Quelle: DVD Cover und Szenenfotos: Icestorm Entertainment
Quelle: DVD Cover und Szenenfotos: Icestorm Entertainment

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Staub der Sterne (1975)

DEFA, Progress Filmverleih, Icestorm GmbH; gedreht in ORWO; Produktionsland: DDR; Länge: 95 min

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Darsteller Team
Jana Brejchová als Kommandantin Akal Regie: Gottfried Kolditz
Alfred Struwe als Navigator Suko Drehbuch: Gottfried Kolditz, Dramaturg: Dr. J. Hellwig
Ekkehard Schall als Che Produktionsleitung: Helmut Klein
Milan Beli als Ronk
Kamera: Peter Surig
Sylvia Popovici als Schiffsärztin Illi Schnitt: Christa Helwig
 Violetta Andrei als Energetikerin Rall
Musik: Karl-Ernst Sasse

Besprechung:

Inhalt:

Nach sechs jährigem Flug durch die Galaxis erreicht das Raumschiff Cynro 19/4 mit vier Kosmonautinnen und zwei Kosmonauten an Board den Planeten TEM 4. Ein Notruf, der den Planeten Cynro erreicht hatte veranlasste seine Regierung, eine Expedition zu starten, die die Situation auf der fremden Welt erkunden soll.

Die Raumfahrer finden allerdings keine Notlage vor, sondern werden von den hochtechnisierten Bewohnern zu einem rauschenden Fest eingeladen und anschließend angehalten, den Planeten so schnell wie möglich wieder zu verlassen.

Als fünf der sechs Besatzungsmitglieder sich nach diesem Fest seltsam verhalten, schöpft der als Wache an Board zurück gebliebene Navigator Suko Verdacht und stellt Nachforschungen an. Auf eigene Faust verlässt er die Cynro 14/9 mit einer Sonde und findet schließlich einen Aufzug, der ihn in ein tiefes Bergwerk führt. Hier macht Suko eine schreckliche Entdeckung, wird aber von Ronk, dem Leiter der Überwachungszrentrale von TEM 4, gefasst. Und der will unter allen Umständen verhindern, dass Suko seine Erkenntnisse weiterleiten kann...

 

Fazit:

Zwischen 1960 und 1975 drehte die DEFA (Deutsche Film AG) vier Science Fiction Filme (im DDR Jargon utopische Filme der Gruppe Futurum) und eine TV Serie: Der schweigende Stern (1970), Signale, Eolomea (1972) und „Im Staub der Sterne“ im Jahr 1975. Dazwischen entstand mit dem Dreiteiler Die Stunde des Skorpions 1968 der einzige Versuch des noch jungen DDR Fernsehens, die Science Fiction in die heimischen Wohnzimmer zu bringen.

 

„Im Staub der Sterne“ ist  ein sehr psychedelischer Film, mit dem ich mich ehrlich gesagt nicht wirklich anfreunden kann. Das liegt weniger an der Geschichte, als an den verwendeten Mitteln. Zu Beginn des Films etwa gibt es eine lange Tanz- und Partyszene, die auf den heutigen Zuschauer neutral ausgedrückt recht befremdlich wirkt. Etwas später beobachtet man dann eine der Hauptdarstellerinnen bei einem Nackttanz. Diese Szene ist durchaus ästhetisch gedreht, nur erschließt sich der Sinn solcher Szenen einfach nicht. Interessanter weise kann sich selbst der leitende Kameramann des Films, Peter Surig, nicht erklären, warum diese Szenen im Film sein mussten. Seiner Ansicht nach wirkten die Sequenzen schon Mitte der 70er Jahre recht antiquiert. So resümiert Surig auch in der dem Film beigefügten Doku "Staubwischen", dass wenn man den Film heute schneiden müsste, diese Sequenzen ohne weiteres entfernt werden könnten, da sie keinen tieferen Sinn haben.

Die eigentliche Geschichte geht soweit in Ordnung und das Erzähltempo ist angemessen. Die Drehorte sind mir sehr positiv aufgefallen. Gedreht wurde in Berger, ca. 100 km von Bukarest entfernt in einer Schlammvulkan Gegend. Durch Erdgas und Wasser entstehen dort blubbernde vulkanähnliche Krater und das Gelände ähnelt einem Basaltfeld, nur eben aus getrocknetem und erodierten Lehm. Als zweiter Drehort wurde ein mehrere hundert Meter langes und etwa 70 bis 80 Meter tiefes Salzbergwerk gewählt, dass in Schichten abgetragen wurde und einen interessanten Hintergrund für die Story bietet. Beide Orte haben einen sehr ungewöhnlichen Look und sind daher gut als Kulisse für den Planeten TEM 4 geeignet.

Trickaufnahmen (VFX) gibt es im Film selbst nur sehr wenige. Da wäre zu Beginn das Raumschiff Cynro 19/4 im Orbit von TEM 4 und später der Flug der mit Suko bemannten Sonde. Ansonsten konnte man dank des Drehbuchs eigentlich völlig auf Spezialeffekte verzichten. Surig hätte gerne etwas mehr außerirdisches Flair geschaffen, in dem er die TEM 4 Bewohner anders aussehen lassen wollte. Versuche mit grüner Körperfarbe wurden allerdings schnell aufgegeben, da diese „dusselig aussahen“. Die Kulissen sind allerdings über weite Strecken wenig überzeugend, da hat der Vorgängerfilm von 1960 schon bewiesen, dass es wesentlich besser geht. Die Brücke des Raumschiffes Cynro 19/4 ist dabei noch recht ansehnlich, die restlichen Bauten wirken allerdings, das muss man leider so sagen, teils zusammengeschustert.

 

Der Cast war, wie schon bei Der schweigende Stern  international zusammen gesetzt und bestand aus Deutschen, Rumänen und dem polnischen Schauspieler Leon Niemczyk, der den Analytiker Thob spielte. Die Mitwirkung des bekannten Brecht-Darstellers Ekkehard Schall (als Chef) trug sicherlich dazu bei, dass der Streifen bei den Sommerfilmtagen am 1. Juli 1976 ein relativer Erfolg wurde, obwohl ich sein Spiel schon sehr extravagant empfinde. Ansonsten sind meiner Ansicht nach die schauspielerischen Leistungen nicht so hölzern“, wie sie bisweilen beschrieben werden. Jana Brejchová, die übrigens am 20.01.2015 ihren 75jährigen Geburtstag feiert, gefällt mir beispielsweise recht gut.

 

Auf atmosphärischer Ebene weiß "Im Staub der Sterne" m.E. nicht so recht zu überzeugen. Insgesamt erscheinen mir schlicht viele Bilder als unpassend, unnötig, zu psychedelisch und manchmal sogar zu billig. Das Ende des Films empfinde ich allerdings als ästhetisch, vor allem auch, weil das bereits zu Beginn gesungene Lied „Im Staub der Sterne“, geschrieben von Karl-Ernst Sasse, gut zur melancholischen Stimmung der Endsequenz passt. Hier für die Fans unter Euch der Text, wie ich ihn aus dem Film heraushören konnte:

 

„Das Licht, wie schnell ist das Licht

schneller ist mein Gedanke

Im Staub der Sterne leben viele

gefangen in Raum und Zeit

Du ich, wir alle

Das Leben ist mit mir

Im Staub der Sterne sind wir

Der Mensch“

 

Im Vergleich zum schon mehrfach erwähnten Der schweigende Stern, zur tschechischen Produktion "Ikarie XB1", oder auch zum russischen Der Himmel ruft ist dieser Film meiner Ansicht nach leider weniger gelungen, was sich entsprechend in der Bewertung niederschlägt. Doch wie immer gilt auch hier, dass es sich lediglich um meine persönliche Meinung handelt und ich der Auffassung bin, dass dieser Film dennoch in jede gut sortierte Sammlung gehört. Schließlich handelt es sich um ein Stück deutsche SciFi Geschichte.

persönliche Bewertung: