Roman: 415 Seiten, Hörbuch: 14 Stunden 32 Minuten

ISBN: 978-3-404-20859-3

ASIN: B01MZZZW7D

Verlage: Bastei Lübbe, Audible GmbH

Preise: Taschenbuch: 10,00€, Hörbuch: 18,57€ oder 1 Guthaben bei Audible für Abonnenten

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Lese- und Hörtipp: Paul Tassi: Earthborn - Die Brennende Welt

Mit Earthborn: der ewige Krieg legt Paul Tassi den zweiten Band seiner Trilogie vor. Lucas, Asha und Noah haben gemeinsam mit dem Xalaner Alpha die Erde verlassen und zahlreiche gefährliche Abenteuer überstanden, um endlich die Zivilisation der Soraner zu erreichen. Auf der ihnen fremden Welt werden sie wie Helden verehrt. Doch das große Ziel, den Krieg zu beenden und sich an den Zerstörern der Erde zu rächen, liegt noch in weiter Ferne. Denn das Gemetzel nimmt seit tausenden von Jahren seinen Lauf und basiert nur noch auf Lügen, Intrigen und tiefem Hass.

Herrscherin Talis Vale findet indes an den beiden Menschen, die ihrem eigenen Volk so ähnlich sehen, Gefallen. Sie erfüllt ihnen den Wunsch, dem Militär beitreten zu dürfen. Entgegen dem Willen von Kommandeur Mars Maston, werden Lucas und Asha der planetaren Elitegarde SVI, einer genetisch hochgezüchteten Truppe, zugeteilt. Aus dieser Position heraus sollen sie Alpha dabei unterstützen, seine Kenntnisse über die wahre Herkunft der Xalaner zu verbreiten, um so die korrupte Regierung der kriegerischen Spezies zu stürzen und den Krieg zu beenden. Dieses Vorhaben nimmt jedoch ein jähes Ende, als am Abend eines Banketts schwer gepanzerte Kräfte den Palast stürmen. Was in den ersten Minuten nach einem hasserfüllten Blutbad aussieht, entpuppt sich Minuten später als gut organisierter Angriff der Widerstandsgruppe „Das vierte Gebot“. Denn als das Massaker vorüber ist, wird klar, welches Ziel der Anführer der Terrororganisation, Hux Telwar, tatsächlich verfolgte: Asha wurde entführt!...

Die Hoffnungen, die Lucas, Asha, Noah und Alpha zum Ende des ersten Bandes erfüllen, scheinen zunächst im zweiten Teil der Earthbornsaga ihre Fortsetzung zu finden. Doch schon nach wenigen Seiten verlegt sich Schriftsteller Paul Tassi wieder darauf, was ihm offenbar in dieser Trilogie ein Anliegen ist: harte, actionreiche Unterhaltungs-SciFi für Erwachsene zu schreiben. Die bisweilen sehr brutale Action nimmt allerdings zur Freude des Lesers nicht mehr ganz so viel Raum ein, wie noch in Band 1: Brennende Welt. Abseits des etwas stereotyp wirkenden Gemetzels entwickelt der Autor einen durchaus spannenden Plot um die xalanische Widerstandsbewegung und das weitere Schicksal unserer Helden. Dabei werden Lucas und Asha zu Schauplätzen geführt, die lebhaft beschrieben sind und mich als Leser tatsächlich an die Orte der Handlung entführen. Wir treffen auf neue Freunde und einen schrecklichen, alten Feind. Vor allem im Mittelteil spielt das Buch diese Stärken aus.

Bedauerlicherweise trifft dies auf die Kriegs- und Kampfszenen des Werkes nicht immer zu. Lucas und Asha sind allen Feinden, und selbst ihren genetisch hochgezüchteten Kameraden, fast übermenschlich überlegen. Es sind diese Passagen, die am wenigsten durchdacht erscheinen und zu klischeebeladen sind. Es mag noch angehen, dass man sich ohne große Mühe auf der Erde durch ausgehungerte und halb wahnsinnige Kannibalen metzeln konnte. Mittlerweile scheint es jedoch vollkommen nebensächlich, wer als Kontrahent in Erscheinung tritt. Ob Kannibalen, gut ausgerüstete soranische Widerstandskämpfer, xalanische Elitetruppen, ein „Schatten“, oder eben der oben erwähnte alte Feind: kein noch so starker Widersacher ist ihnen gewachsen. Somit verkommen selbst interessante Gegner zum bloßen Kanonenfutter. Als „Topping“ präsentiert uns Tassi eine Asha, deren Fähigkeiten im Verlauf der zahlreichen Kampfhandlungen immer übertriebener und somit unglaubwürdiger wirken. Bisweilen wird das erklärte Ziel, für Spannung zu sorgen, somit einfach nicht mehr erreicht. Es bleibt zu hoffen, dass der Autor hier mit seinen nächsten Werken wächst und hinzulernt. Denn das Talent, Geschichten zu erzählen, vermag man dem jungen US-Amerikaner nicht abzusprechen, zumal uns im letzten Drittel ein interessanter Twist erwartet.Trotz der genannten Mängel freue ich mich also bereits jetzt auf den letzten Teil der Saga.

Abschließend noch einige Worte zur Übersetzung: mir werden zu viele Nebensätze mit der Konjunktion „und“ eingeleitet, obwohl die entsprechenden Satzteile besser als Einzelsatz funktioniert hätten. Einige Beispiele dafür finden sich etwa auf den Seiten 315 und 316. So entstehen stellenweise unschöne Sätze, die sich wenig elegant anfühlen und den Lesefluss bremsen. Andererseits neigt der Übersetzer etwas zur Bildung von Halbsätzen an unpassenden Stellen. Ganz sicher ist jede Auftragsarbeit dieser Art eine Gratwanderung. Einerseits möchte der Autor das Werk möglichst exakt übertragen, andererseits fließt jedoch immer der eigene Schreibstil mit ein. Dinge wie Satzbau oder die Vorliebe für ein bestimmtes Vokabular sind stilistische Eigenheiten, die einen Schriftsteller nun einmal ausmachen. In diesem Fall scheint mir die Kombination Tassi/Schichtel allerdings eher unglücklicher Natur zu sein.

persönliche Bewertung: 4/6