Quelle: DVD Cover und Bildzitate: Tobis/VCL/Constantin Video
Quelle: DVD Cover und Bildzitate: Tobis/VCL/Constantin Video

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Judge Dredd, original: Judge Dredd (1995)

Hollywood Pictures, Cinergi Pictures Entertainment, Tobis; DVD Release 2001: VCL/Constantin Video/Tobis

Produktionsland: USA, Länge: 92 Minuten

____________________________________________________________________________________________________________________________________

Darsteller Team
Sylvester Stallone als Judge Joe Dredd Regie: Danny Cannon
Diane Lane als Judge Hershey Produktion: Andrew G. Vajna, Edward R. Pressman
Armand Assante als Rico Drehbuch: Steve E. de Souza, William Wisher Jr.
Jürgen Prochnow als Judge Griffin Kamera: Adrian Biddle
Max von Sydow als Chief Justice Fargo Schnitt: Harry Keramidas, Alex Mackie
 Joan Chen als Dr. Hayden  Musik: Alan Silvestri

Besprechung:

Inhalt:

Statt einer kurzen einleitenden Zusammenfassung stelle ich Euch hier einmal das Intro ein. Die Zeilenform wurde so belassen, wie sie auf der Leinwand oder dem TV Bildschirm im Vorspann zu sehen ist.

 

Erzähler:

"Im dritten Jahrtausend

veränderte sich die Welt.

Das Klima, die Nationen,

alle waren in Aufruhr.

 

Die Welt verwandelte sich

in eine vergiftete, verdorrte Wüste,

die man "Verfluchte Zone" nannte.

 

Millionen Menschen drängten

sich in wenigen Mega-Cities

wo herumziehende Straßenbanden

von Wilden eine Gewalt schufen,

derer das Rechtssystem

nicht mehr Herr wurde.

 

Das Gesetz, so wie wir es kennen,

brach zusammen.

Aus der Asche erhob sich eine neue Ordnung,

eine Gesellschaft,

die von einer neuen Elite beherrscht wurde.

 

Einer Elite mit der Macht,

gleichermaßen über Gerechtigkeit

und Strafe zu befinden.

 

Sie war die Polizei

das Gericht und

Vollstrecker in einem.

 

Es waren die Judges"

Fazit:

Star Wars meets Ben Hur“. So umschrieb Regisseur Danny Cannon seine Filmvision des britischen Comics Judge Dredd. Die Figur wurde 1977 von John Wagner und dem Zeichner Carlos Ezquerra erdacht und erschien erstmalig in der zweiten Ausgabe des 2000AD Magazins. Fortan war der Siegeszug des Legislative, Judikative und Exekutive in einer Person vereinenden Supercops nicht mehr aufzuhalten. Bis 1995, dem Zeitpunkt der Entstehung des hier zu besprechenden Films, waren bereits etwa 40 Millionen Comics über die Ladentheken der Welt gegangen. Judge Dredd hatte längst sein eigenes Magazin und war aufgrund seiner für die damalige Zeit ungewöhnlichen Härte vor allem bei Erwachsenen beliebt.

Grund genug also, sich an einer Verfilmung zu versuchten, dachten sich die Produzenten Adrew G. Vajna (u.a. Deep Star Six, Total Recall (1990), Terminator 3) und Edward R. Pressman (u.a. „The Crow" und Mutant Chronicles). Mit einem 85 Millionen Dollar Budget (laut Produktionsnotizen) gehörte der Film dann auch finanziell betrachtet zu den Blockbustern seiner Zeit. Das sieht man ihm auch heute noch an. Die Spezialeffekte waren, vielleicht einmal abgesehen von den Stop Motion Aufnahmen des Roboters, der als Ricos (Armand Assante) Leibwächter dient, absolut state of the art. Visuell orientierten sich Special Effects Supervisor Joss Williams (Alien 3), Visual Effects Supervisor Joel Hynek (Predator), Kostümbildnerin Emma Porteons (Alien) und der Leiter des Artdepartments Leslie Tomkins (Batman 1989) an so großen Vorbildern wie Blade Runner, Star Wars, oder auch jener ersten modernen Batman Adaption von 1989 mit Michael Keaton als Bruce Wayne.

Mit diesen Vorbildern hätte aus Judge Dredd ein toller SF-Actioner mit interessanten Noir-Einflüssen werden können. Doch schon zu Beginn wird klar, dass Danny Cannon und Silvester Stallone, der immer wieder Änderungen am Drehbuch durchgesetzt hatte, eine aus heutiger Sicht seltsame Art von „Coolness-Faktor“ einbauen wollten. So konkurrieren durchaus aufregende Actionszenen mit oft blöden und unpassenden Sprüchen und viel zu pathetischen Kameraeinstellungen. Hinzu gesellt sich eine manchmal leider viel zu heroisch angehauchten Musik. Dem eigentlichen Ernst der Comicvorlage, der Gedanke, dass hier eigentlich ein Werk für Erwachsene vorlag, wurde man hierbei in keinster Weise wirklich gerecht. Dazu trägt auch Silvester Stallone bei, der für mich eine der denkbar schlechtesten Wahlen für die Rolle des Judge Joe Dredd war. Wir alle wissen, dass der 1946 in New York geborene „Rocky“-Erfinder nun nicht der allerbeste Mime ist. Doch von den 70er bis in 90er Jahre konnte der Actiondarsteller vor allem bei Jungs wie mir immer wieder punkten. „Rocky I bis IV“, Rambo I bis III“, „Demolition Man“, „Cop Land“ - das alles sind natürlich keine Meisterwerke, aber solides und durchaus spannendes Actionkino.

Hier macht sich Stallone m. E. allerdings zu einem Abziehbild seiner selbst und wirkt auf mich keine Minute glaubwürdig. Seine Sprüche, die Gestik, die Mimik – das alles sieht so nach Overacting aus, dass es mir als Zuschauer schon manchmal peinlich ist. Seine wenigen guten Momente hat der Mime immer dann, wenn es an die Action geht. Hier bewegt er sich auf bekanntem Terrain, kann seine eindrucksvolle Körperlichkeit zur Schau stellen und den harten, gefühllosen Cop geben. Beides hält sich in etwa die Waage. Gefüttert wird diese, für mich, überzogene Darstellungsweise dann auch noch durch die Rolle des Herman Ferguson, gespielt von Rob Schneider. Schneider blödelt sich durch die 92 Minuten des Films und gibt Silvester Stallone damit immer wieder Futter, sich noch lächerlicher zu machen. Das ist durchaus schade, denn ansonsten würde der Titel als SciFi Actioner eigentlich gar nicht so schlecht funktionieren. Ganz anders fällt  Armand Assante, der den Rico und Joes Bruder gibt, auf. Einen weiteren angenehmen Gegenpart bietet die recht hochkarätige weitere Besetzung. In Nebenrollen sind etwa Jürgen Prochnow und Max von Sydow zu sehen, in weiteren Hauptrollen  Diane Lane als Judge Hershey.

Würde Judge Dredd inhaltlich halten, was er optisch verspricht, was für ein Kultfilm könnte da in meinem Regal schlummern. Wie das Schicksal so spielt, erhielt er im Gegenteil teils vernichtende Kritiken. Dennoch war der Blockbuster an den Kinokassen insgesamt erfolgreich. Mit der richtig guten Neuverfilmung von 2012 (Dredd 3D) kann dieses typische 90er Jahre Action-Spektakel allerdings in keinster Weise mithalten. Beide Filme haben kaum Gemeinsamkeiten. Wo man 1995 auf eine FSK 16 und Popcorn Kino setzte, blieb Regisseur Pete Travis wesentlich näher an der Comicvorlage und schuf einen modernen, harten FSK18 Actionfilm, dem leider sein wohl verdienter Erfolg nicht vergönnt war. Trotz allem: wer Lust auf einen visuell gut umgesetzten 90er Jahre Stallone Kracher mit reichlich blöden Sprüchen und viel Geballer hat, dem sei an dieser Stelle viel Spaß gewünscht. In meinem DVD Regal wird der Film wohl noch einmal 10 Jahre stehen, bevor ich ihn irgendwann wieder rauskrame.

persönliche Bewertung: 3(+)/6