Roman, 576 Seiten, Hörbuch: 20 Stunden 45 Minuten

ISBN: 978-3-492-70397-0

ASIN: B01DU40IRM

Verlage: Piper Verlag, HHV GmbH (HB)

Preis: Roman: 16,99€, Hörbuch: 27,88€ oder 1 Guthaben bei Audible für Abonnenten

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Lese- und Hörtipp: John Sandford und Ctein: Das Objekt

Im Jahr 2066 steht die Welt Kopf, denn der unwiderlegbare Beweis für intelligentes, außerirdisches Leben ist endlich erbracht! Ein orbitales Teleskop hat im Saturnorbit ein seltsames  Objekt entdeckt. Es hat einen Durchmesser von etwa fünf Kilometern – und – es wird offenbar besucht. Für die Amerikaner ist klar: das Artefakt muss um jeden Preis gesichert werden. Innerhalb eines Jahres wird die Raumstation NIXON zu einem Raumschiff umgebaut, dass es der Crew ermöglichen wird, nach achtmonatiger Reise den Saturn zu erreichen. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Auch die Chinesen sind scharf auf das, was immer dort zu finden sein wird. So wird in aller Eile die, als Marstransporter konzipierte, CELESTIAL ODYSSEE mit weiteren Tanks versehen. Nun beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit! Wer wird den Saturn zuerst erreichen? Und was wird man dort finden? Und können sich Chinesen und Amerikaner im All friedlich begegnen? Wird der gnadenlose Konkurrenzkampf gar in Gewalt umschlagen?...

Die obige Einleitung bezieht sich im Grunde nur auf die ersten 170 Seiten des Buches. Denn so lange dauert es etwa, bis die NIXON und die CELESTIAL ODYSSEE endlich ins All abheben und ihrer „himmlischen“ Mission entgegen fliegen. Zu diesem Zeitpunkt hat man bereits knapp ein Drittel des Werkes gelesen (oder gehört) und sich vielleicht, wie in meinem Fall, sowohl gefreut, als auch tierisch geärgert. Die technischen Details sind hervorragend ausgearbeitet und unter Zuhilfenahme des Physikers Ctein entstanden. Entsprechend freut sich der Hard Sci-Fi Fan ganz besonders über die Fülle der Informationen. Allerdings meinen es die Autoren hier stellenweise wohl zu gut, oder anders ausgedrückt: mir wird es bisweilen zu viel. Denn im Grunde geschieht nicht wirklich etwas. Sandford und Ctein verlieren sich zu sehr in der Beschreibung ihrer Welt der nahen Zukunft. So kommt nicht gerade Spannung auf und ich quäle mich  als Leser hin und wieder ein wenig durch die Kapitel.

Der nächste große Abschnitt des Werks beschreibt die etwa achtmonatige Reise zum Saturn. Hier konzentriert sich die Handlung eher auf die alltäglichen Dinge. Wie geht man mit der geringen Schwerkraft über einen so langen Zeitraum um (immerhin wird sich die Mannschaft bis zum Ende der Mission etwa zweieinhalb Jahre im All aufgehalten haben)? Wie verhält sie sich? Wie werden zwischenmenschliche Probleme gelöst? Wie vertreibt man sich die Zeit? Welche Beziehungsgeflechte entstehen? Dies ist alles nachvollziehbar und glaubwürdig geschildert, könnte aber auf Dauer auf den ein oder anderen Leser oder Hörer langweilig wirken. Allerdings wird der Raumfahrer- Alltag von zwei dramatischen Ereignissen durchbrochen, auf die ich aus Spoilergründen nicht näher eingehen möchte. Diese sind geschickt eingewoben, passen ins Gesamtbild und lockern vor allem enorm auf.

Die oben geschilderten, zahlreichen, Details sind gut gemeint und toll beschrieben, lesen sich allerdings bisweilen auch recht zäh - ein Problem, dass mir immer wieder auffiel. Dass es rund 400 Seiten oder ca. 12 Stunden Hörzeit in Anspruch nimmt, bis ich überhaupt erfahre, wer oder was sich da beim Saturn aufhält, trägt nicht unbedingt dazu bei, mich bei der Stange zu halten. Daher dauerte es auch diesmal, ehrlich gesagt, ungewöhnlich lange, bis ich am Ende angelangt war. Mein Durchhaltewillen wurde allerdings entsprechend belohnt. Die Auflösung des Rätsels gerät süffisant und überraschend. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Sicherlich aber nicht das, was sich Sandford und Ctein einfallen lassen haben.

Im letzten Akt wird es dann noch einmal dramatisch, denn die Crews der CELESTIAL ODYSSEE und der NIXON treffen in einem Showdown aufeinander. Das lässt zum Ende noch einmal Spannung aufkommen. Allerdings hätte ich mir hier in der Figurenzeichnung etwas mehr von der Sorgfalt gewünscht, die die Autoren ansonsten auszeichnet. Dabei ist es keineswegs unbedingt so, dass die Chinesen die Bösewichte und die Amerikaner die Guten sind. Sandford lässt keinen Zweifel daran, dass die  US Präsidentin des Jahres 2068 ein „Miststück“ ist und alles daran setzen würde, die Konkurrenz auszubooten. Dennoch hätte dem ein oder anderen Protagonisten etwas mehr Tiefe gut zu Gesicht gestanden.

Alles in allem ist Das Objekt für mich ein gut gemeinter Roman mit zu vielen Längen in den ersten beiden Akten. Über ihre zahlreichen, tollen, Details vergessen die Autoren bisweilen, dass es dem Leser auch nach Handlung verlangt. Das gleicht sich später aus und so wurde ich insgesamt dann doch noch ganz gut unterhalten.

persönliche Bewertung: 3(+)/6