Spieldauer: 19 Stunden, 30 Minuten

ungekürzte Ausgabe

Der Hörverlag/Audible GmbH

ASIN: B00PS9GI9K

Preis: MP3: 9,99€

für Audible Mitglieder 1 Guthaben oder 6,47€

Taschenbuch: 9,95

ISBN-10: 3328100091

ISBN-13: 978-3328100096

_____________________________________________________________________________________________________________________________________

Lese- und Hörtipp: Kazuaki Takano: Extinction

Seit Michael Crichton bin ich ein Fan guter Scifi Thriller. Romane (und Filme) wie Andromeda, Sphere - Gedanken des Bösen, Jurassic Park oder Timeline gehören heute noch zur Popkultur. Nach seinem viel zu frühen Tod 2008 gab es nur noch wenige Autoren die in der Lage waren, komplexe und doch spannende Geschichten zu kreieren, die den Science Fiction Fan jenseits von Space Operas oder Military-Scifi ansprachen. Mit Daniel Suarez oder neuerdings dem Japaner Kazuaki Takano gibt es allerdings würdige Nachfolger.

Mit Extinction (Aussterben, Untergang) hat der am 26. Oktober 1964 in Tokio geborene Drehbuchautor und Schriftsteller ein Werk hingelegt, das spannender kaum sein könnte. Der eigentliche Plot ist dabei zwar schnell erzählt, entwickelt sich aber auf mehreren Ebenen: Die Hauptfigur Jonathan Yeager ist Söldner und bei einer amerikanischen Sicherheitsfirma angestellt, die im Irak für das Pentagon tätig ist. Sein sechsjähriger Sohn ist einer unheilbaren, seltenen Krankheit namens Lungensklerose ausgeliefert, an der er unweigerlich sterben wird. Die Behandlung des Kindes verschlingt Unsummen. Als Yeager das Angebot erhält, für das vierfache seines normalen Gehaltes und einer Auszahlung von 78000 Dollar an seine Familie im Falle seines Todes einen Auftrag im Kongo anzunehmen, schlägt er zu. Doch schon während der Ausbildung für diesen Spezialeinsatz bemerkt er, dass etwas nicht stimmt. Er und seine drei Teamkameraden üben Nachts in einem Zeltlager an Puppen, die so groß wie Kinder sind. Kurz vor ihrem Abflug erfährt die Einheit, dass bei einem Pygmäenstamm tief im Dschungel des Kongo angeblich ein tödliches Virus ausgebrochen sei, dass in der Lage wäre, die ganze Menschheit innerhalb kürzester Zeit auszulöschen.

Als die vier Söldner jedoch am Ziel sind, stellt sich die Situation völlig anders dar. Innerhalb des Stammes ist ein Kind mit außergewöhnlichem Aussehen und unglaublichen Fähigkeiten geboren worden. Der kleine Akili ist super-intelligent und bereits in seinem zarten Alter von drei Jahren in der Lage, Sprachen innerhalb weniger Tage zu erlernen. Auch könnte  er dank seines überragendes Verstandes nur mittels eines Laptops die kompliziertesten Algorithmen knacken, so dass kein Geheimcode der Welt vor ihm sicher wäre. Diese Fähigkeiten sind der amerikanischen Regierung ein Dorn im Auge, so dass der skrupellose Präsident Burns dieses Sicherheitsrisiko beseitigt wissen will. Doch nicht nur er, auch sein Sicherheitsstab unterschätzen die Fähigkeiten des Kindes bei weitem...

So weit, so gut. Schließlich möchte ich Euch nicht die Spannung nehmen und die nimmt von Seite zu Seite, oder (in meinem Fall) von Stunde zu Stunde zu. Wie oben bereits erwähnt, entwickelt sich die Geschichte auf mehreren Ebenen und über eine ganze Reihe von Nebenfiguren, die sich an verschiedenen Orten der Welt aufhalten. Es ist vor allem interessant, einmal einen Roman aus Sicht eines Japaners zu hören. Entsprechend findet ein Teil der Geschichte im „Land der aufgehenden Sonne“ statt. Das verleiht  dem Buch einen Hauch von Exotik und fühlt sich gerade wohl für deutsche Leser und Zuhörer erfrischend anders an. Es würde hier zu weit führen und zu viel vorweg nehmen, alle Beteiligten vorzustellen. Doch es ist überaus interessant zu erleben, wie Takano diese Fäden am Ende zusammenführt. Dabei spart er nicht an Kritik zur amerikanischen Regierung. In Präsident Burns erkennt man unzweifelhaft George Bush wieder, einen der Hauptverantwortlichen für die derzeitige Lage im Irak und Syrien.

Völlig berechtigt weist er auf die Macht der Waffenkartelle hin und das der Einmarsch im Irak letztlich nur wirtschaftlichen Interessen, vor allem den riesigen Ölreserven des Landes, geschuldet war. So ist Extinction ein Roman, der nicht nur eine unterhaltsame Geschichte erzählt, sondern dem Zuhörer und Leser auch nahelegt, seine Kritikfähigkeit über die Regierungen zu schärfen. Die immer stärker um sich greifenden Überwachungen mittels Drohnen, unerlaubte Abhörungen, Kameras und das heimliche Abfangen von privaten E-Mails seitens der verschiedensten Geheimdienste sind dabei nur ein Thema. Auch Europa, dass sich in seiner Terrorangst immer weiter abschottet, bleibt nicht unerwähnt.

Wie auch in vielen anderen Fällen besitze ich das Hörbuch, das von Sascha Rothermund gesprochen wird. „Sherlock“ Fans wird sicherlich schnell auffallen, dass hier die deutsche Stimme von Benedict Cumberbatch am Werk ist. Entsprechend gut ist die Vertonung gelungen. Rothermund liest betont und kraftvoll, ohne dabei je einem Overacting anheim zu fallen, wie es bisweilen Oliver Rohrbeck oder Rufus Beck praktizieren. Der Interpret betont an den richtigen Stellen und erzeugt mittels seiner Stimme eine Atmosphäre, die dem Kopfkino des Hörers absolut zugute kommt.

Alles in allem ist Extinction also ein rundum gelungenes Hörbuch, sowohl inhaltlich, als auch produktionstechnisch. Ich fühle mich angenehm an Michael Crichton erinnert, der es wie kaum ein anderer verstand, wissenschaftliche Themen so aufzuarbeiten, dass daraus ein spannender SciFi Roman mit Herz und Verstand wurde. Ich würde mich jedenfalls über ein Nachfolgewerk des bis dato in Deutschland völlig unbekannten Japaners freuen. Wer also gerade nichts zu tun hat und knappe 10 Euro, oder als Audible Mitglied sogar nur 6,47€ übrig hat, darf gerne zugreifen.

persönliche Bewertung: 4(+)/6