Quelle: DVD Cover und Sznenfotos: von der DVD von Kinowelt
Quelle: DVD Cover und Sznenfotos: von der DVD von Kinowelt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sie Leben, Original: They Live (1988)

Alive Films, Studio Canal, Kinowelt (für die DVD), Produktionsland: USA, Länge: ca. 90 min

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Darsteller Team
Roddy Piper als John Nada Regie: John Carpenter
Keith David als Frank 
Produktion: A. Blay, L. J. Franco, S: Gordon, S. King
Meg Foster als Holly Thomson Drehbuch: John Carpenter (als Frank Armitage)
Peter Jason als Gilbert Kamera: Gary B. Kibbe
Norman Alden als Foreman Schnitt: Gib Jaffe und Frank E. Jimenez
Raymond St. Jacques als Straßenpriester Musik: John Carpenter, Alan Howarth

Besprechung:

Inhalt:

Der ehemalige Ölarbeiter und jetzige Tagelöhner John Nada zieht durch ein Amerika, dass trotz expandierender Wirtschaft immer mehr zu verarmen scheint. Gute Arbeit ist rar gesät. In einer Großstadt angekommen erblickt John einen Priester, der die Menschen aufruft, aufzuwachen. Sie alle seien blind und würden die Wahrheit nicht sehen. Er stört sich nicht weiter an dem, wie er zunächst glaubt, verrückten alten Mann.

Schließlich findet der Handwerker einen Job auf einer Baustelle. Dort lernt er Frank kennen, der seine Familie zurück ließ, um Arbeit zu finden und der in einer Armensiedlung außerhalb der Stadt wohnt. Nach seiner Schicht lädt Frank John ein, mit ihm zu kommen und tatsächlich bekommt der dort etwas zu essen und ein warmes Lächeln geschenkt.

Doch in der nahegelegenen Kirche scheint etwas nicht zu stimmen. Die täglich stattfinden Gesangsproben kommen vom Tonband und statt kirchlichem Beistand befindet sich im Nebenzimmer ein Labor. Außerdem liegen dort zahlreiche zugeklebte Kartons, deren Inhalt aus Sonnenbrillen zu bestehen scheinen. An einer Wand stehen die Worte: They Live!

 

Kurz nach dieser Entdeckung wird das Camp auf brutalste Weise von der Polizei gestürmt und John sieht mit an, wie der Straßenpriester, den er bei seiner Ankunft erblickt hatte, von Polizisten kaltblütig ermordet wird. Es gelingt ihm zu flüchten, dennoch kehrt er am nächsten Tag zur Kirche zurück und durchsucht sie. In einem Geheimversteck findet er eine Kiste mit den Sonnenbrillen, die er tags zuvor schon entdeckt hatte und setzt sie auf.

Und plötzlich sieht die Welt ganz anders aus: Statt Werbung findet John auf den Schildern Botschaften vor: „Konsumiere“, „Schlafe“, „Vermehre Dich“. Drohnen überwachen die Straßen und seltsame Wesen scheinen sich als Mensch zu tarnen. Es sieht so aus, als ob Menschheit in einer Art Massentrance verharrt, während andere schon längst Macht über sie haben. John beschließt, sich zu wehren, doch dazu braucht er Hilfe. Als er Frank wieder trifft, scheint die Hilfe nah, doch wird Nada seinen ehemaligen Kollegen überzeugen können, die Sonnenbrille aufzusetzen, oder fühlt sich dieser als Arbeitssklave, der mit nichts und niemanden etwas zu tun haben möchte, wohler?...

 

Fazit:

Sie Leben ist eindeutig eines der sehr guten John Carpenter Werke. Der Film startet mit einem gemächlichen Tempo, nimmt dann aber schnell an Fahrt auf. Die Action Szenen sind hervorragend in Szene gesetzt, was nicht zuletzt der Konstitution von Roddy Piper zu verdanken ist, der in den 80er Jahren ein erfolgreicher Bösewicht in der WWF gewesen war. Piper war übrigens der erste Wrestler, der eine Hauptrolle in einem Kinofilm bekam, damit öffnete er Kollegen wie Hulk Hogan die Tür.

Die Geschichte startet ganz harmlos mit einem Tagelöhner auf Arbeitssuche, der auf der Baustelle einen Freund findet. Beide bemerken die stetig steigende Verroh- und Verarmung der Mittelschicht, möchten aber eigentlich unauffällig ihr Leben so gut leben, wie es eben geht. So stellt sich schon die Namensgebung unserer beiden Helden, „John Nada“ (Nada bedeutet „nichts) und „Frank“, ein nichtssagender Allerweltsname, als intelligente Wahl heraus. Im Laufe des Films zeigt sich freilich, dass die Hauptdarsteller gar nicht so nichtssagend sind. Sie sind hervorragende Figther mit Idealen, die sie bereit sind zu verteidigen.

 

Das Drehbuch arbeitet dabei hervorragend heraus, dass es gilt, sich gegen die Gesellschaft mit all ihrer Gier, Korruption, Macht- und Geldbesessenheit, aber auch gegen die Volksverdummung und den Konsumzwang zur Wehr zu setzen. Wir Menschen leben wie Blinde, für die nur noch das Gesetz des Geldes und Konsums zählt. Man muss erst eine Brille aufsetzen, damit man klar sieht. Eine simple Sonnenbrille wird somit zum Symbol der Freiheit, des Widerstandes, ähnlich wie etwa eine simple weiße Rose das Zeichen für Widerstand im Deutschland der 40er wurde. So stellt dieser Film gezielt die Frage, wie viel von der viel propagierten "amerikanischen Freiheit“ in der heutigen Gesellschaft noch übrig geblieben ist. Langsam verliert der einfache Mensch die Kontrolle über seine Existenz und übergibt sie an andere, als Außerirdische abstrahierte Mächte, die an ihm nur als Arbeitssklave interessiert sind. Schlimmer noch, die Grenzen verwischen immer mehr. Im Film sind nicht nur Geschäftsleute, sondern auch die Presse, Justiz und Politik in das außerirdische Komplott eingebunden.

 

Sie Leben ist somit beim allem Funfaktor eben auch ein sozialkritischer Film, der seine Botschaft in eine ganze Menge Action verpackt. Damit weist Carpenters Stil durchaus Parallelen zu dem von Paul Verhoeven (Total Recall (1990)) auf, wobei Carpenter allerdings mit wesentlich weniger „Ekelszenen“ auskommt. Dennoch wird auch hier Action als Transportmittel für eine Botschaft verwendet, die zwar durchaus manchmal mit erhobenen Zeigefinger daher kommt, dies aber durch die, ab Mitte des Films, stetig steigenden Gewaltszenen gut zu überspielen weiß.

Handwerklich ist dem Streifen absolut nichts vorzuwerfen. Das Tempo zieht langsam aber stetig an, die Kameraführung ist intelligent, die Wahl der Locations und Sets stets passend, die Musik carpentertypisch elektro-rock-düster und die Schnitte sorgfältig gewählt. Das Ganze wird dann noch mit der richtigen Portion Humor und einem guten Plot gewürzt. So kennt man John Carpenter bereits aus Studententagen, schon mit Dark Star zeigte der Regisseur, Drehbuchautor, Filmkomponist und Schnitttechniker, was in ihm steckt. Nicht umsonst gelten viele seiner Filme heutiger als SciFi-Action-Klassiker.

 

or allem in späteren Filmen, wie etwa Ghosts of Mars, hatte das Multitalent leider  ein weniger gutes Händchen für die Wahl seiner Schauspieler. In den 80er und frühen 90er Jahren war dies noch nicht der Fall, immerhin wurde Kurt Russel durch Filme wie Die Klapperschlange und „Big Trouble in Little China“ berühmt, bevor Roland Emmerich ihn für Stargate castete. So waren auch Ronny Piper, Keith David und Meg Foster gut ausgewählt. Vor allem Meg Foster machte mit ihren kalten, grünen Augen ihre Sache sehr gut. Der Zuschauer merkt bis zum Ende nicht, welche Rolle sie wirklich spielt. So haben wir mit „Sie Leben“ einen großartigen SciFi-Action Film vor uns, der mit, schon für die damalige Zeit, verhältnismäßig wenig Spezialeffekten auskommt, die dafür aber grandios in Szene gesetzt sind und der seine weit überdurchschnittliche Bewertung redlich verdient.

persönliche Bewertung: 5/6