Quelle: Cover und Bildzitate: Cultmovie Entertainment
Quelle: Cover und Bildzitate: Cultmovie Entertainment

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gamera, Frankensteins Monster aus dem Eis, original: Daikaijú Gamera (1965)

Daiei Studios, DVD: Cultmovie Entertainment im Vertrieb der KNM Home Entertainment GmbH, legaler kostenloser

Stream: Netzkino, Produktionsland: Japan, Länge: 79 Minuten

_____________________________________________________________________________________________________________________________________

Darsteller Team
Eiji Funakoshi als Dr. Hidaka Regie: Noriaki Yuas
Yoshiro Ushida als Toshio SakuraiMichiko Sugata als Nobuyo Sakurai Produktion: Hidemasa Nagata, Yonejiro Saito
Harumi Kiritashi als Kyoko Yamamoto Drehbuch: Nisan Takahashi, Yonejiro Saito
Junichirô Yamashiko als Aoyagi Kamera: Nobuo Munekawa
Yoshirô Kitahara als Mr. Sakurai Schnitt: Tatsuji Nakashizu
 Jun Hamamura als Professor Murase Musik: Tadashi Yamauchi

Besprechung:

Inhalt:
1965 ist der Kalte Krieg im vollen Gange und wird selbst in der Arktis ausgefochten. Als einige sowjetische Bomber entdeckt werden, startet ein Geschwader US-Kampfjets, um die Feinde aufzuhalten. Die russischen Jets werden abgeschossen und stürzen ab. Doch sie trugen eine furchterregende Last mit sich und so erschüttert plötzlich eine schreckliche Explosion das Land. Der japanische Forscher Dr. Hakira und sein Team, die sich auf einer Arktisexpedition befinden, sehen einen riesigen Atompilz in den Himmel aufsteigen. Das Eis zerbirst schließlich unter dem Druck. Als aus den Tiefen des ewigen Frostes ein grässliches, schildkrötenartiges Monster auftaucht, traut Hakira seinen Augen nicht. Die einheimischen Eskimos berichten, dass es sich um Gamera handelt, der seit achttausend Jahren Gegenstand stammesinterner Sagen und Mythen war. Nun ist das Kaijun zum Leben erwacht und wird seinen Schrecken in die Welt hinaustragen...

 

Fazit:Neben Godzilla gibt es in Japan noch ein anderes Kaijun, dass die Herzen der Fans höher schlagen lässt. Ähnlich wie die Riesenechse hat es auch dieses schildkrötenartige Wesen zu Ruhm und Ehre in Form einer Statue gebracht. In der japanischen Präfektur Mie liegt ein kleines sechzigtausend Einwohner Örtchen namens Shima, das tatsächlich eine Gamerastatue beherbergt. Zwar ist die Filmografie nicht so ehrerbietend lang, wie die des Gojira. Doch immerhin blickt das 1965 durch eine Atomexplosion aus dem ewigen Eis befreite Riesenviech auf bisher zwölf Streifen zurück. Anders als seine meist fiesen Kollegen präsentiert sich die sympathische Monsterschildkröte meist als recht menschenfreundlich. Schon im hier besprochenen ersten Teil rettet der feuerspuckende Gamera dem kleinen Toshio Sakurai das Leben. Der knuffige Junge (eine elternfreundliche Umschreibung für neunmal kluges Balg) lässt denn auch folgerichtig im Verlauf des neunundsiebzig Minuten langen Schinkens keine Gelegenheit aus darauf hinzuweisen, dass das arme Monster Tokio ja nicht absichtlich in Schutt und Asche legt, sondern lediglich Hunger habe.

Sei's drum. Wer Monsterfilme mag, schert sich in der Regel sowieso nicht um solche Kleinigkeiten wie Storys, die auf eine Soba-Nudel passen. Die ist meistens eh nur schmückendes Beiwerk. Viel lustiger sind da schon die armen Stuntleute und Schauspieler, die in ihren bis zu einen Zentner schweren Kostümen durch die schön designte Modellpampa traben, um alles kurz und klein zu hauen, was nicht niet- und nagelfest ist. Gamera, Frankensteins Monster aus dem Eis macht da keine Ausnahme. Es ist schon erstaunlich, mit wie viel Liebe zum Detail die Modell- und Setbauer in den alten Shôwa Filmen zu Werke gingen. Suitmotion nennt man diese Art Spezialeffekt, der eigentlich aus der Not heraus geboren wurde. Viele japanische Regisseure wurden in den 50er Jahren vom US-Mainstreamkino beeinflusst und wollten ähnlich spektakuläre Spezialeffekte auf die Leinwand zaubern. Für den Trickspezialisten Eiji Tsuburaya etwa war der legendäre Streifen „King Kong“ (1933) eine Offenbarung. Als Ishirô Honda mit ihm dann Anfang der 50er Jahre an Godzilla arbeitete, war nicht genug Geld für teure Stop Motion Animationen vorhanden. So erfand er kurzerhand die Suitmotion, die wegweisend für das Genre werden sollte.

Der Gamera-Regisseur Noriaki Yuasa und sein Special Effects Team um Takayama Ryôsako und Yonesaburo Tsukiji ließen sich denn auch maßgeblich vom riesigen Erfolg der seinerzeit auf fünf Streifen angewachsenen Godzilla-Reihe beeinflussen. Das Kunststück gelang und die fliegende und feuerspeiende Riesenschildkröte Gamera wurde ein fast ebenso großer Erfolg, wie sein Vorbild. Klar sind die Effekte vielleicht nicht ganz so ausgefeilt, wie die des Konkurrenten Toho. Hübsch anzusehen ist der in schwarz/weiß gedrehte Streifen aber dennoch. Im Jahr 1965 einen Kinofilm nicht in Farbe zu produzieren, kann eigentlich nur als Sparmaßnahme erklärt werden, zumal der große Konkurrent zu dieser Zeit bereits Farbfilm einsetzte. Tatsächlich zeigen sich in Streifen wie diesen aber immer wieder die Vorteile dieser alten Kunstform. Das Licht- und Schattenspiel funktioniert hier hervorragend und schafft eine Atmosphäre, wie man sie eigentlich nur in Kaijun-Filmen wiederfindet.

 

Die schauspielerischen Aspekte japanischer Schauspieler wurden hier bereits des Öfteren thematisiert. Wer mit asiatischer Science Fiction sowieso nicht viel anfangen kann, wird sich ganz sicherlich auch noch über die teils übertrieben wirkende Gestik und Mimik mokieren. Andere Länder, andere Sitten. Wenn man sich allerdings erst einmal daran gewöhnt hat, verblasst dieser Kritikpunkt und wird als gegebenes Stilelement hingenommen. Das ist auch gut so, denn japanische SciFi hat nach wie vor ihren ganz eigenen Charme und Filme wie Pacific Rim wären ohne Godzilla oder Gamera wahrscheinlich gar nicht entstanden.

Ich selbst bin zugegebenermaßen kein großer Kaijun Fan. Allerdings finde ich immer wieder den ein oder anderen Streifen, den ich mag oder zumindest sehr witzig finde. Gamera, Frankensteins Monster aus dem Eis gehört eindeutig dazu und wer sich von dem unsäglich schlechten deutschen Titel und der fast noch schlechteren deutschen Synchronisation nicht abhalten lässt, sollte einmal ein Auge riskieren.

Anmerkung: der obige Link führt zum Komplettfilm. Dieser wird auf You Tube von "Netzkino" vertrieben und ist dort legal anschaubar.

persönliche Bewertung: 3(+)/6