Quelle: Cover und Szenenfotos wurden dem Material auf der DVD Box der Mig Filmgroup entnommen
Quelle: Cover und Szenenfotos wurden dem Material auf der DVD Box der Mig Filmgroup entnommen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Reise zum Mond, Original: Le Voyage dans la Lune (1902)

Produktionsland: Frankreich, Länge: 16 Minuten, mit legalem Direktlink zum Film, da Open Source

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Darsteller Team
Georges Méliès als Professor Barbenfouillis
Regie: Georges Méliés
Bleuette Bermon als Mann im Mond Produktion: Georges Méliès
Henri Dellanoy als oberster Astronaut Drehbuch: Georges Méliè
Jean d'Alcy Kamera: Georges Méliès

Besprechung:

Inhalt:

Der Vorsitzende der astronomischen Gesellschaft, Professor Barbenfouillis, schlägt vor, eine Reise zum Mond zu unternehmen. Nach anfänglichen Streitigkeiten erklären sich alle Mitglieder bereit, eine Kanone zu bauen, die eine Raumkapsel zum Mond schießen kann. Mit sechs weiteren Professoren wird die Kapsel eines morgens gezündet und die Astronomen landen sicher auf dem Mond.

 

Müde von der langen Reise legen sie sich schlafen, wachen jedoch in einem schweren Schneesturm auf. Die Raumreisenden können sich gerade noch in eine Höhle mit riesigen pilzartigen Gewächsen retten, werden aber von einem Seleniten, einem Mondwesen, angegriffen. Barbenfouillis tötet den Angreifer, dennoch werden die sechs Männer bald überwältigt und dem Selenitenkönig vorgeführt, der die vermeintlichen Eindringlinge töten lassen will. Doch Professor Barbenfouilli gelingt es, seine Fesseln zu lösen und den König schließlich zu töten. Von nun an gilt es, sicher zur Mondkapsel zurückzukehren, oder auf dem Mond zu sterben...


Fazit:

Wer sich von Euch für die historische Entstehung des Science Fiction Films interessiert, sollte sich einmal „Die Reise zum Mond“ von 1902 anschauen. Das Filmchen stellt nicht weniger, als die erste historisch belegte Verfilmung eines Stoffes von Jule Verne dar. Es wäre daher wohl nicht vollends übertrieben, „Le Voyage dans la Lune“, so der Originaltitel, als ersten Versuch eines echten Science Fiction Films zu betrachten.

 

 

Die Filme jener Zeit waren oft sehr kurz, meist nur zwischen 10 und 15 Minuten. Längere Werke waren technisch sehr schwer umsetzbar. Doch enthält dieser Film bereits erstaunlich viele Spezialeffekte, die etwa zur Darstellung von Stadtansichten, für den Flug der Mondkapsel oder auch die Ansicht des Mannes im Mond Anwendung fanden. Verglichen mit dem 1929 entstandenen Metropolis von Fritz Lang sieht das alles noch sehr primitiv aus. Doch wurden viele, teils noch heute gebräuchliche Filmtechniken und Spezialeffekte in dieser Zeit erfunden bzw. erprobt. Georges Méliès stieß eher durch Zufall auf den wichtigen Stopptrick, beim dem etwas aufgenommen und die Kamera dann gestoppt wird. Anschließend wird etwas im Bild verändert (z.B. hinzugefügt oder entfernt) und man lässt die Kamera weiter laufen. So konnte er die Seleniten sich in Luft auflösen lassen. Vielleicht bedurfte es eines Illusionisten wie er es war, um auf so etwas zu kommen. „Die Reise zum Mond“ verwendet darüber hinaus noch weitere, damals in den Kinderschuhen steckende, Techniken wie etwa die Doppelbelichtung oder die Arbeit mit Modellen.

Aus Sicht eines heutigen Zuschauers schaut das Filmchen natürlich lächerlich aus. Übertriebene Kostüme und Gestiken, nervtötende Klaviermusik und eine allgemein eher an Slapstick erinnernde Gesamtdarbietung. Und tatsächlich: Die Erfindung des Slapstick stammt aus jener Epoche. Man muss sich vergegenwärtigen, dass es noch keine Dialoge gab. Das Aussehen der Schauspieler war also ebenso wichtig, wie ihre übertriebene Gestikulation, damit auch jeder verstand, was gerade zum Ausdruck gebracht werden sollte. Mit anderen Worten: um die Charaktere eindeutig ihrer Eigenschaften nach einschätzen zu können, mussten die Kostüme ebenso klischeehaft sein, wie die Bewegungen. Dazu kam noch die Tatsache, dass Filme in jener Zeit mehr als eine Art Kirmesattraktion dargeboten wurden und eben noch nicht dazu gedacht waren, eine tiefer gehende Geschichte zu erzählen.

 

Erst einige Jahre später sollte der wirkliche Wert des Films erkannt werden und einige der größten Meisterwerke ihrer Zeit, darunter zum Beispiel auch Ben Hur, Cleopatra und eben Metropolis wurden mit fabelhafter Musik und großem finanziellen Aufwand gedreht. Der Film war narrativ geworden, was sich in der großartigen Bildersprache der Hochzeit des Stummfilms zeigt.

Die Musik leistet einen großen Beitrag zum Film. 1902 war das noch anders. Kein ernsthafter Komponist hätte Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts ins Auge gefasst, einen Film wie „Le Voyage dans la Lune“ zu vertonen. Oft gab es noch nicht einmal festgelegte Musikstücke zu einem Film. Der Klavierspieler überlegte sich oft selbst, was in welcher Szene gespielt werden sollte. Nicht selten war das nicht viel mehr als gängige Gassenhauer-Musik.

„Die Reise zum Mond“ ist insgesamt vielleicht kein großartiges Filmkunstwerk. Doch für uns SciFi Fans ist er dennoch interessant. Georges Méliès war der erste Mensch der Welt, der überhaupt das Thema Science Fiction filmisch umgesetzt hat. Somit ist der Streifen historisch sehr wertvoll und das sollte für jeden wirklich interessierten Cineasten Grund genug sein, sich den Film einmal anzuschauen.

 

Zur Disc:

Obwohl der Film selbst Open Source ist, gibt es auch mehrere DVD Veröffentlichungen. Die Mig Filmgroup, die zur EuroVideo gehört, hat beispielsweise eine bisher sechsteilige Jule Verne-Reihe herausgebraucht. Dieser Film befindet sich sowohl auf Box Nr. 5, als auch auf der hier vorliegenden sogenannte Gesamtedition. Die enthält 16 mehr oder weniger brauchtbare Filme auf 4 DVDs, darunter unter anderen "Rakete zum Mond" von 1950, der ebenfalls auf dieser Seite zu finden ist. Auch der tschechische Film "Die Stadt aus Stahl" oder die Fernsehverfilmung von 1977 "Die phantastische Reise zum Mittelpunkt der Erde" können sich durchaus sehen lassen. Für 9,90€ darf man hier also ruhigen Gewissens zugreifen, wenn man auch natürlich qualitativ keine Wunder erwarten darf. Vergleicht man dazu den Einzelpreis der Boxen, die für denselben Preis nur drei Filme enthalten, muss jeder selbst entscheiden, was lohnender ist.

persönliche Bewertung: 6/6