Quelle Cover und Bildzitate: Warner Home Entertainment
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Babylon 5, Original: Babylon 5 (1993 - 1998, 2007); Warner Brothers Television, 1 Pilotfilm á 91 min und 110

Episoden á ca. 45min in 5 Staffeln, 6 Fernsehfilme, 2 Kurzgeschichten; Produktionsland: USA, Idee: J. Michael Strazcynski,  Produktion: J. Michael Strascynski, John Copeland, Douglas Netter;  Musik: Christopher Franke

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Darsteller:  
Michael O' Hare als Jeffrey Sinclair Bruce Boxleitner als John Sheridan
Claudia Christian als Susan Ivanova Jerry Doyle als Michael Garibaldi
Mira Furlan als Delenn Andreas Katsulas als G'Kar
Peter Jurasik als Londo Molari Richard Biggs als Dr. Stephen Franklin
Billy Mumy als Lennier Stephen Furst als Vir Cotto
Patricia Tallman als Lyta Alexander Andrea Thomson als Talia Winters
Jeff Connaway als Zack
Walter Koenig als Alfred Bester

Besprechung:

Inhalt:

2257 wird BABYLON 5, die letzte der babylonischen Raumstationen in Betrieb genommen. Babylon 1 bis 3 wurden sabotiert, die vierte Station verschwand spurlos in Raum und Zeit.Fünf Kilometer lang, mit zweieinhalb Millionen Tonnen Stahl erbaut, bietet BABYLON 5 einen Zufluchtsort für Flüchtlinge, Schmuggler, Geschäftsleute, Diplomaten und Reisende von Hunderten in der Galaxie verstreuten Welten. Hyperraumtore, von denen niemand weiß, wer sie erschaffen hat, ermöglichen interstellaren Verkehr. In den zehn Jahren nach dem Erd/Minbari Krieg, in dem die Menscheit fast ausgelöscht wurde, bemüht sich die Erdregierung um diplomatische Beziehungen und Handel. Nie wieder soll es Krieg geben.

Die Centauri und Narn sind Erzfeinde. Die Centauri hielten die Narn ein Jahrhundert lang unterdrückt und führten ein grausames Regiment auf der Heimatwelt der echsenartigen Wesen. Schließlich konnte der Kampf um die Freiheit gewonnen werden und die Narn eroberten ihre Welt zurück. Nun setzen sie auf starkes Militär, denn diplomatisch sind sie im Nachteil, da sie das einzige Volk in der Galaxis ohne Telepathen sind. Als die Narn die Centauri Kolonie RAGESH 3 unprovoziert angreifen und sie mit der Begründung annektieren, dass es sich um eine usprüngliche Narnsiedlung handelte, wird die Erde in den Konflikt hieingezogen. Denn die Raumstation befindet sich in einem neutralen Sektor und ist somit für Diplomaten oberstes Anlaufziel

 

Der Konflikt der beiden Völker ist allerdings nicht der einzige Unruheherd. Auch die Erde führte eins Krieg gegen das Volk der Minbari ud auf beiden Welten mehren sich die Stimmen, die noch immer einer glorreichen kriegerischen Vergangenheit nachhängen. So badet sich das Erd-Militär im Sonnenlicht eines gewonnen Krieges, der die Menschheit bis kurz vor ihre Auslöschung fürte. Die  Kriegerkaste der Minbari kann sich nur  schwer mit der Tatsache leben, dass die führende religiöse Kaste zu einem Zeitpunkt kapitulierte, als die Erde bereits dem Untergang geweiht war.

 Doch all diese Probleme verblassen vor der Tatsache, dass sich ein uralter Feind regt, der mehr als eintausend Jahren schlief und nun wiedererwacht. Und dieser Gegner ist so schrecklich, dass er die ganze Galaxie in einen leblosen Ort verwandeln könnte. Technologisch mehr als eintausend Jahre voraus und mit bioorganischen Raumschiffen ausgestattet, die von Telepathen gesteuert werden, sind die Schatten nahezu unbesiegbar. Das einzige Volk, dass ihnen die Stirn bieten könnte, die Vorlonen, ist ebenso alt und mächtig wie der alte Feind, der sich auf der Welt  Z'ha'dum regt. Doch sie halten sich zurück und so kann nur eine Allianz der jüngeren Völker verhindern, dass alle vernichtet werden.  Doch diese einmalige Demonstration des Zusammenhalts wissendie Schatten zu verhindern.

 
Fazit:

"Ich war dabei, als das dritte Zeitalter der Kino- und Fernseh-Science Fiction begann"...

So lautet der erste Satz des TV Highlights Exra Serienguides über die vielleicht epischste Science Fiction Serie überhaupt: Babylon 5. Christian Langenhagen traf es im Mai 2004 mit dieser Aussage auf den Punkt. Seit den 60er Jahren regierte Star Trek mit  Raumschiff Enterprise (1966-1969) und Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert (1987-1994) die Fernsehlandschaft im Genre. 1993, im selben Jahr als das hier besprochene Mammutwerk startete, kam mit Star Trek: Deep Space Nine (1993-1999) ein weiteres Spin-off dazu, das J. Michael Straczynski fast das Genick gebrochen hätte. Denn ausgerechnet um eine Raumstation drehte sich der neue Star Trek Ableger. Die Zuschauer waren an das Next Generation- Setting inzwischen derart gewöhnt, dass andere Space-SciFi-Serien einen sehr schweren Stand hatten. Anfang der 90er Jahre wurde es so fast unmöglich, den Verantwortlichen bei Warner eine Show zu verkaufen, die auch noch auf fünf Jahre ausgelegt war und vom Zuschauer forderte, wöchentlich einzuschalten.

 

Babylon 5 war die erste Fernsehserie, die wirklich auf einen vollständig übergreifenden Storybogen zurückgriff. Mit nur achthunderttausend Dollar pro Folge, immerhin nur die Hälfte einer Episode des Paramount-Konkurrenten aus derselben Zeit, schaffte es der ambitionierte Drehbauchautor und Serienerfinder dennoch, ein unvergessliches Meisterstück zu kreieren. JMS lässt Imperien erstehen und fallen, lässt uralte überlegene Rassen die "jungen" Völker wie unwürdige Insekten zertreten. Mit den Schatten designten die Macher eine der düstersten Alien Rassen der Fernsehgeschichte, mit den Technomagiern, Seelenjägern, Minbari, Centauri und Narn mit ihren teils sehr ausgeprägten Hintergrundstories, eines der dichtesten Franchises überhaupt. Das eigentlich Erstaunliche daran ist, dass so gut wie jedes Drehbuch aus derselben Hand stammt.

Im Laufe der hundertzehn Folgen, sechs Fernsehfilme und zwei Kurzgeschichten kreierte Joseph Michael Strazcynski auf diese Art einmalige Figuren, mit denen man lacht, weint, liebt und leidet. G'Kar und Londo Molari machen innerhalb der fünf Staffeln die tiefgreifendsten Veränderungen durch. Ihr Hass, Ihre Konflikte bleiben dem Fan auf ewig im Gedächtnis. Der unvergessene Andreas Katsulas (1946 - 2006) und Peter Jurasik präsentieren sich als ausgezeichnete Schauspieler, die ihren Figuren Leben einhauchen und  sie bisweilen fürchterlichen Veränderungen unterwerfen. Sie lassen sich auf die Geschichte ein, dass Molari und G'Kar unverbrüchlich miteinander verbunden sind.

Auch die anderen Hautpdarsteller tragen die Serie mit. Michael O'Hare (1952 - 2012) schied nach der ersten Staffel aufgrund von Depressionen und, wie JMS kürzlich berichte, Wahnvorstellungen aus und  Bruce Boxleitner stieg ein. Er war durch den Film Tron und die Serie "Agentin mit Herz" zum Star geworden und genoss beim amerikanischen Publikum hohe Popularität. Vielleicht war sein Engagement die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt, denn die anfangs recht durchwachsenen Quoten erholten sich ab Staffel zwei. Durch ihn änderte sich die Serie außerdem grundlegend, obwohl Strazcynski immer an der eigentlichen Story festhielt. Boxleitners sympathische Austrahlung und sein harmonisches Zusammenspiel mit Mira Furlan tragen auch heute noch dazu bei, dass Babylon 5 so unvergesslich bleibt. Michael O'Hare bekam später in einer wundervollen Doppelfolge einen  denkwürdigen Abgang und seine Figur einen wichtigen Platz in der Mythologie.

Das trifft ebenfalls auf die Nebenfiguren zu, die integriert werden und sich im Laufe der fünf Jahre so weit entwickeln, dass sie eigentlich gar nicht mehr als solche bezeichnet werden können. Stephen Furst als Vir Cotto und Bill Mumy als Lennier nehmen Rollen ein, die mit Merry und Pippin aus "Der Herr der Ringe" vergleichbar sind.  Ähnlich wie die beiden Hobbits sind beide treue Begleiter. Lennier, den eine starke unerfüllte Liebe an Delenn bindet und Coto, dessen Freundschaft zu Molari diesem das Leben rettet. Tatsächlich entnahm JMS der Trilogie viele Anregungen. So übernahm er den Begriff Ranger für die von Sinclair geführte Armee des Lichts eins zu eins aus dem Tolkien Original und die Broschen der Ranger, ihr Erkennungszeichen, erinnern tatsächlich an die Elbeninsignien, die den Gefährten von Galadriel geschenkt werden. Wie im Herr der Ringe schützen sie das Licht und bekämpfen das Böse (hier: die Schatten, bei Tolkien: Sauron).

Sheridan hingegen ist eine Mischung aus Gandalf und Aragon. Er stirbt und wird wieder ins Leben zurück gebracht, um das Böse zu besiegen. Er wird der erste Präsident der interstellaren Planeten-Allianz (bei Tolkien: König der Menschen, Zwerge und Hobbits). Der Chef der Raumstation Babylon 5 verliebt sich in Delenn, eine Minbari, ein Volk, dass sicherlich nicht ganz von ungefähr große Ähnlichkeiten zu den Elben aufweist und zeugt mit ihr ein Kind. Letztlich befinden wir uns bei Babylon 5 im dritten Zeitalter, derselben Epoche, in der "Der Herr der Ringe spielt." Dies alles sind unübersehbare Ähnlichkeiten, doch bleibt JMS' Werk trotz dieser Remineszensen in seiner Eigenständigkeit unberührt. Es ist ja nicht ungewöhnlich, dass Drehbuchautoren sich von ihren literarischen Vorbildern inspirieren lassen.

 

Trotz einer also epischen und toll erzählten Geschichte stand die Serie dennoch immer wieder vor dem Ende, so dass die Produzenten keine andere Wahl hatten, als den Storybogen um ein Jahr zu verkürzen. Die Geschichte wurde gestrafft und so eigentlich mit der vierten Staffel beendet. Als dann doch noch das o.K. für die letzten zweiundzwanzig Episoden kam scheint es, als seien dem Erfinder ein wenig die Ideen ausgegangen. Doch nach einigen Folgen fing er sich und beendete einige offen gebliebene Handlungsstränge, so dass doch ein insgesamt rundes Ende zustande kam, mit dem man als Zuschauer glücklich und zufrieden sein kann. Wer indes, wie ich, die Serie quasi vergöttert, war ohnedies über jede weitere Folge glücklich.

Auf der produktionstechnischen Ebene hatte es Babylon 5 von Anfang an schwer. Wie oben erwähnt,  handelte es sich um ein Low-Budget Projekt. Wurde etwa bei  Star Trek: Deep Space Nine aus dem Vollen geschöpft, musste sich der Serienerfinder mit der Hälfte der Mittel zufrieden geben, die einer Folge des Star Trek Ablegers zur Verfügung stand. Kleckern statt klotzen war angesagt. Um Geld zu sparen, wurden nicht nur überwiegend eher unbekanntere Schauspieler eingsetzt, sondern auch tricktechnisch Abstriche gemacht. Die Serie ist tatsächlich die erste  überhaupt, in der, abgesehen von Pyrotechnik und Stuntricks, ansonsten alle Spezialeffekte am Computer erstellt wurden. Es gibt heute Stimmen, die darüber klagen, wie schlecht die Serie aussähe. Ich kann das trotz der finanziellen Beschränkungen nicht nachvollziehen. Ich fand immer schon, dass B5 auch innerhalb seiner Schlachtszenen visuell über eine tolle Atmosphäre verfügte. Die Raumschiffdesigns sind bisweilen großartig und zeichnen das Bild eines stark bevölkerten Universums mit unterschiedlichsten Stilrichtungen. Die Raumfahrzeuge der Erdallianz wirken teils containerhaft und sind in ihren älteren Versionen mit Ringen zur Erzeugung von künstlicher Schwerkraft ausgestattet, eine Anspielung auf die technologische Unterlegenheit den Minbari gegenüber. Diese verfügen über majestisch im All schwebende, Stachelfischen nachempfundene, Gebilde. Die Schattenschiffe mit ihrem spinnenartigen Design in tiefem Schwarz gehören vielleicht zum Bedrohlichsten, was ich in einer Science Fiction Serie je gesehen habe.

Einigen Zuschauern mögen die Weltraumhintergründe im Vergleich zum großen Vorbild zu wenig realistisch erscheinen, zu poppig in der Farbpalette. Auch wurde in jüngerer Zeit immer wieder über die angebliche Detailarmut der Effekte geklagt. Derlei Einwände mögen retrospektiv betrachtet ihre Berechtigung haben. Dem ist entgegen zu halten, dass es zur Entstehungszeit der Show noch keineswegs üblich war, sich vollständig auf den Computer zu verlassen, auch wenn Straczynski bereits 1987/88 mit Captain Power and the Soldiers of the Future an einer Jugendserie mitgearbeitet hatte, die sich dieses damals noch sehr neue Arbeitswerkzeug zu eigen gemacht hatte.

 

Auch die Musik hat ihren ganz eigenen Stil. JMS setzte ganz auf elektronische Klänge, die vom deutschen ehemaligen Tangerine Dream Mitglied Christopher Franke verwirklicht wurden. Die Band hatte seit den frühen 70er Jahren mit elektronischen Instrumenten experimentiert und mit Alben wie "Alpha Centauri", "Stratosfear", oder "Zeit" eindrucksvoll bewiesen, wie gut sich diese neue Musikrichtung in die Science Fiction integrieren ließ. Auch hier darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Kompositionenen selbstverständlich ein Kind ihrer Zeit sind. Das ändert nichts an der bis heute einmaligen Stimmigkeit des Scores. Franke versteht es, die Erzählweise der Serie zu unterstützen, in dem er überaus akzentuiert komponierte. Es gibt in der "Babylon 5 Suite", die die wundervollen Serienelemente zu einem etwa sieben minütigen Stück vereint, Stellen, die von nur einer, kaum hörbaren Keyboardzeile geprägt sind. Dann wederum schwillt der Sound kraftvoll an, geladen und elektrisiert.  Das gesamte Potentiel dieses Stils ist als Special auf der letzten DVD der vierten Staffel erlebbar, auf der die Suite enthalten ist.

 

Babylon 5 ist für mich ein grandioses TV-Gesamtkunstwerk. Auch heute noch schaue ich mir die Serie in regelmäßigen Abständen immer wieder an, sofern ich die Zeit dazu finde. Heute mag ein romanartiger Aufbau innerhalb von TV Serien der Normalzustand sein. In den 90er Jahren stellte dies allerdings ein neues, bahnbrechendes Konzept dar, welches ab Staffel vier gerne auch vom Konkurrenten übernommen und eingeführt wurde. Ende der 90er Jahren kam dann kaum noch ein bekanntes Projekt ohne aus. Egal ob  Akte X, das zunächst keinen übergreifenden Handlungsbogen erhalten sollte, oder etwas später Andromeda. Wieder andere verwendeten die Konzeption später über eine oder zwei Staffeln, wie "Buffy" oder auch Star Trek: Enterprise (2001 - 2005). Heute handelt es sich, wie oben angedeutet, um ein absolut übliches Konzept zur Zuschauerbindung, "Game of Thrones" und Fringe  sind nur zwei der bekanntesten Beispiele. Aber keine andere Science Fiction Serie hat  es meiner Ansicht nach bis heute geschafft, so tief zu berühren, so zu fesseln, wie diese. Bis heute träumt Joseph Michael Straczynski von einem Kinoreboot, welches er auch schon mehrfach angekündigt hat. Ob dies jemals Wirklichkeit wird, ist fraglich. Und ob es die Qualität dieses wahren Klassikers der Moderne zu erreichen vermag, ist eine Frage, die in den Sternen steht.

persönliche Bewertung: 6/6