Logan - The Wolverine, original: Logan (2017)

 

Donner' s Company, Kinberg Genre, Marvel Entertainment, TSG Entertainment, Twentieth Century Fox, Blu Ray: Twentieth Century Fox Home Entertainment

Produktionsland: USA; Länge: 138 Minuten

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Darsteller Team
Hugh Jackman als Logan/Wolverine Regie: James Mangold
Patrick Stewart als Professor Xavier Produktion: Simon Kinberg, L. S. Donner, H. Parker
Dafne Keen als Laura/X23 Drehbuch: J. Mangold, M. Green, S. Frank, D. J. Kelly
Boyd Holbrook als Donald Pierce Kamera: John Mathieson
Elisabeth Rodriguez als Gabriela Schnitt: Michael McCusker, Dirk Westevelt
Richard E. Grant als Dr. Zander Rice  Musik: Marco Beltrami

Besprechung:

Inhalt:

Wir schreiben das Jahr 2029. Seit fünfundzwanzig Jahren ist kein Mutant mehr geboren worden. Die X-Men existieren nicht mehr und wurden ausgelöscht. Der unsterbliche Wolverine hat die zahlreichen Katastrophen der Vergangenheit überlebt, ist aber merklich gealtert. Außerdem heilen seine Wunden nicht mehr. Mehr schlecht als recht schlägt er sich mit einer geleasten Luxus-Limousine als Chauffeur durch sein tristes Dasein, dass er mit jeder Menge Alkohol zu betäuben sucht.

In seinem Versteck in der Wüste, einer alten Erz-Förderanlage, warten Professor Xavier und Caliban, der einige Jahre zuvor die Seiten gewechselt hat. Xavier leidet an Alzheimer und kann seine mächtigen und gefährlichen Fähigkeiten nicht mehr unter Kontrolle halten. Deshalb benötigt er regelmäßig teure Medikamente, die Logan von seinen Gagen bezahlt. Logans Wunsch, sich eine Adamantium-Kugel in den Kopf zu jagen und endlich zu sterben wird jäh gestört, als der gefährliche Cyborg Pierce auftaucht und ihm mitteilt, dass er eine Mexikanerin namens Gabriela sucht. Tatsächlich hat die Krankenschwester den Wolverine auf einer Beerdigung erkannt und ihm gebeten, ein kleines Mädchen nach North-Dakota zu bringen. Dafür hat sie ihm fünfzigtausend Dollar geboten.Als Logan Gabriela ermordet im Zimmer ihres Motels findet, zählt er zwei und zwei zusammen und beschließt, mit Xavier und Caliban zu verschwinden. Doch es ist zu spät. Das kleine Mädchen befindet sich bereits im Versteck – und verfügt über erstaunliche Mutantenfähigkeiten, die den Wolverine an eine ganz bestimmte Person erinnern: an ihn selbst! Wer ist die kleine Laura? Wo kommt sie her? Und warum jagt Pierce sie? Das sind Fragen, auf die es eine Antwort zu finden gilt, doch zunächst heißt es, um das blanke Überleben zu kämpfen...

 

 

Fazit:

Insgesamt neunmal haben wir Hugh Jackman in den letzten siebzehn Jahren als Wolverine erlebt. In den sieben X-Men Verfilmungen

  1. X-Men (2000)

  2. X-Men 2 (2003)

  3. X-Men - der letzte Widerstand (2006)

  4. X-Men - die erste Entscheidung (2011)

  5. X-Men - Zukunft ist Vergangenheit (2014)

  6. X-Men – Apocalypse (2016)

spielte er jeweils eine prominente Rolle. Drei weitere Filme wurden der Figur allein gewidmet:

  1. X-Men Origins: Wolverine (2009)

  2. Wolverine: Weg des Kriegers (2013)

  3. Logan (2017)

 

Mit Logan findet die beliebte Marvel Figur nun einen ebenso würdigen, wie grandiosen Abschluss, der sich eher an ein erwachsenes Publikum richtet. Damit hebt sich das Werk, ähnlich wie schon Deadpool, wohltuend vom Marvel/Disney Avengers-Einheitsgefüge ab und präsentiert sich dem Zuschauer als tiefergehende Charakterstudie und dramatisch wie nie zuvor. Fast schon ein wenig altmodisch angehaucht, kommt der Streifen mit starken Roadmovie- und Western-Elementen gespickt, daher. Auf diese Art gelingt es Regisseur James Mangold famos, sich auf seine Figuren zu konzentrieren und sich von allzu ablenkenden Special Effects Spektakeln fernzuhalten. Ein merklich gealterter, ausgelaugter und desillusionierter Logan in einer nahen, dystopischen Zukunft des Jahres 2029 wird uns hier gezeigt. Wolverine ist ein Anti-Held, eine zu einem Comicstar stilisierte tragische Figur, die nie Held sein wollte und sich nach dem Tod seiner Freunde und Kameraden isoliert hat. Er will weder Hilfe geben, noch nimmt er welche in Anspruch. Sein einziges Ziel scheint es zu sein, seinem Leben endlich ein Ende setzen zu können. Über den gesamten Film hinweg erleben wir einen fantastischen Hugh Jackman, der sich grandios in diese Rolle einzufühlen vermag und uns mit seinem Spiel an dem verkorksten Leben dieses untrennbar mit ihm verbundenen Charakters teilhaben lässt, in dem alle Menschen gestorben sind, die ihm je etwas bedeutet haben. Gepaart mit seiner hervorragenden physischen Präsenz, die wir aus den oben genannten Werken kennen und lieben, ergibt sich das Bild eines gereiften und routinierten Schauspielers, der sich mit Finesse und Feingefühl voll und ganz in eine Rolle hineinzubegeben versteht.

Ähnlich verhält es sich mit dem ebenfalls letzten Auftritt Patrick Stewarts als Professor Xavier. Der Spaß an seiner Rolle als gebrechlicher Greis, dessen mächtiges Gehirn inzwischen fast unkontrollierbar geworden ist, ist ihm voll und ganz anzusehen. Stewart geht in seinem, durch eine superbe Maskenarbeit unterstützten, Part zu hundert Prozent auf. Zudem wurde ihm – so viel sei für diejenigen unter Euch, die den Film noch nicht kennen, angedeutet – von den Drehbuchautoren ein überraschendes Ende auf den Leib geschrieben. So muss Kino für Erwachsene sein!

Die zwölfjährige Dafne Keen stellt sich für die Rolle der Laura/X23 als glückliche Wahl heraus. Der Part des Jungtalents verfügt über die rund ersten neunzig Minuten über keinerlei Dialoge. Daher kann Keen ihre Gefühlslage lediglich mit Gestik und Mimik zum Ausdruck bringen. Das gelingt auf fabelhafte Weise. Im zweiten Teil darf die Jung-Mimim ihre Zweisprachigkeit ins Spiel bringen, eine tolle Idee, die dem Werk zusätzliche Authentizität verleiht. Ihre zahlreichen Actionszenen meistert die Zwölfjährige ebenfalls sehr ansprechend, so dass ich – und das kommt bei Kinderdarstellern bei mir recht selten vor – wirklich begeistert bin. Überhaupt lebt Logan – The Wolverine zu großen Teilen von seinem Kontrast zwischen Roadmovie und einer marvel-untypischen  brutalen Action, in der Kinder eigentlich nichts zu suchen haben sollten. Hier zieht diese Tatsache allerdings noch weiter ins Geschehen hinein und verleiht dem letzten Sinneswandel Logans eine stimmige Motivation.

Gott sei Dank hält sich Regisseur James Mangold, wie oben bereits angedeutet, von allzu großen CGI-Spektakeln fern. Für die Verwirklichung seiner Vision der Old Man Logan Comics wurden möglichst viele reale Drehorte gesucht und gefunden. Außerdem wurde viel Wert auf echte Sets gelegt, um der typischen Green-Screen Optik sonstiger Marvel-Verflimungen zu entfliehen. So führt uns der Wolverine etwa am Anfang der Geschichte zu seinem Versteck, einer alten Eisenerz-Förderanlage. Das gesamte Set inklusive eines umgestürzten Wassertanks wurde im eins zu eins Maßstab über mehrere Monate hinweg gebaut. Für eine andere Sequenz wurde ein altes Farmhaus entdeckt, dessen Räumlichkeiten im Studio exakt nachgebaut wurden. Außerdem führt uns der Roadmovie-Teil des Streifens durch zwei US-Bundesstaaten mit Wüsten,- urbanen- und Waldlandschaften. Dieser Aufwand macht sich in jeder Sekunde bemerkbar und sorgt dafür, dass Logan – The Wolverine einer der „organischsten“ Filme ist, die ich in den letzten Jahren sehen durfte. Kameramann John Mathieson, der unter anderem für Titel wie „Hannibal“ (2001), „Königreich der Himmel“ (2005) „Robin Hood“ (2010), oder den leider stark unterschätzten „King Arthur – Legend of the Sword“ (2017) verantwortlich zeichnet, leistet wirklich tolle Arbeit und erzeugt eine Atmosphäre, die in einem Superheldenfilm bisher ihres gleichen sucht.Alles in allem ist Logan für mich nicht nur der beste Superheldenfilm, den ich bisher aus dem Hause Marvel gesehen habe, er gehört auch zu den besseren Kinofilmen der letzten Jahre. Daher kann ich an dieser Stelle den Kauf der BD wärmstens empfehlen. Hier stimmt nach meinem Dafürhalten fast alles: Figurenzeichnung, Darsteller, Sets, Kameraarbeit, Musik, Regiearbeit. Einzig der sehr geradlinige und straighte Plot könnte als Kritikpunkt angeführt werden, obwohl mir dieser Umstand in diesem Fall gerade gut gefällt. Da bleibt mir nur zu sagen: schade, dass Hugh Jackman das letzte Mal seine Adamantium-Klingen ausgefahren hat, aber ich kann Euch versichern: er tut es so dramatisch, wie nie zuvor!

 

Zur Blu Ray Ausstattung:Neben den obligatorischen Extras wie "Entfallene Szenen" und "Original Kinotrailer", ist die oben gezeigte Blu Ray noch mit einem Audiokommentar von Regisseur James Mangold, sowie einer insgesamt sechsundsiebzig Minuten langen Dokumentation ausgestattet. Die enthält zwar über weite Strecken die üblichen gegenseitigen (Selbst)Beweihräucherungen der Beteiligten, verfügt aber auch über einige sehr interessante Infos. Eine gute Idee finde ich die dem Menüpunkt "Sprachen" zugeordnete Hörfilmfassung, die jedoch leider nur in Englisch vorliegt. Untertitel können in Englisch, Deutsch, Italienisch, Niederländisch und Englisch für Hörgeschädigte zugeschaltet werden. Insgesamt wurde also ein ordentliches, wenn auch nicht gerade innovatives Paket geschnürt.

persönliche Bewertung. 5(+)/6