Quelle: DVD Cover und Szenenfotos: Oxybot Productions, I-ON, Animaze
Quelle: DVD Cover und Szenenfotos: Oxybot Productions, I-ON, Animaze

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vexille, original: Bekushiru 2077 Nihon Sakoku (2007)

Oxybot Productions, I-ON, Animaze,Shochiku; Zeichentrick/computer-animiert, Anime, Produktionsland:

Japan; Länge: 109 min

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Sprecher Team
Meisa Koruki als Lt. Cdr. Vexille Serr Regie: Fumihiko Sori
Shosuke Tanihara als Cdr. Leon Fayden Produktion: Kazuya Hamana
Yasuko Matsuyuki als als Maria Drehbuch: Haruka Handa, Fumihio Sor
Takayaka Kuroda als Zack Produktionsdesign: Toro Hishiyama
Aikio Otsuka als Saito Schnitt: Fumihiko Sor
 Romi Park als Takashi  Musik: Paul Oakenfold

Besprechung:

Inhalt:

Das Jahr 2067. Die Genetik ist so weit fortgeschritten, dass es ein internationales Abkommen zur Beschränkung mit dem Umgang dieser Technologie gibt. Nur Japan weigert sich, das Abkommen zu unterzeichnen. Der Staat wird darauf hin von der Staatengemeinschaft ausgeschlossen und entwickelt sich in den nächsten zehn Jahren völlig autark und von der Außenwelt abgeschottet. 2077 weiß niemand mehr, wie es in Japan aussieht, noch wie weit das Land technologisch ist. Bekannt ist nur noch die DAIWA Corporation, der weltweit größte Lieferant von Robotern und modernster Waffentechnologie.

 

Unerwartet kommt es in den USA zu zwei Zwischenfällen, die das Interesse der Supermacht an Japan schüren: einer der größten DAIWA Funktionäre wird während eines geheimen Treffens in Amerika vom besten SWAT-Team des US-Militärs, in dem auch die junge Offizierin Vexille dient, gestellt, kann aber fliehen, indem er sich, an einem Hubschrauber hängend, ein Bein abschneidet. Offenbar handelt es sich um eine weit entwickelte Form der Bionik. Der zweite Zwischenfall findet an einem amerikanischen Hafen statt, an dem Waffen aus Japan lagern. Ein Anschlag kann in letzter Sekunde verhindert werden.

 

Aufgrund dieser Vorkommnisse entscheidet die US-Regierung, Vexille's SWAT Team nach Japan einzuschleusen, um vor Ort Informationen über das Land und seine Entwicklung zu sammeln. In der sichergestellten bionischen Technik steckt ein sehr gefährliches Potential, wäre Japan mit dieser Technologie doch in der Lage, Millionen künstliche Soldaten herzustellen. Ohne Zwischenfälle landet das Team an der japanischen Küste, doch bevor man einen Sender aufbauen kann, wird die Einheit angegriffen. Wurde das SWAT Team verraten?...

 

Fazit:

Ich gebe zu, eigentlich bin ich kein allzu großer Anime Fan. Das mag daran liegen, dass mir der Stil oft zu kindhaft ist, andererseits aber manchmal auch daran, dass die Synchronisationen noch mehr den Eindruck von Kinderserien mit fragwürdigen Inhalt bei mir erwecken.

Dass dies nicht immer den Tatsachen entspricht, ist mir spätestens seit Serien wie Die Königin der 1000 Jahre oder auch Captain Future klar, die zwar auf junge Menschen abzielen, darüber hinaus aber eine wirklich gute Geschichte zu erzählen wissen und in einem, für mein Auge, angenehmen Stil gezeichnet sind.

Nun sind das alles ältere Serien und auch in der Anime hat sich sehr viel getan. Serien wie Ghost in the Shell oder Planetes beweisen das sehr eindrucksvoll. Die Japaner haben in vielen Bereichen ihren ganz eigenen Stil, viele ihrer Science Fiction Konzepte scheinen auch heute noch als Realfilme kaum durchsetzbar, andere, wie etwa Gantz oder Space Battleship Yamato werden vom Anime zum Realfilm. Wie dem auch sei, Animefilme und -serien gehören zur SciFi und es gibt hier Werke, die nicht nur gut erzählt sind, sondern auch verdammt gut aussehen.

 

Zu diesen Filmen gehört ohne Zweifel Vexille, einer der besten Anime-Filme, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Optisch setzt der Film Maßstäbe, er ist ein gelungener Mix aus CGI und zeichentrick-technischer Anime, die hervorragend umgesetzt ist, auch wenn der Film natürlich komplett am Computer entstanden, also grundsätzlich Full CGI ist. Tatsächlich ist das Werk so gut gelungen, dass ich manchmal beim Schauen nicht sicher war, ob es sich hier um Zeichentrick, oder einen Realfilm handelt.

Rein technisch handelt es sich also um ein überaus beeindruckendes Werk, doch kann der Film inhaltlich halten, was er technisch verspricht? Tatsächlich kann er das, denn das Anime-Movie von Sori, wie er gemeinhin genannt wird, erzählt eine tiefgründige Geschichte davon, was geschieht, wenn wir uns bedingungslos der Technik verschreiben, andererseits aber auch Staaten aus der Gemeinschaft ausgegrenzt werden.

 

Vexille ist eine junge Amerikanerin, die 2077 in einer Spezialeinheit mit einer besonderen Ausrüstung dient. Die Schutzanzüge dieser SWAT sind Fahrzeug, Waffe, Rüstung, Sensor, Tauchgerät und vieles mehr in einem. Die vorstellbarste, und für japanische SciFi typisch, unvorstellbarste Technik ist in diesen stylischen Anzügen angedacht. Die Japaner wiederum wurden vor zehn Jahren aus der Staatengemeinschaft ausgeschlossen, weil sie ein Abkommen gegen den Missbrauch von Gentechnik nicht unterzeichneten. Vor allem die Konzernleitung der DAIWA Corporation, die seit Jahren die heimliche Führungsspitze Japans darstellt, sorgt dafür, dass Japan vollkommen von der Außenwelt abgeschottet wird. Man hält sich für überlegen, allwissend und ist sicher, eines Tages die Welt zu beherrschen. Wohin dieser, in der menschlichen Geschichte immer wieder zur Schau getragene „Rassenwahn“ führen kann, wird in diesem Werk eindrucksvoll vor Augen geführt.

Dabei verliert der Zuschauer nicht einen Moment aus den Augen, dass es sich um waschechte SciFi handelt. Die Actionsequenzen sind spektakulär inszeniert und ich ertappte mich mehr als einmal dabei, ein begeistertes "GEIL" nicht nur zu denken, sondern auch mit runtergeklappter Kinnlade auszusprechen. Diese eindrucksvolle Optik wird von nicht minder eindrucksvollen Dialogen zusammen gehalten, so dass man gebannt der Entwicklung der Story folgt. Was ist in Japan geschehen? Was wird aus dem Team, als es am Hafen angegriffen wird? Warum ist Japan nach nur zehn Jahren eine Wüste ohne Berge, Täler, Flüsse oder jedwede Infrastruktur? Und letztlich: wer oder was steckt dahinter?

All diese Fragen werden in sich logisch in den 109 Minuten des Films geklärt. Darüber hinaus wird uns ein bedrückendes Ende beschert, dass alles andere, als ein Happy End ist. Um Vexille herum stirbt jeder, der ihr etwas bedeutet, sie fühlt sich einsam, ist es aber eigentlich nicht. Sie ist  loyal ihren Freunden und ihrer Aufgabe gegenüber und verliert nie den Blick für das menschliche, egal in welcher Form es sich ihr offenbart. Und als es zum Showdown kommt, ist es eigentlich nicht sie, die die Entscheidung herbeiführt. Das wirft eine weitere Frage auf, die der Streifen immer wieder mehr als deutlich stellt: was macht uns wirklich menschlich? Die Beantwortung dieser Frage dürfte so manchen Zuschauer erstaunen, andere berühren. Wieder andere werden einfach nur die tolle Optik und die coole Action genießen. All das ist völlig o.K., denn Sori's Film bietet all dies. Unter der Fassade der modernsten Technik ist Vexille aber noch so viel mehr, eine Geschichte, die es zu entdecken lohnt und darüber hinaus ein ganzes SciFi Universum voller toller Ideen.

persönliche Bewertung: 5(+)/6