Quelle: Cover: Original Promo Poster, Bildzitate: New World Pictures
Quelle: Cover: Original Promo Poster, Bildzitate: New World Pictures

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Frankensteins Todesrennen, Original: Death Race 2000, Alternativ: Herrscher der Straße (1975)

New World Pictures, Columbia Associates; Produktionsland: USA; Länge: 80 min

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Darsteller Team
David Carradine als Frankenstein
Regie: Paul Bartel
Sylvester Stallone als Machine Gun Joe Viterbo Produktion: Roger Corman und Jim Weatherill
Simone Griffeth als Annie Smith Drehbuch: Robert Thorn und Charles B. Griffith
Mary Woronov als Calamity Jane Kamera: Tak Fujimoto
Charle Bensen als Harold Schnitt: Tina Hirsch
 Martin Kove als Nero the Hero Musik: Paul Chihara

Besprechung:

Inhalt:

Im Jahr 2000 ist eine faschistoide Regierung unter diktatorischer Führung in den USA an der Macht. Die durch und durch korrupte Wirtschaft hat die Vereinigten Staaten von Amerika zugrunde gerichtet. An ihre Stelle sind die „Vereinigen Provinzen“ getreten. Demokratie und Kirche existieren nicht mehr.

Der Präsident regiert mit aller Härte nach dem Motto „Brot und Spiele“. Das beliebteste Spiel ist das Death Race, das Todesrennen, in dem mehrere Teams gegeneinander antreten und Punkte dafür erhalten, dass sie Menschen überfahren und töten. Dabei sind die Punkte nach Art und Alter gestaffelt. Dieses Rennen findet einmal im Jahr statt und jeder Mensch, der sich zu dieser Zeit auf der Straße aufhält, ist als potentielles Ziel zugelassen. Die brutalsten Szenen werden live im Fernsehen mit Werbeunterbrechungen gezeigt.

Um den besten und brutalsten Fahrer, der sich Frankenstein nennt, hat sich eine skurrile sektenartige Fangemeinde gebildet, die sich einmal jährlich auf die Straße stellt, um ihrem Idol Punkte zu verschaffen, indem man sich freiwillig überfahren lässt. Doch Frankenstein hat insgeheim andere Pläne, als nur das Rennen zu gewinnen. Er erinnert sich noch an ein freies Amerika und träumt davon, wieder eine Demokratie zu etablieren. Und er ist bereit, alles dafür zu tun, dass dies geschieht...

 

Fazit:

Death Race 2000 gehört sicherlich zu den besseren Werken Roger Cormans nach 1970. In den 60er Jahren war Corman durch seine Interpretationen einiger Edgar Alan Poe Geschichten berühmt geworden, die er meistens mit Vincent Price verwirklichte. Der für mich beste Film dieser Ära ist „Lebendig begraben“ und stammt aus dem Jahr 1962. Ray Milland spielt den dem Wahnsinn nahen Guy Carrell, der panische Angst davor hat, lebendig begraben zu werden.

Da Corman diese Filme mit niedrigem Budget bestritt, sie aber alle sehr erfolgreich wurden, erhielt er den von ihm stets ungeliebten Titel: König des B-Movies. In den 60er Jahren traf dieser Titel tatsächlich nicht zu, denn seine Filme liefen als A-Filme unter großem Anklang im Kino. Erst ab Ende der 60er Jahre, als er sich immer mehr auf den Job des Produzenten verlegte, wurden die Filme langsam schlechter.

1975 überließ Corman Roger Bartel die Regie zum hier besprochenen Werk. Der Film spielt, wie im Titel angedeutet im Jahr 2000. Die politische Aussage des Streifens ist unmissverständlich eine harsche Kritik an der amerikanischen Wirtschaft, die sich nach dem zweiten Weltkrieg zur mächtigsten der Welt gemausert hatte und die immer skrupelloser zu werden schien.

So verwundert es kaum, dass „Frankensteins Todesrennen“, die deutsche Titelbezeichnung, einer der brutalsten Streifen seiner Zeit war und in die amerikanische Popkultur einging. Er erlangte eine so große Popularität, dass er sogar in der Bill Cosby Show, einer der beliebtesten Sitcoms der 80er, Erwähnung fand. Darüber hinaus sind die Szenen mit teils beißendem Zynismus gewürzt. Die Kommentare des Reporters, der das Todesrennen als Kommenator begleitet, sind schon hörenswert. Wie später in Robo Cop sind sind oft nach den brutalsten Sequenzen fiktive Werbesequenzen zu sehen, die fieser kaum sein könnten.

 

Die „Stars“ der Show sind natürlich an die amerikanische Popkultur angelehnt, wobei es sich Corman natürlich nicht nehmen ließ, seinen Hauptcharakter ausgerechnet Frankenstein zu nennen, eine der Filmfiguren, die in jungen Jahren sicherlich mit den größten Einfluss auf ihn ausgeübt haben. Doch auch eine Calamity Jane oder ein Machine Gun Joe (angelehnt an die Gangster der Prohibitionszeit) tauchen als Fahrer auf, die ein makaberes Vergnügen dabei empfinden, Menschen auf möglichst gnadenlose Weise zu überfahren.

Death Race 2000 ist mit einem Budget von nur 300000$ verwirklicht worden und war dann tatsächlich ein echtes B-Movie. Das Mattepainting zu Beginn des Films ist zweckmäßig, aber bei weitem nicht großartig, über die schauspielerischen Leistungen eines jungen Sylvester Stallone erst gar nicht zu reden. Die meisten anderen Schauspieler, außer David Carradine, der ein Jahr später in Paul Bartels Cannonball zu sehen war, waren so gut wie unbekannt.

 

Carradine war zu dieser Zeit allerdings ein recht beliebter Darsteller. Er war 1972-1975 durch den grandiosen Western/Eastern Mix „Kung Fu“ zu einem Star geworden und blieb bis zu seinem Tod im Jahr 2009 durchgehend gut beschäftigt. 2003 und 2004 sollte er noch einmal in "Kill Bill" 1 und 2 zu sehen sein und im Remake Death Race von 2008 sprach er einige Sequenzen ein. Mit seiner coolen Art schaffte er es, einen glaubwürdigen, mit allen Wassern gewaschenen, Fahrer zu erschaffen, der nur das eine Ziel hat, die korrupte Regierung zu stürzen.

Der Film von 1975 enthält kaum nennenswerte Spezialeffekte, dafür aber etliche gut inszenierte Actionsequenzen. Mit Carradine an der Spitze und dem Zynismus als Trumpf funkionert der Streifen tatsächlich trotz seiner offensichtlichen Schwächen hervorragend und ist schnell zu einem Kultfilm avanciert. Wie oben schon erwähnt, trug die für damalige Verhältnisse immense Brutalität sicherlich dazu bei. Heute mag man, wie oft bei älteren Filmen, über die Szenen lächeln, doch das Werk  hat bis heute nichts von seiner thematischen Brisanz verloren. Das und die Tatsache, dass der Film total abgedreht ist, macht ihn auch heute noch so sehenswert.

persönliche Bewertung: 4/6