Quelle: Cover und Bildzitate: Sunfilm
Quelle: Cover und Bildzitate: Sunfilm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gantz - Spiel um dein Leben, original: Gantsu (2010)

Toho Company, Nippon Television Network, Chubo-nippon Broadcasting Company u.a., Blu Ray: Sunfilm

Produktionsland: Japan, Länge: 141 Minuten

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Darsteller Inhalt
Kazunari Ninomiya als Kei Kurono Regie: Shinsuke Sato
Ken'ichi Matsuyama als Masaru Kato Produzent: Takahiro Sato
Natsuna Watanabe als Kei Kishimoto Drehbuch: Yusuke Watanabe nach Hiroya Oku
Yuriko Yoshitaka als Tae Kojima Kamera: Taro Kawazu
Kanata Hongō als Jōichirō Nishi Schnitt: Tsuyoshi Imai
 Ainosuke Ito als Eriko Ayukawa  Musik: Kenji Kawai

Besprechung:

 

Inhalt:

2010 in Japan: der Student Kei Kurono ist an einem Scheideweg seines Lebens, als er in der Tokyoer U-Bahn seinen alten Schulfreund Masaru Kato wieder trifft. Der steht nämlich gerade auf den Gleisen und versucht, einem Betrunkenen das Leben zu retten. War Kurono in Kindertagen Katos Held, weil er ihn immer wieder vor Schlägern beschützte, wird er soeben zum Feigling weil er sich weigert, Kato zu helfen. Im letzten Moment reicht er dem Freund doch noch eine helfende Hand, stürzt dabei aber auf die Gleise. Das letzte was die beiden jungen Männer sehen, ist die auf sie zurasende U-Bahn.

Im nächsten Augenblick stehen  die Beiden mit einigen anderen Fremden in einem eigenartigen Raum. Ihnen gegenüber befindet sich eine seltsame schwarze Kugel, die einen Text auf der Oberfläche anzeigt. „Euer altes Leben ist vorüber. Ich bestimme, wie Ihr Eure neuen Leben nutzt. So läuft das“ . Die nächste Einblendung enthüllt einen unglaublichen Auftrag. Die Beteiligten sollen ein „Zwiebel-Alien“ innerhalb von 20 Minuten töten. Ausgestattet werden die Gefangenen mit einem Spezialanzug und einer außerirdisch anmutenden Waffe. Nimmt sich das Erlebnis anfangs noch wie ein Psychotest unter Drogen, wie eine Art Computerspiel aus, muss die Hälfte der Gruppe kurze Zeit erfahren, dass es sich um bittere Realität handelt. Nachdem man tatsächlich ein kleines Alien auf brutale Weise getötet hat, taucht ein noch größeres auf und beginnt, die Gruppe abzuschlachten. Ein unbarmherziges Spiel ums Überleben beginnt bei dem gilt, Aliens zu töten und Punkte zu sammeln, oder zu sterben...

 

Fazit:

Wer meine Seite ein wenig kennt weiß, dass ich einen Faible für internationale Science Fiction habe. Der japanische Stil ist dabei für uns Westeuropäer nicht immer so leicht zu verdauen. Oft leben Anime- und Realfilme entweder von einer gehörigen Portion Pathos, oder, wie im Fall des Mangas und Animes Gantz, von Splatter und Sex. Nun bin ich kein Manga-Experte, dafür habe ich einige große Fans im Freundeskreis, die vom Comic bis zur Animationsserie eine ganze Menge Material kennen. Einer der Jungs berichtete mir, dass die Gantz-Animes und grundsätzlich auch der hier zu besprechende Film, dem sogenannten „Seinen-Genre“ angehören. Das ist Mangas, die sich aufgrund ihres Inhaltes vornehmlich an junge, männliche Erwachsene richten.

Wenn man sich den japanischen SciFi-Splatterfilm von 2010 anschaut, wird, obwohl dieser gegenüber der Mangas offenbar stark entschärft wurde, klar, was genau damit gemeint ist. Bei diesem von Toho, Nippon Television und anderen produzierten Streifen wurde in der Tat nicht an Blut und Toten gespart. Nur die mehr oder weniger subtilen sexuellen Anspielungen hat man außen vor gelassen, was für mich allerdings ein großer Vorteil ist. Stattdessen ermöglichen es Regisseur Shinsute Sako und Drehbuchautor Yusuke Watanabe ihren Protagonisten, trotz aller Gewalt Tiefe zu entwickeln. Klar, das Spiel um das Leben, der Kampf gegen irgendwelche Aliens, bleibt das nahezu perfekt umgesetzte Thema. Der Kniff, dass die Kämpfe in der Nacht stattfinden, erlaubt es unseren Helden Kei Kurono, Masaru Kato, der hübschen Kei Kishimoto (in den Mangas wegen ihrer großen Brüste offenbar „Riesentitte“ genannt), sich tagsüber zu entwickeln, Gründe zum Leben und Überleben zu finden und einen neuen Lebensweg einzuschlagen. Das ist stellenweise sehr gefühlvoll erzählt und bildet einen harten, aber gewollten Kontrast zu den zahlreichen Brutaloszenen.

Zwar bleiben innerhalb der Geschichte  zu viele Fragen unbeantwortet. Wer oder was die Aufträge erteilt, was die Aliens eigentlich auf der Erde wollen, warum es für die „Auserwählten“ keine Hintergrundinfos gibt, all das wird der Fantasie des Zuschauers überlassen. Sozusagen als Ausgleich für dieses Manko fiebert man dafür umso mehr mit den Helden und Antihelden mit. Dabei ist keine Figur vor dem Tod oder Fast-Tod sicher, nicht einmal die großen Sympathieträger bleiben verschont. Selbst vor alten Frauen und Kindern macht die seltsame schwarze Kugel namens „Gantz“ nicht Halt und schickt sie zum Wohle - wofür eigentlich? - wohlweislich in den Tod. Das fühlt sich bisweilen schon hart an und mehr als einmal steckte mir ein kleiner Kloß im Hals. Werke wie Die Tribute von Panem wirken gegen dieses Werk fast schon weichgespült.

 

Das ist oft übrigens der große Vorteil nicht amerikanischer Produktionen. Man ist in Ländern wie Japan nicht so sehr an Konventionen gebunden. Brutalität, Sex, ja sogar sexuelle Gewalt gehören beispielsweise in Japan zum täglichen Brot der Seinen-Comiczeichner. Genau wie in Russland erlaubt man sich auch hier immer noch, einen eigenen Stil zu pflegen, der sich zwar rein handwerklich den westlichen Standards inzwischen absolut angepasst hat, dafür aber mit einem anderen Erzählstil, aufwartet, den ich sehr interessant finde. Man hat es schlicht nicht nötig, die eigene Unterhaltungskultur an unsere Gepflogenheiten anzupassen. Wer sich darauf einlassen kann, bekommt dafür etwas zu sehen, was er ansonsten im all-beherrschenden US-Mainstreamkino von Disney und Co nicht mehr so häufig zu geboten bekommt.

Auch technisch hat vor allem Japan gut nachgelegt. Mit Spacebattleship Yamato zeigte man bereits, dass man mit einem kleinen Budget von rund 10 Millionen Dollar durchaus gute Special Effects am Rechner hinbekommt. Gantz ist ebenfalls im Jahr 2010 entstanden. Shinsuke Sato stand für die Verwirklichung seiner Vision rund doppelt so viel Geld zur Verfügung, wie Takashi Yamazaki für oben genannte Space Opera. Entsprechend ist dieses Sci-Fi-Horror-Splattermovie für meinen Geschmack sogar noch besser gelungen. Sowohl die Maske, als auch die CGI Abteilung haben sehr gute Arbeit geleistet. Das trifft übrigens auch auf die Filmmusik zu, auf die Ihr wirklich etwas achten solltet.

Abschließend noch einige Worte zur schauspielerischen Leistung. Im Gegensatz zu anderen Filmen, die man sonst so aus Japan auf den Flatscreen bekommt, hat man hier einmal fast vollkommen auf den typischen Ehrenkodex-Pathos verzichtet. Klar, der Umgang zwischen Frauen und Männern fällt ein wenig verhaltener aus, man behandelt sich respektvoller (anscheinend im Gegensatz zu so manchem Comic). Und natürlich wird in erster Linie einmal der japanische Zuschauer angesprochen. Dies geschieht jedoch etwas verhaltener, als üblich. Dies macht den Streifen fürSciFi Fans der westlichen Hemisphäre noch attraktiver. Ich möchte Euch Gantz daher wärmstens ans Herz legen. Ich fühlte mich mit dieser Manga-Umsetzung jedenfalls bestens unterhalten, auch wenn ich weder den Comic, noch die produzierte Animeserie bisher kannte.

persönliche Bewertung: 4(+)/6