Quelle: DVD Cover und Bildzitate: MIG Filmgroup
Quelle: DVD Cover und Bildzitate: MIG Filmgroup

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

20000 Meilen unter dem Meer, original: 20000 Leagues under the Sea (1997)

The Frederick S. Pierce Company & Village Roadshow PTY. Ltd.; Eurovideo/MIG (DVD);

Produktionsland: USA/Australien, Länge: 157 Minuten in zwei Teilen als TV-Adaption

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Darsteller Team
Michael Caine als Cpt. Nemo Regie: Rod Hardy
Patrick Dempsey als Pierre Arrona Produktion: Dean W. Barnes
Adewale Akinnuoye Agbaja als Cab Drehbuch: Brian Nelson
Mia Sara als Mara Kamera: James Bartle
Bryan Brown als Ned Land Schnitt: Drake Silliman
 John Bach als Thierry Arrona  Musik: Mark Snow

Besprechung:

Inhalt:

Wir schreiben das Jahr 1886: immer wieder werden Schiffe überall auf den Weltmeeren von einem seltsamen Gebilde attackiert und manövrierunfähig gemacht. Der junge Kryptozoologe Pierre Arronax, dessen Vater Thierry ein bekannter Meeresbiologe ist, ist im Gegensatz zur offiziellen Lehrmeinung der Ansicht, dass es sich nicht um ein von Menschenhand geschaffenes Objekt, sondern einen riesigen Narwal handeln müsse. Pierres Vater verspottet ihn daraufhin vor der versammelten Wissenschaftlergemeinschaft.

 

Eine der am schlimmsten betroffenen Schifffahrt-Gesellschaften bietet ihm jedoch ungeachtet dessen eine Mitreise auf einem US-Kriegsschiff unter dem bekannten Admiral Cutcheon an. Arronax nimmt an und lernt während der großen Fahrt auch den schwarzen Ex-Soldaten Cabe und den Walfänger Ned Land kennen. Es entsteht eine ungleiche Freundschaft. Nach Monaten auf See trifft Cutcheon endlich auf das vermeintliche Seeungeheuer und lässt aus allen Rohren feuern. Schnell wird klar, dass es sich um ein stark gepanzertes Wesen handelt, dass das Kriegsschiff so schwer rammt, dass ein großes Loch in den Rumpf gerissen wird.

Land, Cabe und Arronax werden dabei über Bord geschleudert. Als sie wieder erwachen stellen sie geschockt fest, dass sie auf einem Eisenboot sitzen. Arronax' Riesen-Narwal entpuppt sich als ein von Menschenhand geschaffenes Wunderwerk: die Nautilus des Kapitän Nemo. Die drei Schiffbrüchigen werden an Bord des U-Bootes gebracht und sollen dort nach Willen Nemos als Gefangene leben. Land und Cabe wehren sich, doch Pierre ist von der Bildung und Intelligenz des Kapitäns angetan. Nun beginnt ein Abenteuer, dass die drei Abenteurer zusammen mit der Mannschaft der Nautilus über eine Strecke von 20000 Meilen um die Welt führen wird, unter dem Meeresspiegel...

 

Fazit:Jules Verne Verfilmungen gibt es bekanntlich wie Sand am Meer und der Klassiker 20000 Meilen unter dem Meer scheint nach wie vor ganz oben auf der Liste der Filmemacher zu sein. Zwischen 1916 und heute wurde der Verne-Roman mehr oder weniger gut mindestens acht mal verfilmt, eine neunte scheint seit 2014 unter der Regie von Bryan Singer in der Mache. Die meisten Fans haben wohl vornehmlich den Stummfilm von 1916, aber noch mehr den Disney Klassiker von 1954 im Kopf, wenn sie Kapitän Nemo, Ned Land, Conseil und Professor Arronax denken. Allerdings gab es in den Jahren 1996 und 1997 zwei durchaus bemerkenswerte TV Adaptionen, auf die sich ein näherer Blick durchaus lohnt.

In der hier zu besprechenden zweiteiligen Version von 1997 ist es kein Geringerer als der vierfach nominierte und zweifache Oscar-Preisträger Michael Caine, der den Nemo gibt. Caine hat in insgesamt rund 200 Produktionen unterschiedlichster Couleur und Qualität mitgespielt und war für das Produktionsteam des Zweiteilers absolut ein Gewinn. Dies trifft allerdings auch für die anderen Akteure zu. Patrick Dempsey war 1997 zwar noch weitgehend unbekannt, hatte aber in Wolfgang Petersens Outbreak mit Dustin Hofman in einer kleineren Rolle auf sich aufmerksam gemacht. Ab 2003 wurde er mit Serien wie „Practice“, „Grey's Anatomy“ und „Private Practice“ zum Star, was ihm schließlich eine der tragenden Rollen in Transformers 3 – Die dunkle Seite des Mondes einbrachte. Ob man ihn dafür beglückwünschen sollte, entscheide jeder Leser für sich. Der Australier Bryan Brown war durch „Die Dornenvögel“ zum Star geworden. Für die vierteilige Serie wurde er für den Golden Globe und den Emmy nominiert. Auch Mia Sara, deren Rolle als Nemos Tochter eigentlich im Roman nicht existent hat, ist durchaus eine gute Schauspielerin, die 1995 einen Saturn Award als beste Nebendarstellerin in Timecop erhielt.

 

 

Insgesamt wurde also in puncto Cast gut gewählt. Dasselbe trifft auf die Ausstattung zu, die vor allem auf der Nautilus in einem angenehmen Steampunk-Look daher kommt. Nette Kostüme, Dampfloks und schöne Hafensets runden das Bild ab. TV-Regisseur Rod Hardy, der unter anderem bei „Die fliegenden Ärzte“, Quer durch die Galaxis, Akte XBattlestar Galactica und „The Quest“ sein Können unter Beweis stellte, leistet ebenfalls im Rahmen der finanziellen und drehbuchtechnischen Möglichkeiten sehr gute Arbeit. Für die musikalische Untermalung wurde der bekannte TV-Komponist Mark Snow gewonnen, der für so viele Serien die Musik schrieb, dass sie hier gar nicht aufzählbar sind. Für Science Fiction Fans besonders interessant ist aber seine Leistung für die Serien Akte X, „Millenium – Fürchte Deinen Nächsten wie Dich selbst“, Smallville, Twighlight Zone (2003) und „Ghost Whisperer – Stimmen aus dem Jenseits“

Wäre nun noch das Drehbuch entsprechend gut, hätte bei diesem Projekt ein wirklich guter TV-Zweiteiler herauskommen können. Leider jedoch nahm sich Drehbuchautor Brian Nelson die ein oder andere völlig unnötige „künstlerische“ Freiheit. So wurde Arronax' Butler Conseil etwa gegen den schwarzen Ex-Bürgerkriegssoldaten Cabe getauscht, der offenbar Zwei Drittel seiner Zeit im Film mit mehr oder weniger verständlichem Freiheitsgefasel verbringt, das eigentlich nicht in den Stoff gehört. Bei Verne ist es Nemo selbst, der für die Unterdrückten einsteht und das ist auch gut so, denn das macht die Figur im Roman letztlich nachvollzieh- und verstehbar.

 

Pierre Arronax wurde zum Jungspund degradiert, der unter der Fuchtel seines fiesen Vaters Thierry steht, der im Roman ebenfalls nicht vorkommt und Ned Land ist noch eindimensionaler als im Disney-Klassiker. Auch die Figur der NemoTochter Mara gibt es im Original nicht, was nicht so schlimm gewesen wäre, hätte die Akteurin Mia Sara hier eine etwas anspruchsvollere Rolle erhalten. So dient sie leider nur als schmückendes Beiwerk für Pierre Arronax (Patrick Dempsey). Offenbar war man der Ansicht, dass eine unausgegorene Lovestory den Plot erheblich aufwerten könne. Hinzu gesellt sich ein Nemo, der zwar von Caine wirklich gut gespielt wird, dessen Motivationen aber insofern unverständlich bleiben, da er in sich so widersprüchlich ist, dass er entweder der größte Münchhausen der Geschichte, oder ein unausstehlicher Choleriker ist.

Sehr schade ist auch der geringe Aufwand, der in die Spezialeffekte gesteckt wurde. Im ersten Teil sind diese noch für einen TV Film ganz ordentlich geraten, im zweiten wird es teilweise schon arg billig. Da sehen wir einen CGI-designeten Vulkan, der diesen Namen kaum verdient, einen Falken, der in ein körniges Standbild eines bewölkten Himmel so schlecht hineinprojiziert wurde, dass es schon fast unverschämt ist. Insgesamt hätte man sich sämtliche CGI-Effekte im Film wirklich sparen sollen, zumal 1997 schon Serien wie Seaquest DSV gab, die zumindest in der ersten Staffel zeigten, wie so was aussehen kann. Sofern die Spezialeffekte handgemacht sind, geht die Arbeit allerdings noch in Ordnung.

 

Alles in allem bleibt also ein recht zwiespältiger Eindruck zurück. Unausgegorene Figurenzeichnung, unnötige Veränderungen des Grundstoffes und teilweise schlecht gemachte Spezialeffekte vs. gute Schauspielleistung, schöne Aufbauten, Sets und Kostüme, gute Musik und eine insgesamt noch recht nette Abenteuergeschichte, in der man Vernes Werk trotz allem absolut wiedererkennbar bleibt...

persönliche Bewertung: 3/6