Quelle: DVD Cover und Bildzitate: Constantin Film
Quelle: DVD Cover und Bildzitate: Constantin Film

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Klapperschlange, original: Escape from New York (1981)

Embassy Pictures, International Film Investors, Goldcrest Films International, DVD: Constantin Film

Produktionsland: Großbritannien, USA; Länge: 95 Minuten

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Darsteller Team
Kurt Russel als Snake Plissken Regie: John Carpenter
Lee van Cleef als Hauk Produktion: Debra Hill, Larry J. Franco
Harry Dean Stanton als Brain Drehbuch: John Carpenter, Nick Castle
Ernest Borgnine als Cabbie Kamera: Dean Cundey, Jim Lucas
Adrienne Barbeau als Maggie Schnitt: Todd Ramsay
 Isaac Hayes als Duke  Musik: John Carpenter, Alan Howart

Besprechung:

Inhalt:

1988 steigt die Verbrechensrate in den Vereinigten Staaten um 400%. Die ehemals freie Stadt New York wird das ausbruchsicherste Gefängnis des Landes. Umgeben wird das Gefängnis von einer 20 Meter hohen Mauer, welche entlang der Küste von New Jersey über den Harlem River bis zur Küste von Brooklyn führt. Sie umgibt ganz Manhattan Island. Alle Brücken und Wasserstraßen sind vermint. Die Polizei der Vereinigten Staaten ist wie eine Armee um die Insel herum stationiert. Innerhalb des Gefängnisses gibt es nur Gefangene, keine Wärter. Ihre Welt haben sie selbst erschaffen, die Regeln sind einfach: wer erst einmal drin ist, kommt nicht wieder raus.“

Intro

 

1997: Im Staatsgefängnis von New York hat sich in den letzten 20 Jahren eine brutale Bandenhierarchie etabliert. Vergewaltigung, Folter, Mord, Totschlag und Kannibalismus sind an der Tagesordnung. In dieses Chaos stürzt Airforce One, die Maschine des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, eines Nachts ab. Der Präsident überlebt, wird aber vom mächtigsten Bandenboss der Stadt, „The Duke“ als Geisel genommen. Ein Rettungsversuch der Police Forces scheitert und der Duke gibt Policecommissioner Hauk genau 24 Stunden Zeit, ihm und seiner Bande einen Weg über die 69. Straße in die Freiheit zu garantieren. Andernfalls würde er das U.S. Staatsoberhaupt foltern und töten lassen.

Zur selben Zeit wird der ehemalige Special Forces Soldat Lieutenant Sanke Plissken zur Überführung nach New York eingeliefert. Snake war in ein Nuklearlager der Regierung eingebrochen und zur lebenslangen Haft verurteilt worden. Hauk weiß um Snakes Gefährlichkeit, wittert aber seine einzige Chance zur Befreiung seines Dienstherrn. Also bietet er dem ehemaligen Soldaten einen Deal an: er soll mit einem Segelflieger auf dem World Trade Center landen und den Präsidenten befreien. Um zu gewährleisten, dass er mitspielt, lässt Hauk Plissken ohne sein Wissen einen Sprengsatz in seiner Halsschlagader implantieren, die nach genau 24 Stunden hochgeht. Diese wird nur deaktiviert, wenn er seine Mission erfolgreich abschließt. Als Snake davon erfährt, ist er außer sich, hat aber keine andere Wahl. Also begibt er sich mit seinem Segelflieger an den gefährlichsten Ort der Welt: dem Staatsgefängnis von New York...

 

Fazit:

Das Thema Dystopie ist derzeit in der Science Fiction ganz groß angesagt. Es gibt eigentlich kein hoch budgetiertes Filmprojekt im Genre mehr, dass nicht ohne eine fast unbändige Zerstörungswut auskommt. CGI macht es möglich. In einer Zeit, in der Filme immer teurer werden und aufgrund dessen fast utopische Einnahmen erzielen müssen, um sich zu rentieren – in der die großen Studios wie Disney der Welt einen Schulterschluss mit der chinesischen Regierung präsentieren, um kein Aufführungsverbot zu riskieren – wird es vielleicht einmal Zeit für einen kleinen Blick in die Vergangenheit.

 

1979 kam mit „The Warriors“ ein Rocker-Actionfilm in die Kinos, der nicht nur überwiegend nachts spielte, sondern auch durchaus punkige und dystopische Züge aufwies. Obwohl der Film nur 4 Millionen Dollar gekostet hatte, wurde er kommerzieller Erfolg und mit seiner Bildsprache vielleicht sogar eines der Vorbilder für weitere Projekte dieser Art. Für einen Horror- und Science Fiction Regisseur wie John Carpenter, der bereits mit Dark Star, „Halloween“ und „The Fog – Nebel des Grauens“ seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt hatte, war daher eine Kombination aus dunklen, dystopischen Bildern, verbunden mit seinen eigenen Stilmitteln sicherlich eine logische Konsequenz. In Die Klapperschlange setzte er diese konsequent in die Tat um und schuf so ein Werk, das optisches Vorbild für ein ganzes Subgenre, dem Cyberpunk, werden sollte.

 

Ein sympathischer Antiheld, dessen Dialoge auf das Nötigste beschränkt bleiben, eine Bildsprache wie aus einem Horrorfilm, ein minimalistisch aber effektvoll eingesetzter Synthesizer-Soundtrack (von Carpenter selbst komponiert), gute, aber einfache Spezialeffekte, professionelle Stuntleute, sowie ein an sich simpler Plot, der einem aber dennoch einen Schauer über den Rücken jagt – das sind die Elemente, die hier zu Recht zum Erfolg führten. Das alles wurde mit einem Budget realisiert, das heute bestenfalls im unteren mittleren Bereich anzusiedeln wäre. Nur sechs Millionen Dollar benötige Carpenter, um einen Film zu schaffen, der bis heute nicht nur unvergessen ist, sondern dessen Bildsprache auch oft, meist mehr schlecht als recht, kopiert wurde.

Um als rentabel zu gelten, soll ein Film heute grob geschätzt das Vierfache seiner Kosten einspielen. Ein Marvelfilm mit einem Budget von 170 bis 250 Millionen Dollar müsste demnach zwischen 700 Millionen und einer Milliarde einspielen! Die Klapperschlange spielte allein in den USA rund 25 Millionen Dollar ein und hatte allein dort also vier Mal höhere Einnahmen, als Kosten. Ich stelle an dieser Stelle einmal die Frage, ob solche Retrospektiven den Studios nicht zu denken geben sollten. Wäre der berühmte Schritt zurück, auch wieder zu kleinen aber feinen Filmen hin, die auch bei einem geringeren Ergebnis einen veritablen Gewinn abwerfen (Moon von 2009 kostete beispielsweise rund 5 Millionen Dollar und nahm an den Kinokassen etwa 9 Millionen ein. Damit war er als Indieproduktion ein moderater Erfolg) nicht logisch?

Stattdessen nimmt die Übersättigung des Marktes immer mehr zu und führt abgesehen von Lizenzgurken und schlechten Remakes zu einem Marvel-Cineverse, dass zwar unterhaltsames Popcorn-Kino produziert, sich dafür aber bei Regierungen anbiedern muss und im Grunde die immer selben Plots mit den immer gleichen Twists präsentiert. Offenbar ist es aber genau das, was die meisten Zuschauer heute sehen wollen. Filme wie Dredd (3D), von Peter Travis, floppen an den Kinokassen, weil sie trotz hervorragender Produktion vom Mainstream abweichen und sich mit einer FSK 18 an ein erwachseneres Publikum wenden. Andererseits fährt der inzwischen dritte First Avenger Film wieder einmal Höchstgewinne ein. Ich finde diese Entwicklung schade, denn gerade Streifen wie der hier besprochene sind es, die wirklich in Erinnerung bleiben, die etwas verändern und bewegen. Carpenter etablierte mit Escape from New York einen dystopischen Blickwinkel, der nicht nur auch heute noch verdammt gut aussieht, sondern darüber hinaus in Zeiten, in denen es Gefangenenlager wie Guatanamo gibt, vielleicht aktueller denn je erscheint.

persönliche Bewertung: 5/6