Hörspielhistorie Teil IV: Krieg im All

1977 brach die große Star Wars Ära an. Episode IV – eine neue Hoffnung wurde ein Megaerfolg und möglichst jeder wollte an dem neuen SciFi Boom mitverdienen. Das veranlasste EUROPA ein Jahr später, ein recht freches Rip Off namens Krieg im All herauszubringen, dass mehr als nur eine Hommage darstellt. H. G. Francis, seines Zeichens Stammautor für die Perry Rhodan Reihe, verwurstete den Grundplot des Films für seine eigene Version eines Kriegs der Sterne. Dabei veränderte er gerade so viel, dass das Hörspiel als Eigenkreation eben noch durchrutschen konnte. Dennoch ist alles vorhanden, was das Star Wars Fanherz jener Tage erfreute. Der Todesstern wurde zwar in das Riesenraumschiff R.A.D. umbenannt. Das Ergebnis blieb jedoch im Großen und Ganzen dasselbe. Wir haben das Imperium M-13, die Rebellen, und eine schöne Prinzessin, die (in diesem Fall) zur Rebellenheimat VADIGAN flieht. Von hier aus origanisiert sie schließlich den Kampf gegen den bösen Dark, um R.A.D. zu zerstören. Anstelle der Jedi Ritter dachte sich Francis das grottenschlechte Pendant "Wächter des Kelches" aus. Die Frage, wer gewinnt, stellen wir uns selbstredend nicht.

Wie sich der geneigte Hörer sicherlich denken kann, dauert es keine zwei Minuten zu erkennen, wie der Hase hier läuft. Aus Prinzessin Lea wurde kurzerhand Duchess Daughtal, wobei Duchess das französische Aquivalent zu Herzogin darstellt und eigentlich Duchesse geschrieben wird. Heute wird mit diesem Ausdruck ein hochwertiges Gewebe aus Seide oder anderen Stoffen bezeichnet. Das Wort „Daughtal“ sollte wohl eine fantasievolle Ausschmückung des englischen „daughter“, für Tochter sein. Zusammen genommen können wir Duchess Daughtal also ohne schlechtes Gewisses als Tochter des Herzogs lesen, eine durchaus witzige Reminiszenz an unsere geliebte Prinzessin. Aus C3PO wurde Gamma-qu. Der knuffige R2D2 wurde in KUT-2 umbenannt. Aus Darth Vader (aus dem Holländischen: der dunkle Vater) wurde wiederum Dark (in englisch etwa: Der Dunkle) und Han Solo mutierte zu Gordon.

Das wirkt auf der einen Seite vielleicht recht ideenlos. Doch Ende der 70er Jahre waren George Lucas und Lucas Films noch nicht so weit, aus der geplanten Trilogie ein riesiges Franchise erwachsen zu lassen. Wir Kinder waren also froh und glücklich, in Hörspielen wie diesem unsere Helden ohne viel Fantasie wiedererkennen zu können. Und das gelang dann bis auf einige Ausrutscher auch recht gut. Zunächst finde ich, dass EUROPA hervorragende Sprecher für dieses knapp vierundreißig minütige Hörspiel versammelte. Als Erzähler wurde etwa der sehr bekannte Horst Buchholz verpflichtet. Die Duchess Daughtal wurde von Brigitte Kollecker, einer bekannten Theaterschauspielerin und Ehefrau von Horst Frank, gesprochen. Heinz Trixner dürfte vielen von uns aus den Karl May Hörspielen als Old Shatterhand bekannt sein. Die undankbare Aufgabe der Rolle des KUT-2 übernahm Hans Meinhardt.

Die Vertonung ist insgesamt wirklich toll gelungen. Von Kampfgetümmel, über Flugsounds bis hin zu Dschungelgeräuschen hat das Label hier wirklich aus dem Vollen geschöpft. So schuf man gemeinsam mit den guten Sprechern eine dichte und spannende Space Opera Atmosphäre, die auch heute noch Spaß macht. Nach dem Motto „gut geklaut ist besser, als schlecht selbst komponiert“, bediente man sich auch reichhaltig bei der Filmmusik des großen Vorbildes. Nicht dass diese eins zu eins übernommen worden wäre. Doch der Sound ist so gut kopiert, dass er durchaus auch in den Filmen hätte Verwendung finden können.

Insgesamt ist Krieg im All also ein weiterer Hörspielklassiker, der den Kauf meiner Ansicht nach absolut lohnt. Es ist schön zu wissen, dass die alten Labels ihre Schinken heute vermehrt neu auflegen und wir so in den Genuss der kindlichen Erinnerung kommen.

persönliche Bewertung: 4/6