Lese- und Hörtipp: Björn Sülter: Beyond Berlin, Teil 1 - Ein kleiner Schritt für ein Mädchen

Das junge Teenie-Mädchen Yula lebt allein in den Ruinen Westberlins und träumt von einer besseren Zukunft im Osten der Stadt. Von dort, so heißt es, könne man zur Mondkolonie New Berlin aufbrechen und ein neues, sorgenfreies Leben beginnen. Yulas Existenz hängt jedoch am seidenen Faden. Umgeben von Drogensüchtigen, die für die nächste Dosis "Kack" alles tun würden, versucht sie alles, um nicht aufzufallen. Doch der Plan scheitert und eines Abends findet sich das Girl in den Händen eines brutalen alten Mannes wieder, der keinen Hehl daraus macht, was mit ihr geschehen soll. Mit letzter Kraft gelingt Yula die Flucht, doch nur, um festzustellen, dass sie nun als polizeigesuchte Verbrecherin geführt wird. Hilfe naht ausgerechnet von unerwarteter Seite. Ein Freund ihres Vaters verhilft dem Mädchen zur Flucht, nicht jedoch, ohne ihr zu offenbaren, dass sie eine Aufgabe zu erfüllen hat, die Millionen das Leben retten könnte.

Björn Sülter gelingt es hervorragend, im ersten Band seiner dreiteiligen Serie seine Protagonistin einzuführen und dem Leser ein anschauliches Bild seiner Zukunfts-dystopie zu vermitteln. Zwar verwendet er viel Zeit auf seine Schilderung eines schmutzigen, heruntergekommenen Berlins, vergisst aber auch nicht, einen hohen Spannungsgrad aufzubauen. Da die Reihe Weltenwandler, in der Beyond Berlin erscheint, im Ansatz wie eine Fernsehserie für Leser gedacht ist, verwundert es nicht, dass Teil 1 mit einem fiesen Cliffhanger endet, der uns mit dem befriedigend/unbefriedigenden Gefühl zurücklässt, unbedingt erfahren zu wollen, was als nächstes geschieht.

Wer zur 2 ½ Stunden langen Hörbuchversion greift, wird sich über die angenehme Lesestimme von Benjamin Stöwe freuen. Stöwe dürfte TV-Fans nicht nur als Wetterfrosch beim ZDF Morgenmagazin, sondern auch als deutsche Stimme der beliebten Star Trek Discovery Figur Dr. Hugh Culber bekannt sein. Als Sprecher erweist sich der Raumschiff Eberswalde Captain als gute Wahl, der nicht nur ein tolles Gefühl für die richtige Betonung, sondern auch für eine angemessene Pausenlänge zwischen den Kapiteln hat. Die einzelnen Abschnitte werden mit atmosphärischer Musik, geschrieben von Kolonie 85 Co-Autor Peter R. Krüger, untermalt und verleihen dem Hörbuch bisweilen fast das Feeling einer inszenierten Lesung.

Fazit:

So darf es ruhig weitergehen. Eine junge Frau, die zu den Sternen, ihrem Schicksal entgegen, aufbricht, eine dystopische Welt, eine Raumstation und sogar Außerirdische. Dieser Mix weiß zu gefallen. Als kleinen Schwachpunkt könnte man vielleicht die stellenweise etwas schnelle Erzählweise des Autors erwähnen. Diese ist aber im Konzept der Reihe Weltenwandler begründet, die sich auf kurze, knackige Bücher mit einer Länge zwischen circa 1 ½ und 3 Stunden pro Buch spezialisiert hat. Wer es also nicht zu lang, dafür aber spannend, geheimnisvoll und dystopisch mag, ist bei Beyond Berlin genau richtig und wird sich auf die Fortsetzung freuen.

persönliche Bewertung: 4(+)/6