Quelle: Cover und Bildzitate: KSM
Quelle: Cover und Bildzitate: KSM

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Robur, Herr der Kontinente, original: Master of the World (1961)

American International Pictures, Alta Vista Productions, DVD: KSM

Produktionsland: USA; Länge 94 Minuten

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Darsteller Team
Vincent Price als Robur Regie: William Witney
Charles Bronson als John Strock Produktion: Samuel Z. Arkoff, James H. Nicholson
Mary Webster als Dorothy Prudent Drehbuch: Richard Matheson
Henry Hull als Mr. Prudent Kamera: Gill Warrenton
David Frankham als Philip Evans Schnitt: Anthony Carras
 Wally Campo als Turner  Musik: Les Baxte

Besprechung:

Inhalt:

Im Jahr 1868 werden der Waffen- und Ballonfabrikant Prudent, sowie sein Partner Philip Evans vom Regierungsbeauftragten Strock gebeten, ihm eine Ballonfahrt über einen geheimnisvollen Krater nahe Philadelphia zu ermöglichen. Dort soll es zu seltsamen Vorkommnissen gekommen sein, die einer Untersuchung bedürfen. Prudent beschließt, außer Philip noch seine Tochter Dorothy mitzunehmen, da sie eine erfahrene Ballonfahrerin ist. Über dem Krater angekommen, wird plötzlich mit einer unglaublich anmutenden Waffe auf die Forscher geschossen und der Ballon stürzt ab.

 

Alle vier überleben und finden sich unversehrt in einer Art Schiffskabine wieder. Als die Tür geöffnet wird, sehen sie sich bewaffneten Mannschaftsmitgliedern in Matrosenuniformen, ohne Hoheitszeichen, gegenüber. Die Männer bringen die Gruppe zu Kapitän Robur, der sie bereits erwartet. Hier erfahren sie, dass sie sich an Bord der ALBATROS befinden, einem Luftschiff, wie es die Welt bisher noch nicht gesehen hat. Das Vehikel kann nicht nur gezielt manövriert werden. Es ist stark gepanzert und verfügt über neuartige Bomben, die selbst dem findigen Waffenlieferanten Prudent in seinen kühnsten Träumen nicht eingefallen wären.

 

Roburs Plan ist, die fürchterliche Macht der ALBATROS dazu einzusetzen, um die Regierungen der Welt zu erpressen. Alle Nationen sollen ihre vollständigen Kriegsgüter zerstören und sich verpflichten, nie wieder Krieg zu führen. Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, vernichtet der Kapitän schließlich zunächst ein Kriegsschiff der US-Navy, und danach eine ganze Flotte der königlich-britischen Marine. Für den Regierungsagenten Strock wird klar: Roburs Ziele scheinen edel, doch seine Mittel heiligen nicht den Zweck. Er muss den wahnsinnig wirkenden Mann um jeden Preis aufhalten, auch wenn es sein eigenes Leben kostet...

 

Fazit:Ich bin nicht nur ein großer Bewunderer von Jule Verne, sondern mag auch viele Verne-Verfilmungen. Zu meinen absoluten Lieblingsproduktionen dieser Richtung zählt natürlich 20000 Meilen unter dem Meer von 1954, zu dem ich vor nicht allzu langer Zeit hier einen Artikel veröffentlichte. In dieselbe Kerbe schlägt Robur, der Herr der sieben Kontinente von 1961. Der Streifen stellt im Groben ein Konglomerat aus den Romanen Robur, der Eroberer und Der Herr der Welt dar. Allerdings erleben wir hier eher einen Captain Nemo der Lüfte, der den Weltfrieden mit dem Schwert, sprich mit seinem ultramodernen Luftschiff ALBARTROS, erzwingen will. Um sein Ziel zu erreichen, erpresst er Regierungen und bombt munter auf Kriegsschiffe los. Welche Motivation Robur letztlich antreibt, bleibt dabei  völlig unklar.

Dies ist an sich verschmerzlich. Schließlich weist das große Disney Vorbild dieses Manko ebenfalls auf. Allerdings gibt es gravierende Unterschiede. Fleischer standen 1954 ca. 5 Millionen Dollar zur Verfügung, in jener Zeit eine enorme Summe. Der Robur Regisseur William Witney musste mit nur 500000 auskommen. Das merkt man dem Streifen leider in jeder Faser an. Die Spezialeffekte hinken den damaligen Möglichkeiten um Jahre hinterher. Das Modell der ALBATROS ist etwa zu klein geraten, die verwendeten Archivaufnahmen viel zu auffällig in den Film geschnitten und selbst die Mattepaintings lassen qualitativ zu wünschen übrig. Dasselbe trifft auf die, teilweise, doch sehr dürftig dekorierten Sets zu. Wenigstens die Kostüme sind angemessen.

 

Das ist überaus schade, denn die gute schauspielerische Leistung der Akteure steht nach meinem Dafürhalten in einem krassen Gegensatz zu den visuellen Defiziten. Vincent Price ist eine Legende und seine Auftritte in Filmen wie „Günstling der Königin“ (1939), Der Unsichtbare kehrt zurück (1940), „Das Kabinett des Professor Bondi“ (1953), „Das Pendel des Todes“ (1961) oder auch The Last Man on Earth (1964) sind unvergessen. Alle seine Erfolge hier aufzählen würde zu weit gehen, doch der Schauspieler mit den stechenden Augen und der tiefen Stimme gehört zu den erfolgreichsten und prägendsten seiner Generation. Charles Bronson dürfte ebenfalls jedem Filmfan mehr als nur ein Begriff sein. Er gehörte in den 60er Jahren zu den beliebtesten Stars der Welt und glänzte unter anderen in unvergesslichen Werken wie „Die glorreichen Sieben“ (1960), „Gesprengte Ketten“ (1963), „Das dreckige Dutzend“ (1967) oder „Spiel mir das Lied vom Tod"  (1968). Zusammen mit ihren Co-Stars Mary Webster, Henry Hull und David Frankham ist die schauspielerische Leistung der Truppe also sehr gelungen.

 

Dasselbe lässt sich über die Musik sagen: Les Baxter erwähnte ich in meiner Besprechung zu SOS Raumschiff bereits. Neben der Titelmusik zur megaerfolgreichen Familienserie „Lassie“, schrieb der Musiker auch immer wieder Scores für Roger Corman Verfilmungen wie „Das Pendel des Todes (1961) oder Der Mann mit den Röntgenaugen (1963). Das merkt man dem hier vorliegenden Werk an, denn die Musik ist absolut hörenswert und könnte auch für eine wesentlich teurere Produktion herhalten.

 

Der Plot stellt sich im Großen und Ganzen, trotz der beiden verwendeten Verne Vorlagen, eher als eine Kopie des oben erwähnten Disney-Klassikers heraus. Die Abweichungen zu den Romanvorbildern sind teilweise erheblich. Dadurch geht dem Werk meines Erachtens jede Eigenständigkeit verloren. Das ist eigentlich verwunderlich, stammt das Drehbuch doch von niemand anderem als Richard Matheson, dem wir unter anderem die Romane I am Legend und Die seltsame Geschichte des Mr. C zu verdanken haben. Während die beiden nicht nur Lese- sondern auch Filmstoff vom Feinsten darstellen, beschränkte sich Matheson hier darauf, auf Nummer Sicher zu gehen.

Im Grunde ist Robur - der Herr der Kontinente nicht mehr oder weniger, als ein Rip Off zu 20000 Meilen unter dem Meer. Ja, der Film weist Mängel auf. Die werden aber durch das nette Abenteuer und Retro-Futurismus-Thema, sowie gute schauspielerische Leistungen teilweise wieder ausgeglichen. Eine hörenswerte, schöne Filmmusik komplettiert den Titel, so dass wir tatsächlich von einem Klassiker des B-Movies reden dürfen, der eben auch nicht mehr, als das sein will. Fans dürfte ein unterhaltsamer Filmnachmittag oder -abend bevorstehen. Alle anderen könnten vielleicht enttäuscht werden.

persönliche Bewerung: 3(+)/6