Quelle: DVD Cover und Bildzitate: Twentieth Century Fo
Quelle: DVD Cover und Bildzitate: Twentieth Century Fo

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

The Watch - Nachbarn der 3. Art, original: The Watch (2012)

Twentieth Century Fox Film Corporation, Dune Entertainment, 21 Laps Entertainment, Igenious Media u.a.;

Produktionsland: USA; Länge: 102 Minuten

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Darsteller Team
Ben Stiller als Evan Trautwig Regie: Akiva Schaffer
Vince Vaughn als Bob McAllister Produktion: Shawn Levy
Jonah Hill als Franklin Drehbuch: Jared Stern, Seth Rogen, Evan Goldberg
Richard Ayoade als Jamarcus Kamera: Barry Peterson
Rosemarie DeWitt als Abby Trautwig Schnitt: Dean Zimmerman
 Will Forte als Sergant Bressman  Musik: Christophe Beck

Besprechung:

 

Inhalt:

Evan Trautwig ist Leiter eines Costco Supermarktes und überaktiver Mitbürger seiner Heimatstadt Glenview. Er ist Gründer des Spanisch-Clubs für Senioren, Leiter der Jogginggruppe, sitzt im Stadtrat und ist überhaupt zu jedermann nett und freundlich. Er liebt seinen Job, seine Frau und sein spießiges Leben. Als eines Tages ausgerechnet in seiner Filiale der Nachtwächter Chucho bestialisch ermordet aufgefunden wird, gerät sein Leben aus den Fugen. Da die Polizei anscheinend nicht willig oder fähig ist den Mord aufzuklären, beschließt Trautwig kurzerhand, eine Nachbarschaftswache zu gründen.

 

Am Abend des heimischen Footballspiels sieht er seine Gelegenheit gekommen und hält eine Ansprache, auf die sich tatsächlich drei Männer melden: Bob, Fan von Billardtischen und Großbildfernsehern, der verhinderte Cop und Waffennarr Franklin, sowie der nerdige Jamarcus, der davon träumt, als Mitglied der Wache eines Tages eine asiatische Hausfrau zu verführen. Keiner der Drei scheint Evans Anliegen jedoch wirklich ernst zu nehmen. Offenbar bietet das erste Treffen der neugegründeten „Watch“ die Gelegenheit, „echte“ Männerfreundschaften zu begründen, die selbstredend mit einer Menge Bier, Bobs „Männerparadies auf Erden“ (seiner zum Hobbyraum umgebauten Garage) und schlüpfrigem Smalltalk gebührend gefeiert werden muss.

Nichtsdestotrotz treten die vier Deppen ihre Wache an und stellen schnell fest, dass hier etwas im Busch ist, dass sie sich im Entferntesten nicht vorzustellen vermochten. Ausgerechnet Evans Costco Filliale wurde nämlich von einer fiesen Alienbrut ausgewählt, um eine weltweite Invasion zu starten. Da ihnen niemand glaubt bleibt es an den größten Trotteln der Welt hängen, eben jene von den Außerirdischen zu befreien...

 

Fazit:

The Watch gehört zu den Alienkomödien, die bei den meisten Kritikern gnadenlos durchgefallen ist. Cinema.de etwa schreibt: „Es gibt Alienkomödien, die durchaus witzig sind. „Men in Black“ zum Beispiel oder „Mars Attacks!“ von Tim Burton. „The Watch“ gehört leider nicht dazu.“ Und weiter: „Der Humor besteht zu großen Teilen aus schlüpfrigen Zoten, die unter die Gürtellinie zielen. Okay, bei einigen Gags kann man sich ein Grinsen nicht verkneifen, bei den meisten möchte man allerdings einfach nur davonlaufen.“ Ja sicher, viele der Gags sind tatsächlich „schlüpfrig“. Und ich für meinen Teil konnte mir genau deswegen des öfteren mehr als ein Grinsen nicht verkneifen. Denn was der oben zitierte Autor als „unter die Gürtellinie“ auslegt, interpretiere ich anders. Für mich ist The Watch – Nachbarn der 3. Art zunächst einmal eine Persiflage auf alles, was "ganze Kerle" gerne „männlich“ nennen.

 

 

Es gibt so gut wie kein typisches Männerklischee, dass hier nicht auf die Schippe genommen wird. Sei es das Pinkeln in Flaschen im Auto, Saufen bis zum Umfallen, Männerträume in Form eines Billardtisches und eines Riesen-Flatscreens oder eben bestimmte sexuelle Fantasien, die gemeinhin als „männertypisch“ und „cool“ angesehen werden können. Nun bin ich zufällig ein Angehöriger jenes Teiles der menschlichen Spezies, die über Bärte, Brusthaar und ein nicht nach innen gerichtetes Geschlechtsorgan verfügt. Kurz: ich bin ein Mann! Und daher weiß ich ziemlich genau, wie Männer unter sich so sind. Daher fällt es mir relativ leicht, mit einem mächtigen Grinsen auf den „Backen“ zu sagen: „Jau ey, dat passt!“

Sicher, elegant mag es nicht unbedingt sein, wenn vier Deppen als Nachbarschaftswache durch die Gegend ziehen und dabei eine Schote nach der anderen reißen, die manchmal platter nicht sein könnte. Das Thema „Männlichkeitsverarsche“ wird bisweilen schon arg auf die Spitze getrieben. Wenn etwa die ansonsten fiesen, brutalen und über starken Aliens nur durch ein „massives Schwanztrauma“ getötet werden können, ist das schon ein ziemlich unverblümter Angriff auf die so hochgepriesene Männlichkeit und eben kein feinsinniger Humor. Mir zumindest erscheint es so, als ob die Absicht aber genau darin gelegen hätte! Um denjenigen unter uns eins auszuwischen, die sich nur dann für „echte Kerle“ halten können, wenn sie ihr Hirn ausschalten und dem eigenen Reproduktionsorgan den Vorzug geben, muss man vielleicht platt sein.  Insofern halten Regisseur Akiva Schaffer und die Drehbuchautoren Jared Stern, Seth Rogen und Evan Goldberg jenen einen Spiegel vor, die immer noch nicht begriffen haben, dass Männer nicht die Krone der Schöpfung sind. Ich für meinen Teil kann dieser Art Komik also durchaus etwas abgewinnen.

Was den Film von anderen seiner Art absetzt, ist sein verhältnismäßig hoher Härtegrad. Es gehört zwar heute in TV und Kino fast schon zum guten Ton, viel Filmblut fließen zu lassen, doch in jugendfreien Komödien hielt man sich bislang eher mit diesem Stilmittel zurück. Im Gegensatz zu anderen Autoren finde ich, dass diese Mischung sogar ganz gut funktioniert. Es mag in einem Mel Brooks oder Monty Python Streifen gut ankommen, einen Gag den nächsten jagen zu lassen. Bei einem Plot wie diesem jedoch eher nicht. Immerhin trotzen quasi die vier größten Vollpfosten des Universums der größten Bedrohung desselben. Daher ist es nur gerechtfertigt, dies bei allem Witz auch entsprechend filmisch darzustellen.

Technisch geht das hier besprochene Werk darüber hinaus völlig in Ordnung. Mit einem Budget von rund 68 Millionen Dollar war das Team um Produzent Shawn Levy (u.a. „Nachts im Museum“ 1 und 2) gut ausgestattet und nutze diese Mittel adäquat. So sind sowohl CGI- als auch pyrotechnische Effekte sowie die Maske sehr gut gelungen, was dem Auge, und bisweilen auch dem Zwerchfell, gut tut.

Für mich mich ist The Watch – Nachbarn der 3. Art somit zwar kein absoluter Volltreffer, doch bereut habe ich den Kauf der DVD keineswegs. Der Film ist eine bissige Persiflage auf die Männerwelt mit guten Schauspielern und gelungenen Spezialeffekten. Die Komik dürfte bisweilen weniger platt sein. Aber sei' s drum: für einen lustigen Abend unter Kumpels, oder wie in meinem Fall mit der Frau taugt er allemal. Übrigens: die hat sich bestens amüsiert, kriegen wir blöden Kerle doch endlich mal richtig eins aufs Dach.

persönliche Bewertung: 3(+)/6