Quelle: Cover und Bildzitate: Koch Media
Quelle: Cover und Bildzitate: Koch Media

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Moon, die dunkle Seite des Mondes, original: Moon (2009)

Liberty Films UK, Xingu Films, Limelight Fund, Lunar Industries, DVD: Koch Media;

Produktionsland: Großbritannien; Länge: 96 Minuten

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Darsteller Team
Sam Rockwell als Sam Bell Regie: Duncan Jones
Kevin Spacey als Stimme von GERTY Produktion: Stuart Fenegan, Trudie Styler
Dominique Mc Elligott als Tess Bell Drehbuch: Nathan Parker
Rosie Shaw als Eve (Kind) Kamera: Gary Shaw
Kaya Scodelarioa ls Eve (15 jährig) Schnitt: Nicolas Gaster
 Robin Chalk als Sam Bells Klon  Musik: Clint Mansell

Besprechung:

Inhalt:

In einer nicht allzu weit entfernten Zukunft baut die mächtige Lunar Industries Corporation auf der dunklen Seite des Mondes Helium 3 zur Energiegewinnung ab. Die hierfür verwendeten, Harvester genannten, Maschinen werden von einer kleinen Mondstation von Sam Bell überwacht. Als Hilfe und Gesprächspartner steht ihm lediglich der Stationscomputer GERTY zur Verfügung. Dieser vermittelt Sam dank einer weichen Stimme und Emoticons auf seinem Bildschirm das Gefühl, nicht vollkommen allein zu sein.

Der hochspezialisierte Astronaut und Ingenieur hat sich für drei Jahre bei Lunar Industries verpflichtet. Der Vertrag läuft bald aus. Dann soll es zurück zur Erde, zu Frau und Kind gehen. Einige Tage vor seinem Abflug geschieht jedoch etwas Unvorhergesehenes: Sam erleidet einen Unfall und ist in seinem Mondmobil eingeklemmt. Verletzt und verängstigt sieht er sein Leben an sich vorbeiziehen, bis er kurz vor der Besinnungslosigkeit ist. Unvermittelt öffnet sich jedoch die Fahrzeugluke und ein Mann im Raumanzug zieht ihn aus dem beschädigten Fahrzeug. Als Sam jedoch den Fremden schließlich erblickt, trauen sowohl er, als auch sein Retter den eigenen Augen nicht. Die beiden sehen sich ähnlich, als seien sie eineiige Zwillinge.

 

Nach vollendeter Rettung und einer kurzen Erholungsphase stellt sich schnell heraus, dass es offenbar zwei Sam Bells mit demselben Aussehen, identischen Fähigkeiten und exakt gleichen Erinnerungen gibt. Mit einer Ausnahme: „der alte“ Sam hat sich in seiner Zeit auf dem Mond menschlich weiterentwickelt. Seine aggressiven Tendenzen, die zu einer vorübergehenden Trennung von seiner geliebten Frau führten, hat er längst abgelegt. Der junge Bell hingegen ist noch immer der aufbrausende Rowdy, der er einst war. Es gibt nur eine Erklärung, die Sam und Sam anfangs nicht wahrhaben wollen, die sich aber im Laufe der nächsten Tage immer mehr bewahrheitet: sie sind Klone und somit jederzeit ersetzbar...

 

Fazit:Es ist kein großes Geheimnis, dass mein SciFi-Film- und Seriengeschmack eher breit gefächert ist. Für Indi-Projekte schlägt mein Herz jedoch besonders. So auch für Moon von 2009, der für mich fast alles hat, was gute Science Fiction braucht. Klar, mit einem Budget von insgesamt nur 5 Millionen Dollar bietet das Movie keine Special Effects Orgien. Allerdings sind die zu sehenden dafür sowohl sehr ordentlich gemacht, als auch regietechnisch gut in Szene gesetzt. Als Zuschauer fühle ich mich dank glaubwürdiger Sets und der Tatsache, dass Regisseur Duncan Jones (Source Code) sich auf das Wesentliche beschränkt, in die Situation des Protagonisten versetzt. Das weiß zu gefallen. Was mich allerdings eigentlich begeistert, sind eine einfache, aber tiefsinnige Geschichte gepaart mit einem fantastischen Hauptdarsteller.

Sam Bell, verkörpert von Sam Rockwell, befindet sich seit drei Jahren allein auf dem Mond, um dort den Helium 3 Abbau für die „Lunar Industries Corporation“ zu überwachen. In dieser Zeit hat er als Mensch eine Entwicklung vom unbeherrschten, fast rowdyhaften Ehemann und Vater, zu einer wesentlich ruhigeren Variante seiner selbst durchgemacht. Bald läuft sein Vertrag aus und er darf wieder zur Erde zurück. Doch dann erleidet er einen Unfall und wird ausgerechnet von einem Mann gerettet, der ihm wie ein eineiiger Zwilling gleicht. Der einzige Unterschied ist die Unbeherrschtheit, gegen die Bell drei Jahre lang so erfolgreich angekämpft hat und besiegt zu haben glaubt.Es ist für den Zuschauer nicht allzu schwer herauszufinden, was hier vorgeht. Die Bells sind Klone, die seit etwa 12 Jahren im Dreijahres-Rhytmus aktiviert werden. Und hier beginnt für mich der brillante Teil. Denn Sam Rockwell schafft es in diesem kammerspielartigen Film so geschickt gegen und mit sich selbst zu spielen, dass man das Gefühl hat, wirklich zwei völlig unterschiedliche Sam Bells zu erleben. Daraus ergeben sich einige der interessantesten philosophischen Fragen überhaupt. Was macht uns menschlich? Unser Körper? Unser Geist? Der freie Wille? Oder sind wir nur mit all diesen Attributen zusammen der Mensch, der wir zu sein glauben? Was ist, wenn wir über eine dieser wichtigen Eigenschaften nicht frei verfügen können? Was bleibt dann noch von uns? Weder Duncan Jones, noch Sam Rockwell versuchen wirklich, Antworten auf diese fundamentalen Fragen zu liefern. Sie stehen im Raum, erzählt in ruhigen Bildern, blassen Farben, klinischen Sets und einigen wenigen Rückblenden, die die Vergangenheit der interessanten Hauptfigur näher beleuchten.

 

Keine Frage: all das gab es zuvor sowohl in der Science Fiction, als auch in anderen Genres. Was Moon aber für mich so wertvoll macht ist die Tatsache, dass er gerade in einer Ära des Popkorn-Kinos entstanden ist, in der es nicht bombastisch genug zugehen kann. Rasante Schnitte, cgi- lastige Fights zwischen Superhelden, die 20 und mehr Minuten andauern - nur um dann 20 weitere Minuten später fortgesetzt zu werden - dies sind die Bilder, die in der derzeitigen Science Fiction vorherrschend scheinen. Duncan Jones geht hier lieber den Weg des Altbewährten. Er besinnt sich auf eine Zeit, in der man eben nicht alles Erdenkliche am Computer generieren konnte. Bei einem derartigen Hintergrund müssen sich Produktionsteam und Regisseur auf gute Drehbücher und noch bessere Schauspieler verlassen.

 

Beides liegt hier erfreulicherweise zugrunde und wird durch einen einfühlsamen Kameramann (Gary Shaw), sowie eine minimalistische und stimmige Musikuntermalung bereichert. Mich hat der Titel über seine 96 Minuten jedenfalls  überzeugt, auch wenn es nicht wirklich etwas Neues zu entdecken gab. Doch als Genrefilm funktioniert das Werk hervorragend und bietet endlich einmal wieder Science Fiction einer ruhigeren Gangart weit ab vom Mainstream. Mit anderen Worten: dies ist ein Film mit Herz und Verstand! Er hat m. E. vollkommen zu Recht den British Independent- den Hugo und den BAFTA- Award, das Edinburg International-, sowie das Sitges International Film Festival gewonnen. Für Fans, die es gerne zwischendurch etwas ruhiger angehen lassen und es mögen, den Kopf einzuschalten, dürfte hier also ein Leckerbissen des Genrekinos vorliegen.  Auch wenn ich mir vielleicht bei diesem Tiefgang mehr Antworten erhofft hätte: Moon ist ein mehr als nur überdurchschnittlich guter Streifen, er ist toll!

persönliche Bewertung: 5/6