Roman: 168 Seiten, 136 eBook Seiten

ISBN 10: 0692237038

ISBN 13: 978-0692237038

Verlag: Science Fiction Verlag

Preis: eBook: 4,99€, Taschenbuch: 10.99€

_____________________________________________________________________________________________________________________________________

Lesetipp: Grauzone Erde - Verschlagene Feinde

Manchmal sind es die kürzeren Romane, die einem am meisten Freude bereiten können. Diese Erfahrung habe ich in den letzten Monaten des Öfteren gemacht, etwa als ich die Space Troopers Serie oder Heliosphere 2265 kennenlernte. Mit Sylvia Kamls Roman Grauzone Erde: Verschlagene Freunde (Band 1) ging es mir ganz ähnlich. Dieses kleine Buch beinhaltet eine intelligent und spannend erzählte Geschichte, die zwar manchmal mit tiefer gehenden Erklärung etwas sparsam hantiert, uns andererseits aber in eine Welt voller Bezüge zu aktuell vorherrschenden Themen entführt. Xenophobie, wachsendes Misstrauen jedem und allem Unbekannten  gegenüber und möglichst vollständige Überwachung des Einzelnen sind allgegenwärtig in Kamls Welt.

Als Aufhänger dient die Alienrasse der Xenn, die vor etwa einhundert Jahren zur Erde kamen, um sich hier anzusiedeln. Nach anfänglichen Problemen, die gar in kriegsähnlichen Zuständen mündeten, schafften es die Außerirdischen nach und nach, durch Freundlichkeit und Bereitstellung eigener fortschrittlicher Technologien, dem entgegenzuwirken. So entwickelte sich im Laufe von mehreren Generationen eine Kultur ohne Kriege, Armut und Hunger. Doch der Preis dafür ist nicht niedrig. Der politische Einfluss der inzwischen „Freunde“ genannten Wesen ist immens gewachsen. Laut Gesetz gilt jedwede Kritik gegen sie als „Hetze“ und wird mit teils langjährigen Haftstrafen geahndet, denen man, wenn überhaupt, nur entgehen kann, indem man sich unter Tranquilizer setzen lässt.

In dieser Welt lebt der junge Student Cedric, dessen Vater vor vielen Jahren als Hetzredner verurteilt und später für tot erklärt wurde. Als sein Professor, Kyle Brenner, ihm eines Abends offenbart, dass dieser noch leben könnte und Kyle kurze Zeit später verhaftet wird, bricht über Cedric das Chaos aus. Plötzlich ist er ein gesuchter Feind der "Freunde" und zusammen mit seiner jungen Liebe Dora, Kyles Tochter, auf der Flucht.

Das klingt nicht nur spannend, das ist es auch! Ich fühlte mich beim Lesen wohlig an eine Mischung aus Gene Roddenberrys Mission Erde – sie sind unter uns und Kenneth Johnsons V – die außerirdischen Besucher erinnert. Dabei schafft es Kaml, noch eine ganze Menge neue Elemente einzubauen, die dem Thema durchaus etwas Würze verleihen.

Die Erzählperspektive war anfangs für mich vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Die Autorin lässt uns die Geschichte mit den Augen der Hauptfigur erleben. Das ist derzeit zwar etwas seltener geworden, lässt sich aber tatsächlich nicht minder gut zu lesen, wie ich meine.

Schade finde ich lediglich die Länge des Romans. Der ist mit 168 Buch- oder 136 eBook Seiten für meinen Geschmack etwas zu knapp bemessen. Wie oben bereits erwähnt, wäre das ein oder andere Nebenkapitel mit einer Vertiefung des Universums nicht nur hilfreich gewesen, sondern hätte für eine noch dichtere Atmosphäre gesorgt. Sylvia Kaml verlangt dem Leser schon einiges an „Glauben“ ab und setzt somit voraus, dass einige ihrer Prämissen schlicht als Gegeben hingenommen werden. Andererseits regte mich gerade diese etwas sparsame Informationsflut zum Nachdenken an und führte innerhalb der Familie zu einer lebhaften Diskussion über....das findet Ihr vielleicht besser selbst heraus.

Alles in allem gefällt mir Grauzone Erde – Verschlagene Freunde also bis auf den oben genannten Wehrmutstropfen sehr gut. Der Erzählstil kommt flüssig daher und der Plot ist in sich logisch nachvollziehbar und überzeugend. Band 2 ist bereits erschienen, der dritte, so versicherte mir die Autorin, liegt derzeit  zum Lektorat beim Verlag. Die Reihe erscheint mir übrigens  für das Format einer Art Heftromanreihe im Stil der bereits oben erwähnten Serien von P. E. Jones und Andreas Suchanek ideal. Denn die haben bewiesen, dass der 80 bis 150seitige Heftroman heutzutage komplex und durchweg spannend sein kann, wenn er denn in den Händen des Erfinders bleibt.

persönliche Bewertung: 4/6