Quelle: Cover und Bildzitate: Sony Pictures Home Entertainment
Quelle: Cover und Bildzitate: Sony Pictures Home Entertainment

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vernetzt - Johnny Mnemonic, orginal: Johnny Mnemonic (1995)

Tristar Pictures, Alliance Communications Corporation, Cinévision See;

Produktionsland: USA, Länge: 92 Minuten

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Darsteller Team
Keanu Reeves als Johnny Regie: Robert Longo
Dina Meyer als Jane Produktion: Don Carmody
Ice- T als J-Bone Drehbuch: William Gibson
Takeshi Tikano als Takahashi Kamera: Francois Protat
Dolph Lundgren als der Prediger Schnitt: Ronald Sanders
Barbara Sokowa als Anna Kalmann Musik: Brad Fidel

Besprechung:

Inhalt:

Zweite Dekade des 21. Jahrhunderts:

Multikonzerne regieren.

Die Welt wird von einer Seuche bedroht:

Das NERVE ATTENUATION SYNDROME

tödlich, hochansteckend, Herkunft und Behandlung unbekannt.

 

Die Gegner der Multis sind die LoTeks, eine

Widerstandsbewegung aus dem Untergrund:

Hacker, Daten-Piraten, Guerillakämpfer

in den Informationskriegen.

Die Multis verteidigen sich selbst.

Sie heuern dafür die Yakuza an,

das mächtigste aller Verbrechersyndikate.

Sie verkleiden ihre Daten in Black Ice,

tödlichen Viren, die nur darauf warten,

die Gehirne von Eindringlingen zu verbrennen.

Aber die LoTeks warten in ihren Festungen,

in den alten Stadtkernen

wie Ratten in den

Mauerlöchern der Welt.

 

Die wertvollsten Informationen

müssen manchmal mnemonischen Kurieren

anvertraut werden, Eliteagenten,

die in vernetzten Gehirn-Implantaten

Daten schmuggeln.“

Introtext

Fazit:

William Gibson dürfte vielen Science Fiction Fans ein Begriff sein. Seine Neuromancer Trilogie prägte nicht nur Begriffe wie „Cyberspace“ und „Matrix“, sondern auch das gesamte Subgenre des Cyberpunks. Einige grundlegende Elemente wurden zwar bereits einige Jahre zuvor von Autoren wie Philip K. Dick, oder in Filmen wie Die Klapperschlange und Blade Runner formuliert. Doch fehlt beiden Beispielen etwa der typisch computerisiert-futuristische Aspekt einer Kurzgeschichte wie Der mnemonische Johnny, die für den Film Vernetzt – Johnny Mnemonic Pate gestanden hat. Dieser vereint wiederum alle wichtigen Puzzleteile, die den Cyberpunk auch heute noch beliebt und attraktiv machen.Die Gründe dafür, dass der Streifen nicht zu einem Meisterwerk avancierte, sind dabei vielfältig. Mit einem Budget von nur fünfundzwanzig Millionen Dollar ausgestattet, konnte der amerikanische Künstler und Regisseur Robert Longo hier nicht aus dem Vollen schöpfen. Das macht sich an einigen Stellen leider etwas bemerkbar, obwohl beispielsweise die Special Effect Abteilung gar keine schlechte Arbeit geleistet hat. Mit Rory Cutler holte man sich einen in Budgetfragen erfahrenen Mann an Bord. Umgeben war er von einem talentieren Team. Tom Blalock etwa, bekannt durch X Men: Apocalypse, X Men: Zukunft ist Vergangenheit, oder „Underworld“,  verdiente sich als Special Effects Best Boy hier seine ersten Sporen. Dennoch kann man sich des Eindrucks eines B-Films dann und wann nicht erwehren. Obwohl die weitere Ausstattung an sich nicht schlecht ist, scheint an einigen Stellen doch durch, dass es bisweilen etwas an Geld gemangelt zu haben scheint. Beispielsweise fehlt es für meinen Geschmack bisweilen an Statisten und Stuntleuten. Auch sind Stunts phasenweise etwas eigenwillig choreografiert. Dadurch versprüht Johnny Mnemonic durchaus TV- oder B-Movie-Charme. Dies ist ein Umstand, den ich hier seltsamerweise gar nicht schlecht finde, verstärkt er doch den Cyberpunk-Charakter des Streifens.

 

Die Bewertung der schauspielerischen Leistungen machen die Sache nicht viel einfacher. Keanu Reeves wurde vollkommen zu Recht für die Goldene Himbeere nominiert. Szenen wie die mit dem berühmten Schrei: „Ich will Zimmerservice!“ kommen zwar durchaus witzig daher, doch im Großen und Ganzen bleibt Reeves recht mimikarm. Diese Tatsache zieht sich meines Erachtens durch seine gesamte Karriere. Was in Matrix oder Der Tag, an dem die Erde stillstand vielleicht noch passend und angemessen wirkt, wird spätestens in "47 Ronin" zu einem unübersehbaren Manko, dass mich bisweilen an der Spiellust des prominenten Mimen zweifeln lässt. Das ist umso mehr schade, als das Reeves hier immerhin die Hauptrolle übernimmt und eben nicht mit seiner ansonsten guten körperlichen Konstitution punkten kann.

Dina Meyer hatte sich erste Loorbeeren in der Teenie-Seifenoper „Beverly Hills 90210“ verdient, bevor sie hier 1995 ihre erste Hauptrolle in einem Hollywoodfilm ergattern konnte. Mit Werken wie „Dragonheart“, Starship Troopers, Star Trek Nemesis, oder der „Saw“ Reihe konnte sie sich später unter Fans einen Namen machen. Als Jane merkt man ihr ihre Unerfahrenheit phasenweise noch etwas an. Dennoch weiß sie, vor allem in den Kampfszenen, zu überzeugen. Über Dolph Lundgren braucht man an dieser Stelle nicht viele Worte zu verlieren. Einen besseren, perversen Auftragskiller als ihn, hätte man kaum finden können. Seine Körperlichkeit, die stahlharten Augen und das markante Gesicht sind geradezu geschaffen für eine Rolle, wie die des Predigers.

Überhaupt wirkt die, teils, übermäßige Härte nicht fehl am Platz, sondern fungiert eher als gut dosiertes Stilmittel, welches fast schon elegant in die dunkle, brutale Welt des Cyberpunk integriert wird. 1995 wurde die ungekürzte Fassung tatsächlich erst ab 18 Jahren freigegeben, ein Umstand, den man sich in Zeiten von „The Walking Dead“ kaum mehr vorzustellen vermag. In einer brutalen Welt, in der die Hälfte der Menschheit von einem unheilbaren Virus befallen scheint, in der Menschen entweder im Himmel, oder in der Hölle leben, arm oder reich sind, ist nun einmal kein Platz für Sanftmütigkeit. Der Unrat, die zerstörten Städte, sterbende Obdachlose auf den Straßen, um die sich niemand kümmert – das ist die Welt, die Gibsons Drehbuch genauso zu zeichnen vermag, wie seine Neuromancer Trilogie.

Nein, Vernetzt – Johnny Mnemonic ist vielleicht kein Meistwerk. Tatsächlich kann man reichlich kritisieren, wenn man mag. Aber das Drehbuch, die künstlerische Gestaltung, die Auswahl von Actionstars wie Dolph Lundgren und die Musik von Brad Fidel (u.a. Terminator und Terminator 2) ergeben zusammen einen spaßigen Cyberpunk-Thriller, der ein Paradebeispiel für das Subgenre darstellt.

persönliche Bewertung: 4/6