Infini, orignal: Infini (2015)

Storm Vision Entertainment, Eclectik Vision, Storm Alley Entertainment; Blu Ray. Capelight Video;

Produktionsland: Australien; Länge: ca. 111 Minuten

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Darsteller Team
Daniel MacPherson als Whit Carmichael Regie: Shane Abbess
Luke Ford als Chester Huntington Produktion: S. Abbene, S. Abbess, M. Graham, B. Thornquest
Grace Huang als Claire Grenich Drehbuch: Shane Abbess, Brian Cachia
Luke Hemsworth als Charlie Kent Kamera: Carl Robertson
Louisa Mignone als Philipa Boxen Schnitt: Adrian Rostirolla
Dwaine Stevenson als Rex Mannings Musik: Brian Cachia

Besprechung:

 

Inhalt:

Zu Beginn des 23. Jahrhunderts lebt neunzig Prozent der Menschheit unter der Armutsgrenze. Die einzig verbliebenen lukrativen Jobs bieten sich in den Weiten des Alls in den entfernten Kolonien. Die Arbeit gilt als äußerst gefährlich, denn um die Außenposten zu erreichen, wird die unausgereifte Slipstream-Technologie eingesetzt. Das Verfahren kann Personen innerhalb von Sekunden durch ein künstliches Wurmloch an den gewünschten Zielort transportieren. Dabei kommt es jedoch regelmäßig zu unkontrollierbaren Zeitdilatationen. Die Elite Teams verbleiben subjektiv Stunden, manchmal Tage und Wochen an einem Ort im All, während auf der Erde nur wenige Sekunden, oder Minuten vergehen. Um den Effekt zu minimieren, implantiert man den Betroffenen Transponder zur Stabilisierung, die jedoch immer wieder von skrupellosen Elementen gehackt werden, um einen sogenannten „unsauberen“ Sprung durchführen zu können.

 

Wenn dies geschieht wird ein bewaffnetes Search and Rescue Team entsandt, dem sich auch der erfolglose Computerspiele-Entwickler Whit Carmichael anschließt. Doch noch vor dem Beginn seines ersten Einsatzes geschieht etwas Unfassbares. Eine Einheit, die zur Raumstation INFINI entsandt wurde, um den mysteriösen Tod der Besatzung aufzuklären, ist nach seiner Rückführung auf grausame Art verändert. Die Betroffenen reagieren irrational und mordlüstern, schießen wild um sich und töten die leitenden Wissenschaftler. Voll-automatisch wird der gesamte Komplex abgeriegelt und – wegen Kontaminationsgefahr – ein tödliches Gas in die Warteräume geleitet. Im letzten Augenblick gelingt es Carmichael, seinen Transponder zu hacken und so teleportiert er ins Ungewisse.

Einige Minuten später wird in der letzten verbliebenen Slipstream-Anlage eine Spezialeinheit für einen Rettungs- und Sucheinsatz instruiert, denn Whit befindet sich seiner subjektiven Zeitlinie zufolge seit einer Woche einsam auf der abgeschalteten INFINI ohne Nahrungsvorräte. Zusätzlich soll das Team um Captain Rex Mannings das Rätsel um die Station lösen. Als der Sprung schließlich initiiert wird, finden sich die Retter in einer Welt der gnadenlosen Kälte, des Todes und Grauens wieder, der sie alle das Leben kosten könnte, wenn sie ihr Ziel nicht schnell erreichen. Doch kaum wird der Gestrandete aufgespürt, nimmt der Horror seinen Lauf und ein Kampf um das Überleben beginnt, den nur einer gewinnen kann...

 

Fazit:Infini ist ein australisches Indieprojekt von 2015, dass sich ohne Zweifel den klassischen SciFi-Horror-Film zum Vorbild nimmt. Zahlreiche typische und bekannte Versatzstücke des Genres wurden herangezogen, um Reminiszenzen an heutige Klassiker wie Alien, oder Event Horizon zu gewährleisten. So bewegen sich die Protagonisten etwa über weite Teile der Handlung durch die halbdunklen, schmutzigen und beschädigten Gänge der namensgebenden Raumstation INFINI. Wasser tropft aus geborstenen Leitungen von der Decke, Bodennebel bedeckt den Fußboden und trübt die Sicht. Blutverschmierte Wände und Laboratorien mit allerlei seltsamen Interieur dürfen genauso wenig fehlen, wie ein mannshoher, von hinten beleuchteter Ventilator am Ende eines Ganges. Hinzu gesellt sich ein Virus, dass die Mitglieder eines – in diesem Fall - Rescue-Teams befällt und in blutrünstige Killer verwandelt, die schmutzstarrend den Handlungsort nach dem nächsten Opfer durchforsten.

 

Diese altbekannten Bausteine werden von Regisseur Shane Abess routiniert zusammengefügt und ergeben ein in sich stimmiges Bild, dass das Herz des Fans durchaus zu erfreuen vermag. Um den wohligen Schauer-Effekt zu verstärken, wurden Kamerastil und Equipment der 70er und 80er Jahre ausgiebig studiert und mittels spezieller Linsen in die Moderne überführt. Verstärkt wird das Ganze durch ein ausgefeiltes Spiel mit Licht und Farben. So wurden in den gefrorenen Gängen der INFINI zunächst kalte Blautöne und eine indirekte, geheimnisvoll anmutende Beleuchtung gewählt. Die Labore sind dagegen in einem sterilen Weiß mit einer hellen Beleuchtung gehalten.

Die allgegenwärtige Enge tut ihr Übriges, um das Horror-Feeling hoch zu halten. Das Filmteam verzichtete weitestgehend auf Green Screen Aufnahmen und CGI-Nachbearbeitung. Ein großer Teil des nur rund achthunderttausend Dollar umfassenden Budgets wurde dafür auf den Bau der Sets verwendet. In der auf der Blu Ray enthaltenen neunzig minütigen Dokumentation beschreibt Produktionsdesigner George Liddle seine Vorgehensweise: „Alle Designer lieben SciFi, da man in Filmen gewöhnlich keine Welten erschafft. Hier erschafft man allerdings eine ganze Welt. Infini ist ein gutes Beispiel dafür, alle Sets wurden extra  gebaut. Wir errichteten diese Welt also von Grund auf. […] Das Budget war wirklich äußerst knapp bemessen. Das ist ein Problem bei einem SciFi Film. Wir mussten immerhin einundzwanzig Sets errichten. Da muss man wirklich kreativ werden, um Lösungen zu finden.“ Als benannte Lösung dachte sich Liddle ein geniales, legoartiges Konzept aus wiederverwendbaren Elementen aus. Das erleichterte nicht nur den Umbau der Sets und kam somit dem engen Drehplan zugute, sondern ließ sich auch kostengünstig realisieren. Darüber hinaus ist das Recycling so gut gelungen, dass es im Endprodukt kaum auffällt. Nicht zuletzt deshalb ist Infini ein handwerklich  routiniert gemachter Genre-Streifen, dem man seine geringen Kosten nur sehr selten wirklich anmerkt.

Dieses Kompliment kann man auf die Handlungsebene leider nicht vollends übertragen. Das Drehbuch wirkt an einigen Stellen nicht logisch zu Ende gedacht und verliert sich bisweilen ein wenig in und an seiner ansonsten gelungenen Inszenierung. Der einleitende dystopische Ansatz erscheint mir wenig innovativ und dient lediglich als Mittel zum Zweck, auch wenn die Idee des Slipstreams hier vollkommen neu interpretiert wird und daher eine gewisse Eigenständigkeit genießt. Die Hintergrundstory zur Leitfigur Whit Carmichael kann ebenfalls nicht vollends überzeugen. Sie mag zwar seine Motivation verdeutlichen, hätte für meinen Geschmack aber ausführlicher ausgearbeitet gehört, um den Identifikationsfaktor zu erhöhen. Zudem bleibt der Handlungsablauf, trotz einiger Twists, vorhersehbar und wird zu früh im Film vorweg genommen. Positiv fällt hingegen das insgesamt nachvollziehbare Verhalten der Protagonisten ins Gewicht.

 

Die schauspielerischen Leistungen sind durch die Bank angemessen, wenn auch nicht herausragend. Der Cast besteht überwiegend aus australischen und kanadischen Seriendarstellern. Daniel MacPherson ist Fantasyfans durch seine Rolle als Arion Elessedil in den „Shannara Chronicles“ ein Begriff. Luke Hemsworth ist in Westworld, Anomaly und „Nachbarn“ zu sehen. Die Australierin chinesischer Abstammung Grace Huang wurde durch ihre Auftritte in den beiden „Iron Fist“ Filmen bekannt und hatte zuletzt die Nebenrolle der Lin Tang in Independence Day: Die Wiederkehr inne. Luke Ford ist in Deutschland hauptsächlich durch seine Auftritte in „McLeods Töchter“ in Erinnerung geblieben, während Bren Foster derzeit den SCPO Wolf Tayler in The Last Ship gibt. Vor allem Mac Pherson fällt mit seinem emotionalen Spiel positiv auf, aber auch Luke Ford, der seine Rolle als Antagonist und Endgegner mit einiger Coolness präsentiert, ist nett anzusehen.

 

Infiniti ist kein Meisterwerk des Science Fiction-Horror, aber allemal ein unterhaltsamer Film aus Down Under, der gezielt Anleihen bei den klangvollen Namen des Genres nimmt. Auch wenn das Drehbuch nicht immer ganz stimmig wirkt, bleibt die Handlung doch nachvollziehbar und vermag gemeinsam mit der routinierten Inszenierung zu unterhalten.

persönliche Bewertung: 4(-)/6