Roman, 465 Seiten

ISBN: 978-3-946820-07-9

Verlag: Hybrid Verlag

Preis: 12,90€

bisher noch keine eBook Veröffentlichung

bisher noch keine Hörbuch Veröffentlichung:

Webseite: http://hybridverlag.de/

_____________________________________________________________________________________________________________________________________

Lesetipp: Timo Arnold schreibt als Vanik: Delta-City

 

In den letzten Monaten habe ich immer mal wieder Romane von jungen, aufstrebenden Autoren vorgestellt. Timo Arnold ist einer der Schriftsteller, die mit Feingefühl und einer schönen Sprachmelodie schreiben, bislang aber eher unentdeckt geblieben sind. Mit Delta-City, dem Erstlingswerk des Rheinland-Pfälzers, wird sich dieser Umstand nun hoffentlich bald ändern. Die Ausgangssituation ist Science Fiction Fans nicht gänzlich unbekannt. Die Erde ist so gut wie unbewohnbar geworden. Aufgrund fataler Fehlentscheidungen haben Bakterien und Viren die Menschheit endgültig an den Rand des Abgrunds gedrängt. Eine hohe Sterblichkeit, unvorstellbar anmutende Mutationen und schließlich der Exodus von der Heimatwelt folgten. Die Überlebenden haben sich über Raumstationen und Raumstädte überall in der Galaxis verteilt und leben dort in Gemeinschaft mit anderen Spezies. Delta-City ist einer dieser Orte. Auf den ersten Blick ein kleines Utopia, offenbart sich bei näherem Hinsehen eine komplizierte stadt- staatliche Gesellschaftsform, in der Ärzte nach Gesetzeslage darüber entscheiden, welche Paare als Eltern infrage kommen. Denn Lebensraum ist knapp und so werden nur die stabilsten Beziehungen mit einem möglichst hohen genetischen Reinheitsgrad in die engere Wahl gezogen. Wer sich den Regeln entziehen will, hat keine andere Wahl, als ein KRIECHER zu werden. So nennt man in der Stadt die Verzweifelten, die sich in der Unterwelt – den Wartungsschächten und geheimen Tunneln – ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen suchen. Die junge Sphinx ist eine Kopfgeldjägerin und ihr neuester Auftrag führt sie in eben jene geheime Welt. Sie wird angeheuert, einen Mann namens Pascal aufzuspüren. Als die taffe Frau den Flüchtling schließlich in Gewahrsam nimmt, werden sie und ihr Jugendfreund Kain in eine Kette von Ereignissen hineingezogen, die sie bald zwingen, sich für eine Seite zu entscheiden...

Wie oben bereits angedeutet, finden sich in Arnolds Buch durchaus bekannte Genre-Versatzstücke wieder. Diese sind allerdings zu einer spannenden und kurzweiligen Story verknüpft, die sich in einem gelungenen Mix aus gehobener Sprache und typischem Kopfgeldjäger-Slang präsentiert. Außerdem lässt es sich der Verfasser nicht nehmen, uns mit gleich zwei netten Twists zu überraschen, von denen zumindest einer nicht unbedingt vorhersehbar ist. Diese Tatsache hält den Spannungsbogen bis zum Schluss hoch und sorgt gemeinsam mit einer Portion cooler Actionpassagen für einigen Unterhaltungswert. Zusätzlich sind die Figuren, allen voran die Protagonistin Sphinx, gut ausgearbeitet und agieren menschlich nachvollziehbar. Ihr Freund seit Kindheitstagen, Kain, kommt vielleicht ein wenig klischeehaft daher, ist aber sympathisch beschrieben und passt als Sidekick hervorragend ins Gesamtbild. Das trifft ebenso auf eine gute Anzahl von Nebencharakteren zu, deren Funktionen sich dem Leser teils erst im späteren Verlauf der Geschichte offenbaren.

Wirklich viel zu mäkeln gibt es an Delta-City nicht. Ich hätte mir vielleicht gewünscht, etwas tiefer in das Seelenleben der zur Kinderlosigkeit Verurteilten eintauchen zu dürfen. Das Thema „unerfüllter Kinderwunsch“ ist hochaktuell. Laut Zählungen des Wunschkind e.V. sind etwa 1,5 bis 2 Millionen Paare von ungewollter Kinderlosigkeit betroffen. Insofern hat Arnold hier durchaus ein heißes Eisen angepackt, dem ein wenig mehr Intensität sicherlich gut getan hätte. Das ist natürlich nur persönliches Gusto und de facto handelt es sich im Kern um eine Abenteuergeschichte, die in einer lebendigen Weltraumstadt irgendwo im All angesiedelt ist. Ein Diskurs war also wohl nie angepeilt, höchstens ein leichter Wink mit dem Zaunpfahl. Ganz davon ab, hätte ein zu tiefes Eintauchen vielleicht auch den Lesefluss gestört, so dass Vaniks Entscheidung, sich auf die eigentliche Story zu konzentrieren, absolut nachvollziehbar ist.

Ich fühlte mich beim Lesen jedenfalls bestens unterhalten und würde der Kopfgeldjägerin Sphinx, dem Raumpiraten Kain, sowie den anderen Helden der Story gerne irgendwann wieder begegnen. Und wer weiß? Vanik alias Timo Arnold lässt sich jedenfalls alle Wege offen, wenn er am Ende schreibt: „Ich war gerne in Delta-City. Jedes Mal. Und ich bin sicher, dass ich früher oder später wieder den Weg dorthin antreten werde.“

persönliche Bewertung: 5/6