabel Moewig (Heftromane, Silberedition und Perry Rhodan Neo

Zaubermond: Perry Rhodan Hörspiele, 10 Teile

Audible: Heftromane, Silbereditionen, Perry Rhodan Neo, mehrere Hörspielserien

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Perry Rhodan - ein Gastbeitrag von Dietmar Döring

Alles begann, nachdem 1976 meine Oma gestorben war und wir die Wohnung leermachten... Als ich den Schlafzimmerschrank öffnete, kamen mir ungefähr dreihundert Heftromane entgegen – Perry Rhodan, Atlan, Terra Astra, Rex Corda, Ren Dhark, ja, und einige Perry Rhodan-Leihbücher waren auch noch dabei. Das waren schon Hardcover. Das Papier war eher wie Pappe, es hatte eine ziemlich miese Qualität, und jedes dieser Bücher beinhaltete zwei Heftromane der Serie. Diese Leihbücher stammten übrigens aus Leihbüchereien in Tabakgeschäften, wo man sie für damals 20 Pfennig für eine Woche ausleihen konnte. Ich gebe zu, ich vergaß auch, einige davon zurückzugeben, hüstel... Übrigens: Zu diesen Heften kam ich zwar wie die Jungfrau zum Kind, aber das trifft nicht auf das Perry-Lesen selbst zu. Meine Großmutter hat mir ihre Heftromane nämlich schon viele Jahre vorher immer ausgeliehen. Schlau, wie die alte Dame war, hat sie mir jeweils immer nur zwei Hefte zugleich gegeben („...damit ich sie ja auch wiederkriege...“). Wie dem auch sei, damit fing alles an... Wenn ich mich recht entsinne, waren die höchsten Nummern der Hefte meiner Oma am Anfang des Aphillie-Zyklus (ab 700), meine ersten auf einem Familienausflug selbst gekauften Hefte trugen die Nummern 750 und 776. Von da an war ich dabei.

In den sechziger und siebziger Jahren gab es dann aufgrund der damaligen gesellschaftlichen Umstände und der Tatsache, das die Autoren noch der Kriegsgeneration angehörten, eine starke, politisch motivierte Anti-Perry-Stimmung. Eine kleine, ideologisch fanatisierte Gruppe SF-Fans benutzte das Fanzine „Science Fiction Times“1 für Polemik den Romanen, ihren Schöpfern und Lesern gegenüber. Der von dem Magazin gestartete Feldzug wirkt letztlich in den Köpfen und der Berichterstattung bis in die heutige Zeit nach und setzte das gesamte PR-Fandom einer gnadenlosen Abwertung aus. Das ging damals soweit, das jeder Perry Rhodan-Autor und -Fan ohne Ansehen der Person pauschal als „Faschist“ und „Militarist“ beschimpft werden konnte. Genauso erging es der Serie selbst, Perry wurde aufgrund passend ausgewählter Beispiele und deren voreingenommener Analyse quasi als Weltraumnazi dargestellt. Es sei jedoch angemerkt, das es sich bei den so besprochenen Romanen aus heutiger Sicht lediglich um die aus den bis dahin erschienenen Anfangszyklen der Serie handelte. Diese glänzten leider tatsächlich nicht unbedingt durch das, was man heute Political correctness nennt. Der reale Kalte Krieg setzte sich so im Kleinen fort. Vielleicht lag das auch mit daran, das „Perry Rhodan“ im selben Verlag erschien, in dem „Der Landser“ herauskam... Misstrauen, Verletzung, Selbstverleugnung und Rückzug auf Seiten der Perry-Fans waren die Folge. Selbstverständlich waren (westliche) Science Fiction-Romane, vor allem aber Perry Rhodan, im Umkehrschluss später auch keine „richtige Literatur“ mehr. In Deutschland gibt es nun leider einmal auch diese Einteilung in „E“ und „U“: Das Seriöse, Kulturelle, qualitativ Hochwertige für die gebildete Elite (oder wer sich dafür hält), das Unterhaltende, Ablenkende, Populistische, Lustige, also der klischeebeladene „Schund“, für die ungebildete, primitive Masse. Diese arrogante und für Manipulationen aller Art wie geschaffene Geisteshaltung ist natürlich nicht verschwunden. Doch Licht und Schatten, Gutes und Schlechtes, Formelhaftes und Ausgezeichnetes, Schönes und Hässliches gab und gibt es in beiden Bereichen dieser m. E. künstlichen Einteilung immer. Entscheidend ist letztlich nur der persönliche Geschmack. Diese Vorurteile fanden jedoch leider Einzug in offizielle Lehrmaterialien und wurden permanent unhinterfragt aufgegriffen.2 Daraus resultierten die stellenweise  auch  heute  noch gehässigen Kommentare über Science Fiction und Fantasy im  Allgemeinen   und  Perry  Rhodan  im Besonderen (jedenfalls, solange man nicht  selbst  durch  den  „Konsumenten Fan“ finanziell profitiert...). Na  gut, dies   soll   erst   einmal  als   kleine  Anmerkung  dazu  genügen.  Wer  sich näher informieren will, findet unter anderem im Internet natürlich massig Quellen,  die ich jedem interessierten Leser nur wärmstens empfehlen kann.

 

Perry   Rhodan   ist   die   in   Deutschland  erfundene  und geschriebene „Größte Science  Fiction-Serie“  (Verlagseigenwerbung).  Alleine  die  PR-Heftromanserie hat   bald  die  Ausgabe  Nr. 3000  erreicht.  Das  ist  für  sich  genommen schon unglaublich – von  allen  übrigen  mit  der Serie  verbundenen  Erzeugnissen (z. B. Taschenbücher ,   eBooks ,   Biographien  ,  Lexika ,  Bildbände ,   Rißzeichnungen, Comics,  Hardcover   ((u. a. auch die PR-Chroniken)),  Auslandsausgaben u. a.)  mal ganz  abgesehen.  Seit  1961   wuchsen  damit  Generationen  von SF-Fans beider Geschlechter  auf.  Bald   kam   Atlan  hinzu,  eine   Parallelserie,   die  im  selben Universum  spielt .  Apropos:  Das  sogenannte  „Perryversum“  ist   inzwischen derart groß und verzweigt geworden, das es sich vor bekannten US-TV-Serien nicht verstecken braucht. Die Datenmengen, die es mittlerweile gibt, sind fast unüberschaubar geworden, was für Neueinsteiger leider ein nicht geringes Problem darstellt, trotz aller möglichen Hilfen des Verlages und der Fans. Die Schwierigkeit liegt vor allem darin, das alles mit allem irgendwas zu tun hat, die gesamte Serie also ein homogenes Ganzes ist, dessen Handlung aufeinander aufbaut. Einzelromane oder kurze Serien sind da zugegebenermaßen besser zu „verdauen“. Dafür ist aber auch für jeden Geschmack was dabei. Die Bandbreite der vielen Geschichten ist schreibtechnisch wie auch thematisch riesig, und das ist auch gut so. Ein großes, hervorragend motiviertes Team, bestehend aus Charakteren mit Eigenheiten und verschiedenen Fähigkeiten, gibt sein Bestes, und wir honorieren es, in dem wir die wöchentlich erscheinenden Abenteuer unserer kosmischen Helden kaufen und verschlingen – bon Appetit!

Die Marke „Perry Rhodan“ ist heute beinahe in jedem Bereich der Medien vertreten. Es gibt fast alles, was man beispielsweise aus dem Star Trek-, Star Wars-, Herr der Ringe-, Game of Thrones- oder Galactica-Fandom kennt. Auch hier gibt es also für Jeden etwas. Das reicht von Computerspielen, Animationen, Comics, Modellbausätzen und coolen Fanfilmen bis hin zu Plüschfiguren, Kostümwettbewerben, Miniaturen und unzähligen Internetforen der Fans. Mit Ausnahme eines offiziellen Kinofilmes oder einer Fernsehserie – die sind zwar schon immer heiß ersehnt und auch oft in Aussicht gestellt worden, geklappt hat es jedoch leider noch nie Die PR-Fans sind aber natürlich ebenso wie ihre KollegInnen aus den anderen Universen rührig dabei, ihre Helden auch auf großen und kleinen Cons (Treffen) begeistert zu feiern. Das Perry Rhodan-Fandom (Fandom = eine Zusammenziehung aus „Fan((atiker))“ und „Kingdom“) quillt über vor den Ergebnissen der fleißigen Schreiber, Zeichner, Bastler, Computerkünstler und so weiter. Die sogenannte Fanfiction braucht sich vor der der anderen Fans schon lange nicht mehr verstecken – wer vor allem in den Anfangszeiten des Fandom seine Geschichten und Bilder in nur fotokopierten oder schon gedruckten Fanmagazinen (den sogenannten Fanzines) veröffentlichen konnte, ist nach dem Boom des Internets oft genug auch heute noch dabei. Die Menge an allem Möglichen, was Fans so zu produzieren in der Lage sind, ist riesig. Dabei sind die Fans von Perry Rhodan beileibe nicht nur bloße Konsumenten, die sich lediglich ihren Lesestoff besorgen und ansonsten dumpf und an der Welt nicht interessiert vor sich hinbrüten. Im Gegenteil: Nicht nur meiner eigenen, unbescheidenen Meinung nach sind besonders Science Fiction- und Fantasy-Fans an allem interessiert, was sich auf unserem Globus und im umgebenden Weltraum so abspielt. Grundgedanke dabei ist auch der Wunsch nach einer geeinten, einander tolerierenden Menschheit. Ein sehr großer Vorteil der Perry-Rhodan-Serie war schon immer, das die Mitglieder des Autorenteams oft selbst aus dem Fandom stammen und engen Kontakt zu den Lesern halten, diese Tendenz hat in den letzten Jahren sogar zugenommen. Außerdem gab es für die Leser schon immer die Möglichkeit, eigene Geschichten oder Zeichnungen auf den Romanleserkontaktseiten, im Internet sowie auch im semiprofessionellen Magazin SOL des Vereins „Perry Rhodan-Fanzentrale“ (PRFZ) zu veröffentlichen. Und man kann bei Eignung sogar noch selbst direkt vom Fan zum Autoren mutieren – aktuell ist das vor allem über die Taschenbücher der „Neo“-Reihe möglich. Besser kann „Kundenbindung“ nicht funktionieren!

Einen weiteren Pluspunkt stellte schon immer die Fähigkeit der Serie an sich dar, die aktuellen Stimmungen und Ereignisse der Zeit- und Kulturgeschichte aufzugreifen und in ihre Handlung zu integrieren. Das gelang meistens problemlos, manchmal ging der Schuss aber auch nach hinten los, wenn die Autoren mit der Materie nicht gut genug vertraut waren oder einfach des Guten zu viel taten. Is' doch kein Beinbruch. Natürlich haben sich im Laufe der Jahrzehnte auch die moralischen und ethischen Standards sowohl der Serie selbst, die der Figuren innerhalb der Romane und die des jeweiligen Autorenteams verändert. Weder Perry Rhodan als Romanserie noch die Autoren und Autorinnen als Personen sind noch dieselben wie in der Nachkriegszeit. Das passierte ganz allmählich und behutsam, sozusagen auf rein biologisch-ökologischer Grundlage und ziemlich nachhaltig... Der Gruppenzwang der PC ist dazu wirklich völlig unnötig – auch Perry Rhodan-Fans haben funktionierende Gehirne und Herzen! Die Kritiker übersehen meistens auch, über welchen unglaublich langen realen Zeitraum die Serie bereits läuft und das ihre Autoren auch nur Menschen sind. Letztlich ist PR halt „nur“ eine Science Fiction-Serie und will unterhalten und Spaß machen. In Perry hat es aber nie an realen „heißen Eisen“ aus Gesellschaft und Politik gefehlt, die angepackt und in spannende Weltraumabenteuer transformiert wurden. Und ja, Spaß hat der Leser dabei auch noch. Ich weiß, in Deutschland ist das ein Problem, aber so ist es halt, das Leben...

Einst orientierte sich die Science Fiction an der gedanklichen Weiterentwicklung der Wirklichkeit, heutzutage dagegen orientiert sich die Realität eher umgekehrt an der SF und benutzt sie sozusagen als Ideensteinbruch (Stichworte Waffen-, Gen- und Überwachungstechnik). Zu den Sternen!