Quelle: DVD Cover, Copyright alle Star Trek Bilder: CBS/Paramoun
Quelle: DVD Cover, Copyright alle Star Trek Bilder: CBS/Paramoun

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Star Trek X: Nemesis, Original Star Trek: Nemesis (2002)

Paramount Pictures; Produktionsland: USA; Länge: 116 min

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Darsteller Team
Patrick Stewart als Cpt. Jean Luc Picard Regie: Stuart Baird
Jonathan Frakes als Com. William Riker Produktion: Rick Berman
Brent Spiner als Lt. Com. Data 
Drehbuch: John Logan
LeVar Burton als Lt. Com. Geordi LaForge Kamera: Jeffrey L. Kimball
Michael Dorn als Lt. Com. Worf.
Schnitt: Dallas Puett
Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi Musik: Jerry Goldsmith

Besprechung:

Inhalt:

 

Das Jahr 2379. Vier Jahre sind seit den Ereignissen im Briar Patch vergangen. Commander Riker und Counselor Troi haben sich endlich entschlossen, zu heiraten. Will wird das Kommando auf der U.S.S. Titan übernehmen. Die Schiffsärztin Beverly Crusher ist auf einen neuen Posten berufen und Data kurz davor, ein eigenes Kommando zu erhalten. Trennungsschmerz macht sich für Picard breit, als er als Trauzeuge die Rede für das glückliche Brautpaar hält. Nach Abschluss der Feier begibt man zum letzten Mal gemeinsam auf die Enterprise, um Betazed anzufliegen, wo die Trauungszeremonie abgehalten werden soll.

Doch die Hochzeit gerät in den Hintergrund, als Picard eine Übertragung von Admiral Janeway erhält. Es hat große politische Umwälzungen auf Romulus gegeben. Der neue Prätor namens Shinzon ist Remaner, ein Mitglied jener Rasse, die von den Romulanern jahrhundertelang versklavt worden war. Der Sternenflotten-Captain erhält den Auftrag, einen „kleinen Umweg“ nach Romulus zu fliegen, um den Wahrheitsgehalt hinter angekündigten Friedensbemühungen des neuen romulanischen Senats auszuloten.

 

Als die Enterprise Romulus erreicht, ist Picards Überraschung groß, als sich Shinzon als Mensch herausstellt. Mehr noch! Er ist ein Klon Jean-Luc Picards, von den Romulanern einst erschaffen, um ihn auszutauschen und somit einen Schlag gegen die Föderation vorzubereiten. Damit nicht genug. Es stellt sich schnell heraus, dass Shinzon mit seinem Warbird Scimitar nicht nur über das mächtigste Kriegsschiff im Quadranten verfügt, sondern auch eine auf Talaronstrahlung basierende Waffe besitzt. Die Waffengattung gilt in der Föderation aufgrund ihrer Unbeberechenheit als geächtet und verboten, da ein Kriegsherr mit ihr in die Lage versetzt würde, einen gesamten Planeten auszulöschen. Was immer Shinzon auch vorhat, Frieden ist sich nicht. Bald offenbaren sich die Pläne eines jungen, verbitterten Mannes, dessen ganzes Tun und Handeln nur auf einem Gefühl aufbaut: Hass…

 

Fazit:

Star Trek X: Nemesis gehört zu den umstritteneren Filmen des klassischen Franchises - und das vollkommen zu Recht, wie ich einmal vorwegnehmen möchte. Der Film wurde von Stuart Baird inszeniert, der zwar mit Filmen wie „Das Omen“ (1976), Superman (1978), Outland (1980) und später „Lara Croft: Tomb Raider“ durchaus sein Können im phantastischen Genre unter Beweis gestellt hatte. In Interviews erzählt er jedoch freimütig, dass er selbst kein großer Star Trek Fan sei und bei der „letzten Reise einer Generation“ neue Wege beschreiten wollte.

 

Diese lagen hauptsächlich darin, den Actionlevel unnötig anzuheben und die Figuren sträflich zu vernachlässigen. Was in Star Trek IX: Der Aufstand noch wundervoll funktioniert hatte, wurde nun zu einem Nebenschauplatz degradiert. Wenn man sich die aus der ursprünglich rund 45 Minuten längeren Fassung entfernten Szenen anschaut  merkt man schnell, dass genau jene Passagen entfernt wurden, die sich näher mit den von uns geliebten und verehrten Charakteren befassen. Ein würdiger Abschied sollte es eigentlich werden und mit Rikers und Trois Ehe schien dieser Wunsch auch zunächst in Erfüllung zu gehen. Wundervoll in Szene gesetzt, nimmt Picard Abschied von seinen Freunden, die ihn so lange begleitet haben. Die Idee, den Flug nach Betazed zur Trauungszeremonie in ein Abenteuer zu verwandeln, ist zunächst einmal spannend. Der erste harte Break ist jedoch der völlig unnötige Ausflug Picards mit seinem Buggy „Argo“ auf die Planetenoberfläche. Minutenlang verfolgt der Zuschauer eine lieblos zusammengeschusterte Suche nach positronischen Signaturen, die zwar im Ergebnis den Plot voranbringt, aber viel zu lang und unmotiviert ist.

 

Dieser Ausrutscher wäre noch verzeihlich gewesen, denn endlich scheinen wir mehr über die Romulaner und Remaner zu erfahren. Doch leider beschränkt sich der Einblick in diese interessante Alien-Kultur darauf, den Senat sterben zu lassen und uns im Verlauf des Films zu offenbaren, dass die Romulaner ihre Brüder, die Remaner schamlos als Sklavenarbeiter in den Dilithium Minen des Planeten ausgebeutet haben. Aber Halt! Brüder? Haben wir nicht mit den Remanern eine eigenständige Spezies vor uns? Nach den Aussagen des Drehbuchautors John Logan ist dies nicht der Fall.  Wie es aber dann zu den großen optischen Unterschieden kommt – und wie es einer Rasse von Sklaven überhaupt gelingen konnte, „auf einem geheimen Stützpunkt“ das mächtigste Kampfraumschiff des Quadranten zu bauen – lässt der Film vollkommen unbeantwortet. Der Zuschauer hat es genauso hinzunehmen wie die Tatsache, dass sich ein Klon Picards zum Herrscher über Remus emporgeschwungen hat. Mit anderen Worten: sowohl die Buggy-Szene, als auch dieser Part des Films funktionieren einfach nicht richtig.

 

Dasselbe gilt für die Motivation der Romulaner an sich. Scheint es zunächst der grenzenlose Hass des romulanischen Militärs - allen voran Suran und Donatra - auf die Föderation, begründet Donatra im weiteren Verlauf ihre Hilfe für die Enterprise mit dem gegenüber Suran ausgesprochenen Satz: „Wollen Sie Ihre Hände in Blut baden?" Bei den gnadenlos ehrgeizigen Eroberungsplänen der beiden Hardliner, die immerhin die Ermordung des Senats mitverantworten, erweisen sich die plötzlichen Gewissensbisse Donatras als wenig glaubwürdig. Immerhin: der Twist dient dazu, eine actionreiche Kampfszene einzuleiten.  Auch Shinzons Hintergrund erscheint im Nachhinein etwas dubios. Logan erzählt im oben erwähnten Interview, dass man seinerzeit mehrere Optionen in Betracht zog, aber die Idee einen Picard vs. Picard Film zu drehen, niemals in Frage stand. Eine Möglichkeit wäre gewesen, Picards Sohn gegen ihn antreten zu lassen, was mir wesentlich besser gefallen hätte. Man hätte sich auch auf einen aus einer alternativen Zeitlinie stammenden Picard festlegen können. Ein weiterer denkbarer Hintergund wäre beispielsweise die Star Trek: The Next Generation Folge 3x15 „Die alte Enterprise“ gewesen, in der Tasha Yar in die Vergangenheit der Enterprise C gezogen wird und später ihre Tochter Sela zur Welt bringt. (5x01: Kampf um das klingonische Reich“). Etwas ähnlich Pfiffiges wäre sicherlich machbar gewesen. Da man sich allerdings auf die Variante mit Picards Klon geeinigt hatte, wäre es hier vielleicht doch klüger gewesen, wenn Logan seinem ersten Implus gefolgt wäre und Patrick Stewart in einer Doppelrolle besetzt hätte.

 

Das sind nun zunächst eine Menge Kritikpunkte, die sicherlich nicht jeder Fan teilt, die das Werk für mich aber zum schlechtesten der zehn klassischen Star Trek Filme machen. Das bedeutet nicht, dass ich den Film nicht mag. Die Actionszenen sind beispielsweise in der Regel sehr gut gelungen. Hier spielt Star Trek X dann auch eindeutig seine Stärken aus. Egal ob beim Kampf zwischen dem remanischen Warbird Scimitar mit der Enterprise E, oder zwischen Picard und Prätor Shinzon. Die Action erweist sich stets als gut getimt und spannend in Szene gesetzt. Vor allem der Endkampf zwischen den mächtigen Raumschiffen kommt sehr gefällig daher und lässt für den Space Opera Fan keine Wünsche offen. Die visuelle Gestaltung ist auf der Höhe der Zeit des Jahres 2002 und die Setbauten sind wie immer fantastisch. Das Setrecycling aus den jeweils aktuellen Serien hat bei Star Trek Filmen naturgemäß eine große Tradition. So verwundert es auch nicht, wenn wir einige bekannte Details aus der gerade beendeten Serie Star Trek: Voyager wiederfinden. Dieser Wiedererkennungswert ist ein großer Pluspunkt, der sowohl den Reboot-Filmen, als auch der neuen Serie bisweilen fehlt.

 

Selbstverständlich ist es für den Fan ergreifend, die Helden auf ihrer letzten Mission zu begleiten, die ihn/sie so oft seit Kindheitstagen begleitet haben. Datas Tod schlägt hier in eine Kerbe, die das Ende der nächsten Generation hervorragend markiert. Obwohl das Studio unbedingt eine Hintertür für Spiners Rückkehr in seine Paraderolle offenhalten wollte, lehnte dieser zum Glück mit dem Verweis darauf ab, dass die Schminke sein fortschreitendes Alter nicht länger verbergen könne. Gene Roddenberrys ursprüngliche Idee eines nicht alternden Androiden hatte für ihn insofern Priorität.

 

Alles in allem komme ich aber dennoch zum Schluss, dass Star Trek X: Nemesis ohne Fanbonus ein eher durchschnittliches Space-Opera Abenteuer darstellt, das weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt: Hätte man sich etwas mehr auf die Stärken des Franchise besonnen und einige der letztlich geschnittenen Szenen doch verwendet, würde uns heute sicherlich ein noch würdigerer Abschluss der Serie vorliegen.

persönliche Bewertung: 3(+)/6