Quelle: Open Source
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Weltraumschiff 1 startet, englisch: Spaceship 1 launches, französisch: Voyage dans le Monde (1937)

Anton Kutter, Bavaria Filmkunst GmbH; Produktionsland: Deutsches Reich, Länge: 24 min

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Darsteller Team
Carl Wery als Commodore Hardt Regie: Anton Kutter
Rolf Wernicke als Fernsehreporter Produktion: Anton Kutter, Bavaria Filmkunst GmbH
Fritz Reiff als technischer Leiter Drehbuch: Anton Kutter
- Kamera: Gustav Weiss
-  Musik: Ludwig Kusche

Besprechung:

Inhalt:
1963 (23 Jahre in der Zukunft aus Sicht des Produktionsdatums) startet das Weltraumschiff 1 zur allerersten Umrundung des Mondes. Neue Technologien, neue Treibstoffe wurden erfunden und erprobt. Kurz vor dem Start erläutert der technische Leiter dieses unglaublichen Unterfangens die komplexen technischen Details den wartenden Reportern. Dann spricht der Kapitän des Raumschiffs, Commodore Hardt und erläutert in einer Fernsehansprache den Ablauf. Dann startet Weltraumschiff 1, immer unter der Beobachtung der Sternwarten und Teleskope der ganzen Welt, zur Umrundung des Mondes...


Fazit:

Obwohl Weltraumschiff 1 startet nur vierundzwanzig Minuten lang ist, ist der Film für Science Fiction Fans und vor allem für an der Geschichte des SciFi Films Interessierten von größtem Interesse. Die Trickeffekte sind schlicht bahnbrechend. Was Anton Kutter hier bereits 1937 an Filmmaterial gedreht hat, suchte bis in die 50er Jahre hinein seinesgleichen. Ursprünglich war das Material für zwei andere Filme, "Zwischenfall im Weltraum" von Robert Adolf Stemmle und „Weltraumschiff 18“, unter der Regie von Eduard von Borsodoy gedreht worden. Doch der Beginn des zweiten Weltkrieges verhinderte die Fertigstellung beider Projekte, so dass sich die Bavaria Filmkunst GmbH 1940 entschied, diesen Kurzfilm in die Kinos zu bringen.

 

Die Spezialeffekte sind derartig gut gelungen, dass man, vor allem vor dem Hintergrund der Entstehungszeit des Films, nur staunen kann. Es ist offensichtlich, dass sich spätere Hollywood-Filmemacher, wie zum Beispiel Rudolf Maté hier bedient haben. Der Start des Raumschiffes in Weltraumschiff 1 startet, erinnert in seiner Optik so sehr an Der jüngste Tag, dass ich hier nicht an einen Zufall glauben mag. Ähnliches lässt sich für die Weltraumsequenzen in Rakete zum Mond , der oft als „erster echter Science Fiction Film“ bezeichnet wird, sagen.

Leider hat man es versäumt, eine brauchbare Geschichte für diese wundervollen Szenen zu schreiben. Der Start und Flug des Raumschiffes dauert allein um die achtzehn Minuten. Es gibt eine ganze Reihe von SciFi Filmen, die in eineinhalb Stunden weniger Weltraumszequenzen präsentieren. So hätte das vorhandene Filmmaterial durchaus gereicht, um einen abendfüllenden Film zu produzieren. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise ein Blick ins Cockpit gewesen. Wie fühlten sich die Astronauten bei diesem für die Menschheit so wichtigen Ereignis? Welche Tätigkeiten waren notwendig? Gab es unwägbare Schwierigkeiten? Mit ein paar guten Kulissen und Setbauten wäre hier sicherlich einiges möglich gewesen.

 

Doch auch so bleibt ein überaus beeindruckender Kurzfilm, der zeigt, wie weit die Filmtechnik im Deutschland der 30er Jahre gediegen war, auch wenn die Fritz Lang Meisterwerke  Die Frau im Mond, sowie Metropolis nicht weniger eindrucksvoll zeigen, dass Deutschland bereits in der Stummfilm zum Weltspitze im Filmgeschäft zählte. Welttraumschiff 1 sollte jedenfalls Maßstäbe setzen und, wie oben erwähnt, bis weit in die 50er Jahre, vielleicht sogar bis in die 70er, die Grundlage für die Spezialeffekte einiger der besten Klassiker ihrer Zeit werden.

Der Film ist  derzeit nicht im deutschen Handel zu erwerben und somit legal lizenzfrei in der Tube erhältlich zu sehen. Aus diesen Grund erlaube ich  mir eine Verlinkung zu diesem grandiosen Werk. Sollte einer von Euch andere Informationen bezüglich einer möglichen Lizenz haben oder erhalten, bitte ich um umgehende Informationen. Ich für meinen Teil kann Euch, sofern Ihr ein wenig an der Geschichte des SciFi Films interessiert seit, nur empfehlen, Euch die vierundzwanzig Minuten Zeit zu nehmen, Euch dieses großartige Dokument deutscher Filmkunst zu Gemüte zu führen. Es lohnt sich!

 

Ein abschließendes Wort zu Carl Wery, Rolf Wernicke und Fritz Reiff. Viele Worte kann man über die Schauspielkunst der Protagonisten leider nicht verlieren, dafür sind ihre Auftritte zu kurz. Natürlich erinnert das Spiel stark an die Schauspielkunst der Ikonen jener Zeit, etwa Hans Albers. Insofern handelt es sich um ein typisches Stück deutscher Filmkunst. Der Name Carl Wery ist allerdings ein gewisser Star-Charakter nicht abzusprechen. 1933 mit dem Sportlerfilm "Der Läufer von Marathon, brachte es Wery im Laufe seiner Karriere auf über 60 Filmauftritte, darunter so klangvolle Namen wie "Heidi" (1952), "Ave Maria" mit Zarah Leander (1953), "Heidi und Peter" (1955), das Drama "Es geschah am 20. Juli" und die Romanze "Die Liebe ist ein seltsames Spiel". Außerdem war er beim Bayrischen Rundfunk ein gern gebuchter Hörspielsprecher, Rlf Wernicke war ein berühmter Reporter, dessen Sprecherstil großen Einfluss auf die Sportreportergeneration des Nachkriegsdeutschland hatte.

 

Alles in allem gehört Weltraumschiff 1 startet  für mich zu den Filmen, die man als Fan unbedingt einmal gesehen haben sollte. Das Filmchen ist ein Lehrstück darüber, was  lange vor den preisgekrönten Filmen eines George Pal möglich war und ist auch heute noch sehr nett anzuschauen. Und solange er frei verfügbar ist, kann man doch ruhig einen Blick riskieren, oder nicht?

persönliche Bewertung: 4(+)/6