Produzent: http://www.hoerspielprojekt.de/

Regie, Skript, Schnitt: Michael Gerdes

Länge: 57 min

Preis: kostenlos

Lizenz: Common Creative

Download:

http://www.hoerspielprojekt.de/audio/705/

https://www.youtube.com/watch?v=GKusDzRaE1s

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Hörtipp: 705 - ein Hörspiel von Hörspielprojekt.de

Nachdem ich mich bereits in zwei Besprechungen zu Science Fiction Hörspielen der Community Hörspielprojekt über die gute Qualität von Sprechern und Soundeffekten lobend geäußert habe, könnte ich dies durchaus für 705 ebenso halten. Tatsächlich würde dies, wie zuvor bei Der erste Schnee und Space 2046 auch absolut zutreffen.
Denn Sven Matthias als Peter Mac Allistor, Mica Wanner als Michelle Mac Allistor, Michael Gerdes als Angus Mac Allister und die anderen Sprecher leisten auch in diesem Hörspiel wieder einmal hervorragende Arbeit. Der Umgang mit den Stimmen, das Einfühlen in die Figuren und die Situation, all das wird so gut herübergebracht, dass ich mich als Hörer von Anfang an ins Geschehen hinein gezogen fühle.

Doch bevor ich mich wieder in Lobeshymnen ergehe, die meiner Begeisterung für diese in der Freizeit der Teilnehmer erstellten Projekte geschuldet sind, möchte ich ein wenig mehr auf Michael Gerdes' intelligent erzählte Story eingehen. Die Geschichte beginnt als, ich möchte fast sagen, typische Science Fiction Story um einen jungen Mann, der mit seinem Raumschiff den ersten Überlichtflug versuchte und anscheinend gescheitert ist. Denn die Erde ist nur noch eine Wüste. Was ist geschehen? Gab es eine Zeitdilatation? Haben die Raumkrümmungseffekte die Erde zerstört? Oder ist Peter Mac Allistor schlicht in einer fernen Zukunft gelandet, in der sich die Menschheit selbst ausgelöscht hat?

Diesen Fragen würden wir als Zuhörer beruhigt nachgehen, wäre da nicht ganz zu Beginn eine Sequenz , die zum Nachdenken anregt. Es geht um das einschneidende Kindheitserlebnis des Todes der Mutter unseres Helden, das vom Vater mit den Worten kommentiert wird, Peter hätte stark zu sein und sich allein um die Zukunft der Firma zu sorgen. Die befasst sich mit Zukunftstechnologien und forscht an einem wegweisenden ÜLG-Antrieb. Eigentlich könnte man diese Einleitung schnell wieder vergessen, weist doch in den ersten Minuten nichts darauf hin, dass sie noch einmal wichtig werden könnte.

Doch während Peter unter Zuhilfenahme des Bordcomputers „Angus“, nach seinem verstorbenen Bruder benannt, versucht herauszufinden, was nun tatsächlich geschehen ist, werden wir immer wieder von Rückblenden überrascht. Die führen uns die Geschehnisse vor dem Start des ÜLG-Raumschiffes vor Augen. Dem aufmerksamen Zuhörer werden einige Informationen auffallen, die auf den ersten Blick kaum wichtig erscheinen, im weiteren Verlauf der Story aber große Bedeutung erlangen und so eigentlich erst ein wirkliches Verständnis der letztlichen Situation vermitteln. Klingt kompliziert? Ist es auch ein wenig und das hat Michael Gerdes wohl auch beabsichtigt. Denn die Auflösung des Rätsels soll überraschen und tut es übrigens auch, wenn man zuvor nicht wirklich genau hingehört hat. So ist 705 denn auch kein Hörspiel, das man „zum Berieseln lassen“, oder gar zum Einschlafen hören sollte. In diesem Fall würde man höchstwahrscheinlich die feinen Nuancen überhören, die zur Lösung führen. Und das wäre ob der auf den Plot verwandten Mühe schade.

Mir persönlich sind in der Erzählstruktur einige Parallelen zu Der erste Schnee aufgefallen, das ebenfalls mit einer sehr intelligent erzählten Geschichte aufwartet. Die sind allerdings offenbar rein zufälliger Natur und ergeben sich zumindest teilweise aus den Rückblenden, mit denen beide Hörspiele arbeiten. Im Fall von 705 sind außerdem nicht nur die Grundvoraussetzungen andere, sondern auch die sich daraus ergebenden, schon fast philosophisch zu nennenden Fragestellungen.

Zusammen mit den oben erwähnten sehr guten Sprechern, den gut gewählten und akzentuiert eingesetzten Soundeffekten, sowie dem gelungenen Schnitt, der ebenfalls von Michael Gerdes stammt, liegt hier wieder ein Hörspiel vor, bei dem man sich getrost mehr als freuen darf, dass es als CC-Lizenz kostenlos zum Download zur Verfügung gestellt wird und eben nicht „mal eben“ runde 10€ kostet. Zum Abschluss noch eine kleine Anmerkung: der ein oder andere Zuhörer wird sich vielleicht fragen, wie der Titel des Werkes zustande kam. Nun, hört genau hin, ihr werdet es herausfinden!

persönliche Bewertung: 5/6