Quelle: DVD Cover und Bildzitate: Mig Filmgroup, Cover: Edel Germany
Quelle: DVD Cover und Bildzitate: Mig Filmgroup, Cover: Edel Germany

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rakete zum Mond (alternativ: Endstation Mond, Ziel Mond), Original: Destination Moon (1950)

Eagle-Lion Classics Inc., George Pal Productions, gefilmt in Technicolor, Produktionsland: USA, Länge: 91 min, mit legalem Direktlink zum Film

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Darsteller Team
John Archer als Jim Barnes Regie: Irving Pichel
Warner Anderson als Dr. C Cargraves Produktion: George Pal
Tom Powers als General Thayer Drehbuch: Rip van Ronkel, Robert A. Heinlein, J. O'Hanlon
Dick Wesson als Joe Sweeney Kamera: Lionel Lindon
Erin O'Brian-Moore als E. Cargraves Schnitt: Duke Goldstone
 Ted Warde als Brown  Musik: Leith Stevens

Besprechung:

Inhalt:

Im Jahr 1948 scheitert Dr. Charles Cargraves Versuch, eine Rakete ins Weltall zu bringen. Daraufhin bricht er die Forschungen ab. Sein guter Freund General Thayer gibt jedoch nicht so schnell auf und so hat man zwei Jahre später die Lösung des Problems gefunden: ein Atomantrieb soll eine Rakete mit vier Mann Besatzung auf den Mond bringen und dort sogar landen.

Die Verwirklichung dieses Projektes verschlingt jedoch Millionen Dollar, Geld, das die Regierung der Vereinigten Staaten nicht bereit ist, zu geben. Also wendet sich Thayer an den Großindustriellen Jim Barnes und überzeugt ihn schließlich. So schnell wie möglich wird ein Treffen der reichsten Industriemagnate der U.S.A vereinbart. Angesichts der Vermutung, dass eine andere Nation das Weltall schneller erreichen und sogar Atomraketen auf dem Mond stationieren könnte, stimmt die Gruppe schließlich zu. Als bekanntester Experte wird schließlich auch Dr. Cargraves wieder für das Projekt gewonnen.

Der Bau schreitet schnell voran. Doch als das Ziel schließlich in greifbare Nähe gerückt ist, erhält Jim Barnes einen Brief der NASA, die den Start aus Sorge um einen Fehlschlag und einer daraus möglicherweise resultierenden Atomverseuchung der Umgebung des Startgebiets verbietet. Barnes, Thayer und Cargraves beschleunigen die Arbeit, um der Schließung ihrer Anlage voraus zukommen, doch eines Abends steht ein Regierungsbeamter an den Toren des Start-Areals. Wird es den drei Enthusiasten gelingen, ihre Mondrakete zu starten, bevor die Regierung dies verhindert? Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt...

 

Fazit:Da ist sie also, die Besprechung zu dem als „erster moderner Science Fiction Film“ bezeichneten Klassiker Rakete zum Mond aka Endstation Mond. Tatsächlich gab es bereits lange vorher SciFi Filme, Serials und sogar eine TV Serie, nämlich Captain Video and the Video Rangers (ab 1949), die im Weltall angesiedelt waren. Doch hier versuchten Produzent George Pal, Regisseur Irving Pichel und das Drehbuchteam um Robert A. Heinlein, der bereits den Roman verfasst hatte, auf der Basis des damaligen Wissens Science Fiction möglichst realistisch darzustellen. So wurden zum Beispiel Fliehkräfte, Schwerelosigkeit, die verringerte Schwerkraft des Mondes und das Vakuum des Alls mit in die Filmplanung einbezogen und filmisch dargestellt. Zur Verwirklichung kam tatsächlich so ziemlich jedes tricktechnische Verfahren zur Anwendung, das damals bekannt war. Wir erfreuen uns unter anderem an wundervollen Malereien und Mattepaintings, Modellen der Rakete und Kulissen, die die Raketenaußenseite darstellen, sowie Stop Motion Sequenzen, Projektionen und einigem mehr. Für diese Leistung erhielt der Chef der Special Effects Abteilung Lee Zavitz denn auch 1951 einen Oscar. Zavitz gehörte zu den besten Tricktechnikern seiner Zeit und zeichnet unter anderem für Werke wie „Vom Winde verweht“, „Unter schwarzer Flagge“, In 80 Tagen um die Welt, oder Von der Erde bis zum Mond und „Alamo“ mit John Wayne verantwortlich.

Allein die oben erwähnten Tatsachen machen das Werk also für Science Fiction Fans allgemein und an der Geschichte des SciFi Films Interessierte insbesondere mehr als sehenswert. Natürlich wirken viele Ideen aus heutiger Sicht eher naiv und antiquiert. Immerhin sollte es seit Entstehen von Endstation Mond noch sieben weitere Jahre, bis zum 4.10.1957, dauern, bis zumindest der erste Satellit Sputnik, die Erde umkreiste. Einen Monat später wurde dann die Hündin Laika ins All geschossen. Und erst drei Jahre später wagte sich Juri Gagarin ins All. Wer genau hinschaut, erkennt hier ein grundlegendes Problem des Titels: dieser wird nämlich nicht ganz zu Unrecht von vielen Filmkritikern als Propagandamachwerk des US-Militärs und der Industrie angesehen. Die Industrie, nicht die Regierung ist es, die das Mammutprojekt, die erste bemannte Rakete auf dem Mond landen zu lassen, stemmt. Als Begründung hält das fadenscheinige Argument her, dass andere Staaten, so sie denn schneller wären, durchaus im All stationierte Atomraketen auf die U.S.A. feuern könnten. Also müsse man eben schneller sein. Nun, die Realität verlief zunächst anders, denn wie oben angedeutet war es die Sowjetunion, die den Wettlauf ins All  für sich zu entscheiden schien.

 

Allerdings hielt die Science Fiction leider immer schon auch als Propagandamaschinerie her. Das fiel bereits 1975 Jürgen Menninger auf, als er in Science Fiction: Das Filmbuch auf Seite 7 in der Einführung schreibt: „Science Fiction entfaltet sich nicht im freien Raum der Phantasie, sondern ist, sehr zu ihrem eigenen Schaden, vor allem politischen Belastungen ausgesetzt. Seinen schlechten Ruf verdankt das Genre in erster Linie seiner Durchlässigkeit für politische Propaganda.“ Das mag zumindest teilweise stimmen, doch ändert dies nichts daran, dass wir es hier letztlich mit einem gut gemachten Unterhaltungsfilm zu tun, der mit für die damalige Zeit fantastischen Spezialeffekten aufwartet und der erste seiner Art ist, der tatsächlich die Science (Wissenschaft) und die Fiction (Fiktion) vereint, um daraus einen abendfüllenden Abenteuerfilm zu kreieren. Und das ist insgesamt wirklich toll gelungen, wie ich meine.

 

Nicht unüblich für George Pal Produktionen, wurden für diesen, im wahrsten Sinne des Wortes, Klassiker eher unbekanntere Schauspieler verpflichtet. Das sparte Geld, das man für die insgesamt 600000 Dollar teuren Spezialeffekte anlegen konnte. John Archer ( als Jim Barnes) und Warner Anderson (als Dr. Cargraves) haben es nie zu großer Bekanntheit gebracht. Archer war überwiegend für das Radio und Fernsehen tätig, wo er in einigen Fernsehserien, unter anderem Science Fiction Theatre, Twiglight Zone, "77 Sunset Strip" und "Bonanza" zu sehen war. Anderson ist außerhalb der U.S.A. nie bekannt geworden, spielte aber von 1954 bis 1960 die Hauptrolle in der Serie "The Lineup". Einzig bekannte Größe war der Theater- und Filmschauspieler Tom Powers (Gen. Thayer).

So bleibt also insgesamt ein film- und sciencefiction-geschichtliches Werk mit für die damalige Zeit grandiosen Spezialeffekten. Mit diesem Werk haben wir tatsächlich den ersten SF-Streifen vor uns, der sich um so etwas wie Realismus, jedenfalls im Rahmen des damaligen Wissens und der filmtechnischen Möglichkeiten, bemühte. Die Story ist unterhaltsam, aber aus heutiger Sicht sicherlich nicht übermäßig spannend. Die schauspielerischen Leistungen gehen erwartungsgemäß in Ordnung, erreichen aber keine überdurchschnittliche Bewertung. Trotz dieser leichten Defizite gehört Endstation Mond nach meiner Auffassung in jede gut sortierte Sammlung. Ein näherer Blick auf die Vorstellungen der Filmemacher zu den damals bekannten physikalischen Problemen der Raumfahrt ist absolut interessant und darüber hinaus spaßig.

persönliche Bewertung: 4/6