Quelle: Cover und Bildzitate: Koch-Media
Quelle: Cover und Bildzitate: Koch-Media

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fortress - die Festung, original: Fortress (1993)

Davis Entertaiment, Village Roadshow Pictures, Fortress Films, Blu Ray: Koch-Media;

Produktionsland: USA,Australien, Länge: 89 Minuten, gekürzt: 85 MInuten VHS: 80 Minuten

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Darsteller Team
Christopher Lambert als John Henry Brennick Regie: Stuart Gordon
Kurtwood Smith als Gefängnisdirektor Poe Produktion: John Davis, John Flock
Lory Locklin als Karen B. Brennick Drehbuch: Troy Neighbors, Steven Feinberg, David Venable, Terry Curtis Fox
Jeffrey Combs als D-Day Kamera: David Eggby
Lincon Kilpatrick als Abraham Schnitt: Tim Wellburn
 Clifton Collins Jr. als Nino Gomez  Musik: Frédéric Talgorn

Besprechung:

Inhalt:

 

2017 ist die USA hoffnungslos überbevölkert. Als Folge wird ein streng überwachtes Ein-Kind-Gesetz eingeführt: Frauen dürfen nur einmal in ihrem Leben gebären. Selbst wenn das Kind bei der Geburt stirbt, darf das leidtragende Paar keine neuen Kinder zeugen. Der ehemalige Elitesoldat John Henry Brennick und seine Frau Karen gehören zu den Leidtragenden. Karen hat eine Totgeburt erlitten und ist nach einiger Zeit erneut schwanger geworden. Um einer langjährigen Haftstrafe zu entkommen, entschließen die Eheleute, über die Grenze in die Freiheit zu fliehen, um dort ein neues Leben zu beginnen. Der Plan schlägt jedoch fehl. John wird verhaftet und in das berüchtigte unterirdische Gefängnis The Fortress gebracht.

 

Schnell lernt Brennick, dass in der, vom Unternehmen Men Tel Corporation, betriebenen Haftanstalt unmenschliche Bedingungen herrschen. Die Gefangenen werden 24 Stunden am Tag mittels Gehirnscanner und implantierten Mikrochips totalüberwacht und selbst für das Träumen hart bestraft. Vergewaltigungen, Grabenkämpfe, Verrat und Brutalität sind an Tagesordnung. Geleitet wird der High-Tech Knast von Gefängnisdirekter Poe, der dem hochintelligenten autonomen Computersystem Zed-10 untersteht.

 

Der vereinsamt in seinem Quartier lebende Direktor Poe verliebt sich in Karen Brennick, die an der Grenze noch fliehen konnte, kurz danach aber gefasst wurde. Er erpresst sie dazu, als seine Gefährtin an seiner Seite zu leben und garantiert ihr dafür die körperliche Unversehrtheit Johns. Als dieser das perfide Spiel Poes durchschaut, gibt es nur noch einen Weg für ihn: er muss gemeinsam mit Karen aus einem Gefängnis fliehen, dass hunderte Meter unter der Erde liegt und als absolut ausbruchssicher gilt – um jeden Preis…

 

Fazit:

Der 1947 in Chicago geborene Stuart Gordon gehörte einst zu den großen Hoffnungen des Splattermovies. Sein - nach der 1922 erschienen H. P. Lovecraft Geschichte Der Wiedererwecker entstandenes - Debüt Der Re-Animator (1985) traf auf großen Widerhall und erhielt zwei Nominierungen bei der Saturn-Award-Verleihung 1986.  Auch sein nächstes Werk, From Beyond – Alien des Grauens befasste sich mit einer Lovecraft Kurzgeschichte (Von Jenseits 1920), bevor er sich 1989 in seiner Komödie Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft dem Mad Scientist Thema von einer ganz anderen Seite näherte. 1989 folgten mit  Robotjox – Die Schlacht der Stahlgiganten und 1992 Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby zwei eher durchschnittliche Filme. Noch im selben Jahr verlegte Gordon sich darauf, dystopische – und Splatterelemente nach dem Vorbild eines Paul Verhoeven miteinander zu paaren.

Endlich sollte in einem Gordon-Film wieder Blut fließen – und zwar so reichlich, dass in Deutschland wieder einmal der Wahn der Zensur Einzug hielt. Der Film bekam nicht nur ein FSK 18 Rating, sondern wurde auch um rund dreieinhalb Minuten gekürzt, die VHS-Version sogar noch stärker. Es dauerte bis April 2017, bis die Uncut Version eine FSK 16 erhielt und nunmehr endlich frei zugänglich ist. Denn tatsächlich bilden die harten Actionelemente den Kern. Nicht, dass der Film ansonsten nichts zu bieten hätte. Das dystopische Gerüst einer überbevölkerten USA, in der jede Frau – ungeachtet der Umstände – nur einmal gebären darf (Zitat eines Grenzpolizisten: „Immer diese Gebärmaschinen“) scheint mir durchaus als Anflug einer Kritik an die Ein-Kind-Politik Chinas gedacht. Der Beginn an der scharf bewachten US-Grenze ist zudem durchaus dramatisch inszeniert.

 

Dieses an sich gute Thema verliert sich allerdings zusehends im, von einem Unternehmen namens Men Tel Corporation geführten, unterirdischen Hochsicherheitsgefängnis. Von nun an reduziert sich der Plot – bis auf einen vorhersehbaren Twist – auf einen gut gemachten Knastfilm, der mit netten Splattereffekten durchzogen ist. Der Titel endet schließlich in einem actionüberladenen Ausbruch, der uns das große, unmenschliche Geheimnis der Men Tel Corporation offenbart. Das ist vielleicht nicht sonderlich innovativ, aber für meinen Geschmack insgesamt doch recht unterhaltsam. Hier heißt es eben Hirn ausschalten und das Gemetzel genießen, bis unser Held mitsamt Ehefrau wieder die Luft der großen Freiheit schnuppern darf.

 

Das Thema Budget verfolgt Gordon seit Beginn seiner Karriere. Fortress musste in Zeiten eines Total Recall, (Paul Verhoeven standen rund 65 Millionen Dollar zur Verfügung) mit einem geschätzten Budget von 12 Millionen Dollar auskommen. Es sei aber darauf hingewiesen, dass Verhoevens Robocop drei Jahre zuvor auch nur 13 Millionen Dollar verschlang. Das Geld nutzte Gordon recht geschickt. Der Film wartet durchaus mit einem Staraufgebot auf. Christopher Lambert war seit „Highlander – Es kann nur einen geben“ zum Star avanciert, Kurtwood Smith war aus „Staying Alive“, Robocop, „Rambo III“ und „Der Club der toten Dichter“ bekannt. Auch die Nebenrollen waren mit Schauspielern wie Jeffrey Combs und Tom Towles prominent besetzt. Die geballte Ladung Erfahrung spiegelt sich in den guten schauspielerischen Leistungen wieder.  Vor allem Lambert und Smith als sein Antagonist zeigen sich spielfreudig und harmonieren hervorragend, obwohl sie nur in wenigen Szenen gemeinsam vor der Kamera stehen.

 

Bei einigen Spezialeffekten merkt man, dass Stuart Gordon ein wenig in Geldnöte geraten zu sein scheint. Während die Splattereffekte, wie oben bereits gesagt, gut gelungen sind, lässt sich das über den ein oder anderen Stop Motion Effekt, oder auch in Sachen Prob-Design nicht immer uneingeschränkt sagen. Diese kleinen Schnitzer halten sich aber in Grenzen. Auf heutigen UHD Fernsehern und im Blu Ray Format sieht man den älteren Filmen sowieso häufig an, wie die Tricks entstanden sind. Das macht aber gerade auch den Reiz aus. Wer will schon nichts anderes als sauber geleckte Blockbuster sehen, bei denen die Grenzen zwischen Real- und Animationsfilm so sehr zerfließen, dass irgendwann alles irgendwie gleich überladen wirkt? Da macht es doch zwischendurch Spaß, mal wieder etwas Handgemachtes in den Player zu legen, oder nicht?

 

persönliche Bewertung: 4/6