Lese- und Hörtipp: Marc Elsberg: Helix

Der 1967 in Wien geborene Marc Elsberg hat in den letzten Jahren durch seine Science Thriller Black Out und Zero von sich reden gemacht. Mit Helix legt er nun sein neuestes, spannendes Werk vor. Der US-amerikanische Außenminister stirbt während eines Besuches in München unerwartet. Die Obduktion offenbart unglaubliches: Das Herz des Politikers scheint genetisch manipuliert worden zu sein: ein grinsender Totenschädel prangt wie ein Brandmal auf dem zerschundenen Organ. Nachforschungen führen die junge FBI Ermittlerin Jessica auf eine erschreckende Spur. In Afrika und Indien tauchen plötzlich genetisch veränderte Pflanzen und Tiere auf. Die dahintersteckende Technologie ist den Möglichkeiten der US Regierung mindestens um 25 Jahre voraus.

Zur selben Zeit betreten Helen und Ihr Mann Greg eine Kinderwunschpraxis in Kalifornien. Der Arzt schürt nicht nur ihre Hoffnungen auf ein gesundes, sondern darüber hinaus auch „besseres“, „modernes“ Kind. Er behauptet, er könne die genetischen Veranlagungen der Kinder den Wünschen der Eltern entsprechend modifizieren. Schließlich überreicht er dem Paar die Adresse eines privaten, noch inoffiziellen Forschungsprojektes. Die Anlage namens NEW GARDEN steht unter der Leitung des bekannten Professors Winthorpe. Der wittert mit seinen Forschungen das große Geld, doch schon bald überschlagen sich die Ereignisse und führen Jessica auf einen Verfolgungstrip um die halbe Welt...

Helix ist ein Biotech-Thriller, der mir viel Freude bereitet hat. Elsberg hat nicht nur hervorragend recherchiert, sondern versteht es auch, sein Wissen in eine spannende Geschichte zu verpacken. Der Plot erstreckt sich zu Beginn über drei Handlungsbögen. Im Verlauf werden sie immer weiter zusammengeführt und lösen sich am Ende in einem zynischen, aber realistischen Epilog auf. Vor allem die ersten zwei Drittel des Werkes vermitteln auf unterhaltsame Weise ein adäquates Grundwissen über moderne Gentechnologie. So werde ich als Leser nicht nur gut unterhalten, sondern lerne auch noch etwas dabei. Dabei versäumt es der Autor nicht, reale Wissenschaft weiterzudenken und ein Szenario zu entwickeln, dass mir beim Hören mehrfach einen leichten Schauer über den Rücken laufen ließ. Der Stil des Autors bleibt dabei unterhaltsam, mit klarer Sprache und nicht zu vielen Fachausdrücken gespickt.

An einigen Stellen, auf die ich aus Spoilergründen hier nicht näher eingehen möchte, scheint mir allerdings die Logik ein wenig auf der Strecke geblieben zu sein. In der kurzen Einleitung zum Roman erwähnte ich bereits, dass es um genetisch „aufgewertete“ Kinder geht. Zwei von ihnen werden  eine prominente Rolle einnehmen und die Handlung mittragen. Die Fähigkeiten der Kids scheinen mir zwar etwas übertrieben, da es sich aber eindeutig um Hard SciFi handelt, sehe ich darüber gerne hinweg. Der Autor übersieht allerdings eindeutig die Tatsache, dass „Mensch sein“ weit mehr als die Summe purer Fähigkeiten ist. Erfahrung spielt eine mindestens ebenso große Rolle. Diesen Aspekt lässt Elsberg zunächst zugunsten von mehr Action außen vor. So entsteht für mich das ein oder andere kleinere Logikloch.

Ab der zweiten Hälfte des Romans verlässt sich Marc Elsberg immer mehr auf Thrillerelemente und verlegt sich auf eine Hetzjagd, die seine Heldin bis nach Brasilien führt. Dem ein oder anderen Leser mag der Handlungsstrang ab hier zu amerikanisiert und actionlastig wirken. Mir persönlich gefällt es, dass das Tempo anzieht und mich als Hörer auf ein, zwar etwas konstruiert wirkendes, aber doch spannendes Finale einstimmt.

Da ich mir das Hörbuch zugelegt habe, hier noch einige Worte zu dieser Version: Random House Audio hat sich für Simon Jäger als Sprecher entschieden. Jäger  liest unter anderem auch die Werke von Sebastian Fitznek („Passagier 23“ u.a.) und startete seine Karriere als Hörbuchinterpret bereits Anfang der 2000er Jahre. Er versteht es, ein gutes Tempo zu halten und den Protagonisten eine eigene, nachvollziehbare Stimmlage zu verleihen. So entstehen beim Hören Bilder, die dem Ausdruck „Kopfkino“ mehr als nur gerecht werden. Helix ist einer jener Romane, deren Handlung sich, wie oben erwähnt, zwar zu Beginn über drei Ebenen erstrecken, aber dennoch gut zu verfolgen ist.

Meiner Ansicht nach sind komplexe Bücher leichter zu lesen, als zu hören. In diesem Fall ist ohne weiteres beides möglich. Helix unterhält sowohl geschrieben, als auch vorgelesen hervorragend und ist ein kurzweiliger Biotech Thriller, der mit einer gesunden Portion Wissen gewürzt ist.

persönliche Bewertung: 5/6