Der vorgestellte Film ist Teil der im Cover gezeigten Sammlung. Quelle: Filmgroup Mig/Eurovideo
Der vorgestellte Film ist Teil der im Cover gezeigten Sammlung. Quelle: Filmgroup Mig/Eurovideo

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Reise zum prähistorischen Planeten, original: Voyage to the Prehistoric Planet (1965)

Zusammenschnitt der russischen Filme Planeta Bur (DEFA:Planet der Stürme) und Njebo Sowjot (Der Himmel

ruft) George Edwards Production, MIG Filmgroup; Produktionsland: USA, UDSSR; Länge: 74 Minuten, mit legalem Direktlink zum Film, da Open Source

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Darsteller Team
Basil Rathbone als Prof. Hartmann (Lunar 7) Regie: Curtis Harrington
Faith Domergue als Dr. Marsha Evans Produktion: G. Edwards, S. Rothman, R. Corman
Gennadi Vernov als Andre Ferneau Drehbuch: Curtis Harrington
Georgi Zhzhyonov als Hans Walters Kamera: Vilis Lapenieks
Yuriy Sarantsev als Vega Schnitt: Leo H.Shreve
 Vladimir Ymelyanov als Com. Lockhart  Musik: Ronald Stein

Besprechung:

Inhalt:

Wir schreiben das Jahr 2020: der Mond ist besiedelt, das nächste große Ziel, eine Expedition zur Venus, wird vorangetrieben. Drei Raumschiffe, die „Vega“, die „Sirius“ und die „Capella“ befinden sich kurz vor dem Ziel, als „Capella“ von einem Meteoriten vernichtet wird.

Trotz dieses Debakels entscheidet der Expeditionsleiter Professor Hartman von der Mondstation Luna aus, dass zwei Astronauten zusammen mit dem Dienstroboter auf dem Planeten landen sollen. Doch bald reißt die Kommunikation ab und die „Vega“ muss auf der Venus landen, um die Gestrandeten zu retten. Schnell stellt sich heraus, dass die Venus ein lebensfeindlicher Ort ist, der von den seltsamsten, prähistorisch anmutenden, Wesen besiedelt ist. Doch sind diese primitiven und wilden Pflanzen und Tiere wirklich das einzige Leben auf der Venus, oder sind unsere Helden etwa doch nicht die ersten intelligenten Lebewesen, die die Planetenoberfläche besuchen?...

 

Fazit:

Es gibt Filme, die nicht nur niemand braucht, sondern die es darüber hinaus vielleicht besser nicht gäbe. Dazu gehören sicherlich einige der frechsten Plagiate der Filmgeschichte. Voyage to the prehistoric Planet, produziert vom King of the B- Movie Roger Corman, gehört sicherlich dazu. Im Großen und Ganzen handelt es sich hier um einen ziemlich dreisten Zusammenklau zweier sowjetischer Filme, die technisch sehr ausgefeilt waren und aus diesem Grund wohl das Interesse der US-Konkurrenz weckten, nämlich Der Himmel ruft und Planet der Stürme, wobei der Löwenanteil dem zweiten Titel entstammt.

In den 60er Jahren liefen in den Drive-ins in den USA oft B-Movies, sehr häufig mit Scifi- und/oder Monsterthematik. Dabei sollten diese Filmchen natürlich so billig wie nur möglich produziert werden, aber dennoch einen gewissen Unterhaltungswert haben. Um Kosten zu senken und dennoch gutes Filmmaterial verwerten zu könnten,  verfielen einige US-Produzenten - darunter auch Roger Corman, George Edwards und Francis Ford Coppola - auf den Gedanken, sowjetische Filme umzuschneiden. Diese wurden zudem  mit neuem Score und amerikanisierten Namen versehen. Schließlich drehte man bisweilen einige Szenen mit mehr oder weniger bekannten US-amerikanischen Schauspielern nach und fügte die Szenen mehr oder weniger geschickt zu einem neuen Film zusammen. Schließlich war „der Russe“ der erklärte Klassenfeind, da konnte und wollte man dem amerikanischen Durchschnittszuschauer einfach nicht zumuten zu glauben, dass man im Osten auch gute Filmtricks zuwege bringen könne.

 

Der Grund für dieses Vorgehen liegt natürlich auf der Hand. Tatsächlich stand die sowjetische Filmtechnologie der 50er und frühen 60er Jahre der amerikanischen Filmkunst in nichts nach, wie jene Spezialeffekte aus den oben genannten Filmen recht eindrücklich beweisen. Mit den landestypischen und sozialistisch-politisierten Stoffen  vermochten die B-Produzenten natürlich nichts anzufangen. Also wurde an dieser Stelle, wie oben bereits geschildert, die Schere angesetzt. So entstanden völlig neue Filme, die tricktechnisch wie aus dem Ei gepellt wirkten und so gut wie nichts kosteten. Dies geschah übrigens mit einer ganzen Reihe osteuropäischer Klassiker, so unter anderem auch Ikarie XB1 ("Voyage to the End of the Universe“) und natürlich auch Begegnung im All, dessen Inhalt zusammen mit Der Himmel ruft das Ausgangsmaterial für Roger Cormans Battle beyond the Sun wurde. Selbst der DDR-Klassiker Der schweigende Stern blieb nicht verschont und wurde als First Spaceship on Venus neu aufgelegt.

 

In Bezug auf das hier besprochene Werk ist besonders verwerflich, dass sogar die Namen der originialen Schauspieler verfälscht wurden. Die US-Amerikaner Faith Domergue und der Shakespear Darsteller Basil Rathbone  wurden als Zugpferde gesetzt, die restlichen Darsteller bestehen aber selbstverständlich aus dem Originalteam, die durch  Fantasienamen wie etwa Marc Shannon und Christopher Brand ersetzt wurden. Dieser dreiste Klau ist eigentlich an Frechheit kaum zu überbieten, wenn auch aus damaliger Sicht durchaus nachvollziehbar.

Es herrschte der mit aller Härte zwischen der UdSSR und der USA ausgefochtene Kalte Krieg und die Angst vor der sich selbst erfüllenden Prophezeiung der "Dominotheorie" war allgegenwärtig. Doch Kunst kann, darf und sollte eigentlich Grenzen überwinden und verbinden. Leider wurde die Science Fiction aber immer schon auch als Propagandamittel missbraucht. Die Invasionsfilme des US-SciFi Kinos der 50er Jahre sind genau genommen ebenfalls nichts anderes, als pure Propaganda, wenn auch sehr unterhaltsame.

 

Selbstredend setzten auch die Sowjets munter ihre Filmindustrie als werbeträchtiges Propagandamittel für den Sozialismus ein. Doch  US-Filme laufen zusätzlich oft auf eine unüberwindbare Überlegenheit des  Militärs hinaus. Man propagierte eine so überlegene Macht, dass man es mit jedem aufnehmen könne, sogar mit Aliens. Bitte nicht falsch verstehen. Wie gesagt kamen  dabei einige unterhaltsame Titel heraus, unter anderem Gefahr aus dem Weltall oder Kampf der Welten .

Jedoch waren osteuropäische Filme da oft in ihren Handlungssträngen friedliebender. Das trifft zwar auf Planet der Stürme nicht zu, bei dem es sich im Grunde um das russische Pendant eines Monster-SciFi der 50er Jahre handelt, sehr wohl aber auf Der Himmel ruft und Begegnung im All. Wie dem auch sei. Insgesamt lohnt es sich weit mehr, die Originale anzuschauen, da diese storytechnisch meiner bescheidenen Ansicht nach weit besser gelungen sind. Die Reise zu prähistorischen Planeten ist jedenfalls mehr oder weniger eine sinnlose Aneinanderreihung von Bildern. Eine wirkliche Story vermag ich nicht zu erkennen und auch keine gute Schnitttechnik. Insgesamt fällt dieser Film also unter die Kategorie „Filme, die niemand braucht und die es am besten nicht gäbe.“

persönliche Bewertung: 2(-)/6