Spieldauer: 20 Stunden 20 Minuten

ungekürzte Ausgabe

Lübbe Audio/Audible GmbH

ASIN: B00KQT24YA

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Hörtipp: Andreas Eschbach: Das Jesus Video

Das Jesus Video hat inzwischen fast 17 Jahre auf dem Buckel. Und obwohl es sicherlich wesentlich aktuellere Romane gibt, über die ich hier berichten könnten, wollte ich es mir nicht nehmen lassen, doch zumindest einen Andreas Eschbach Roman zu verewigen. Eschbach hat in seinerm über 20jährigen Karriere mehr als 20 Preise abgeräumt, davon für das hier zu besprechende Werk völlig zu Recht 1999 den „Deutschen Science Fiction Preis, den „Deutschen Phantastik Preis“, sowie den „Kurd Laßwitz Preis“.

Im Roman, der übrigens in der Gegenwart angesiedelt ist und mehr mit dem altbekannten „was wäre wenn“ Thema spielt, als das zu bieten, was der Fan landläufig unter Science Fiction versteht, dreht sich alles um die Idee eines potentiellen Zeitreisenden. Der ist aus irgendeinem Grund mit einer Videokamera im Israel der Zeitenwende gestrandet  und hat dort Aufnahmen von Jesus gemacht. Kurz vor seinem Tod hat er sowohl seine Kamera, als auch das Video selbst für die Nachwelt versteckt. Die Hauptfiguren sind der Archäologie-Student Stephen Foxx, der die Überreste des Zeitreisenden entdeckt, Professor Charles Wilford-Smith, der die Geschichte seit Jahrzehnten kennt und die Entdeckung einer Videokamera plant, die vor rund 2000 Jahren versteckt wurde und der Medienmogul John Kaun. Nicht nur diese Individualisten, auch die anderen mehr oder weniger prominent auftauchenden Figuren wurden sehr gut ausgearbeitet. Jeder Protagonist verfolgt seine eigenen egoistischen, meist auf die ein oder andere Art materiellen, Ziele. Die Motivation bleibt dabei stets klar umrissen und in sich logisch.

Nicht ganz ohne Selbstironie wird der aufmerksame Leser in den Zügen des Science Fiction Schriftstellers Eisenhardt Andreas Eschbach selbst wiedererkennen. Eisenhardt verdient zwar sein Geld unter anderem mit Zeitreisegeschichten, glaubt aber keineswegs aber keineswegs auch nur an die Möglichkeit einer solchen. So unwichtig Eisenhardt für den eigentlichen Verlauf der Geschichte ist, so interessant ist es, seinen Gedankengängen zu folgen. Der Medienmagnat Kaun heuert den Schriftsteller an, ungewöhnliche Ideen zu entwickeln, um das Jesus Video zu finden. Doch so sehr der sich auch müht,ihm wollen stets nur Gründe gegen die Existenz eines solchen Paradoxons einfallen. Das ist durchaus witzig und zeugt von einer angenehm realistischen Sicht auf die Science Fiction als solche und die Eschbachs Art zu arbeiten an sich.

Nichtsdestotrotz entwickelt sich im weiteren Verlauf ein lesenswerter SciFi-Thriller, der in Verfolgungsjagden, Verschwörungen und schließlich sogar einer neuen Art von Ersatzreligion, ja, einer Sekte mündet. Die Auflösung bleibt dabei im Grunde zwar vorhersehbar, ist aber in sich schlüssig und logisch.

Da ich, wie so oft in den letzten Jahren, auch hier wieder zum Hörbuch gegriffen habe, soll auch die Leistung des Sprechers gewürdigt werden. Niemand geringerer als Matthias Koeberlin, der 2002 in der gleichnamigen deutschen Verfilmung Das Jesus Video den jungen (nun) deutschen Archäologie-Studenten Steffen so beeindruckend gut verkörperte, hat dieses Hörbuch eingesprochen. Seine ruhige, doch betonte Art des Lesens gepaart mit dem Wiedererkennungswert seiner, gerade auch Fans des Films bekannten, Stimme, macht dieses Hörbuch für mich zu einem Hörgenuss. Dabei schafft es Koeberlin ohne Mühe, jeder Figur eine eigene Charakterisierung zu verpassen, ohne dafür jedoch eigene Stimmen zu kreieren, die in diesem Fall wahrscheinlich auch eher unpassend gewesen wäre.

Alles in allem ist Das Jesus Video ein deutscher Science Fiction Thriller, der trotz seines Alters auch heute nichts von seiner Spannung verloren hat. Sicherlich: es gibt inzwischen Digital Kameras, Smartphones und Tablets, die Eschbach 1998 selbstverständlich noch nicht berücksichtigen konnte. Doch davon ab übt das Werk, abgesehen von seiner spannenden Story, eine nicht übertriebene, aber durchaus berichtigte Kritik an der katholischen Kirche und stellt unverhohlen die Frage, wo die Kirche heute ohne den von ihr selbst geschaffenen Mythos eines Heilandes wäre. Die Antwort liefert Eschbach freilich gleich mit und dazu noch in einer Weise, die weder Christen, noch Atheisten vergrämen dürfte. Somit gehört das Andreas Eschbach Werk für mich zu den besten deutschen Science Fiction Thrillern.

persönliche Bewertung: 5(+)/6