Lese- und Hörtipp: Stanislaw Lem: Der Unbesiegbare

Stanislaw Lem gehört zu den erfolgreichsten und besten Science Fiction Autoren der Welt.  Seine Romane und Kurzgeschichten, etwa „Solaris“, „Die Astronauten“ oder „Die Sterntagebücher“ sind nicht nur visionär in der erdachten Technologie, sondern beinhalten wie in „Solaris“ oder „Eden“ auch gerne soziologische und philosophische Themen. Seine Geschichten sind fantasie- und niveauvoll und gehören heute zur Weltliteratur. In der ehemaligen DDR, der Sowjetunion, in der Tschechoslowakei und in Polen wurden seine Geschichten gerne als Filmvorlagen verwendet, auch wenn sich Lem mit den Ergebnissen nie wirklich anfreunden konnte.

Der Unbesiegbare ist eine actionreiche und spannende Science Fiction Story über das gleichnamige Raumschiff, das während einer Bergungsmission auf dem Planeten Regis III landet, um nach seinem Schwesterschiff Kondor zu suchen. Erzählt wird aus Sicht des ersten Offiziers Rohan. Nach der Landung auf dem Planeten wird das Wrack der Kondor entdeckt, die Crew ist  entweder tot, oder keine Spur von ihr zu finden. Im Zuge der Ermittlungen stoßen die Suchtrupps der Bergungsmission auf eine unbekannte Macht, die offenbar dafür verantwortlich zeichnet, dass alles Leben auf Regis III, abgesehen von dem maritimen, bereits vor Millionen von Jahren vernichtet wurde.

Schnell stellt sich heraus, dass kleinste Maschinen in der Lage sind, sich zu großen wolkenförmigen Objekten zu vereinen. Die daraus entstehende Metallwolke ist in der Lage, das Gehirn eines Lebewesens quasi vollständig zu entleeren, was einen qualvollen, langsamen Tod nach sich zieht. Erste Theorien zur Entstehung dieser "Nekroevolution", wie die Wissenschaftler des Unbesiegaben es nennen, werden aufgestellt. Doch nach und nach wird die Crew während mehrer, scheinbarer unkoordinierter Angriffe, um die Hälfte reduziert. Als der Astrogator des Unbesiegbaren schließlich mit einem Zyklopen, einem mit einem Antimateriewerfer und Schilden ausgestatteten schwerem Panzer gegen die Wolke vorgeht, gelingt es dieser, nachdem er  Millionen Kleinst-Maschinen vernichtet hat, die Kampfmaschine umzuprogrammieren und gegen den Raumkreuzer einzusetzen. Das Schiff kann sich gerade noch in Sicherheit bringen. Nun beginnt eine lange Nacht und die Wissenschaftler an Board müssen überlegen, welche Mittel zu ergreifen sind. Denn ein Teil der Crew wird noch vermisst und ohne die fehlende Besatzung weigert sich der Astrogator, zu starten...

Über die Geschichte an sich möchte ich nicht viele Worte verlieren. Der Roman gehört zu meinen Lieblingswerken von Lem. Es ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend und fantasievoll geschrieben. Es werden die futuristischsten Maschinen, wie Supercopter, Energoboter, Schwebewagen, der Zyklop, Materie/Antimateriewerfer oder Energieschilde beschrieben. Zuzüglich nahm Lem mit seiner Metallwolke im Grunde die heute so oft zitierten Nanobots vorweg. „Der Unbesiegbare“ ist also für Fans also ein Leckerbissen. Darüberhinaus sind die soziologischen Aspekte interessant. Jeder der Protagonisten geht mit der scheinbar ausweglosen Situation anders um, die Reaktionen reichen von kühl distanziert, bis überlegt sachlich und verzweifelt. Zusammen genommen ergibt das einen sehr spannenden Inhalt und man mag das Buch oder auch Hörbuch eigentlich gar nicht aus der Hand legen, bis das letzte Wort gelesen oder gehört ist. Mit anderen Worten: es handelt sich um einen Leckerbissen für Fans!

Zum Sprecher Helmut Hafner gibt es allerdings, wie ich  meine, leider wenig gutes zu sagen: Hafner ist meiner Ansicht nach einer der schlechtesten Performer, die ich je in einem Hörbuch gehört habe. Er liest teilweise zu schnell, betont schlecht, hat einen unangenehmen Akzent und schluckt des öfteren leider gut hörbar während des Vorlesens. Das ist wirklich schade, zumal es genug gute Sprecher in Deutschland gibt. Das hat mir zwar nicht die Freude an der Geschichte genommen, doch hätte ich mir hier einfach mehr gewünscht. Nicht, dass Hafner sich nicht redlich mühen würde. Für mich hat er aber leider weder die Stimme, noch anscheinend die Ausbildung für derartige Lesungen. Daher würde ich persönlich mir eine Neuauflage, vielleicht mit Detlef Bierstedt, wünschen, den ich sehr gerne höre. Dessen Hörbücher finde ich immer sehr unterhaltsam und spannend vorgetragen.

Dennoch: gerade vielleicht für jüngere Leser und Hörer, die mit den Werken Lems noch nicht vertraut sind, mag das von mir erworbene Audible Hörbuch eine gute Alternative sein. Mit einer Länge von etwas mehr als 6 ½ Stunden ist es nicht zu lang und außerdem für 1 Guthaben zu erwerben. Das ist nicht zu teuer. Die Story ist, wie oben gesagt, überaus spannend und lohnenswert. Wäre nur der Sprecher besser, könnte „Der Unbesiegbare“ ein wirkliches Hörbuch Highlight sein.

persönliche Bewertung: 4/6