Quelle: DVD Cover und Bildzitate: Universum Film
Quelle: DVD Cover und Bildzitate: Universum Film

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

The 13th Floor - Bist Du was Du denkst?, original: The thirteenth Floor (1999)

Columbia Pictures, Centropolis Film Productions, DVD Release: BMG/Universum Film

Länge: ca. 97 min; Produktionsland: BRD, USA

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Darsteller Team
Craig Bierko als Douglas Hall Regie: Josef Rusnak
Armin Müller Stahl als Hannon Fuller Produktion: Roland und Ute Emmerich
Vincent D' Onofrio als Jason Whitney Drehbuch: Josef Rusnak, Ravel Centeno-Rodriguez
Gretchen Mol als Jane Fuller Kamera: Wedigo von Schultzendorff
Dennis Haysbert als Detective Larry McBain Schnitt: Henry Richardson
Shiri Appleby als Bridget  Musik: Harald Kloser

Besprechung:

Inhalt:
Das Jahr 1999: Der Programmierer Hannon Fuller und seine beiden Partner Jason Whitney, sowie Douglas Hall haben eine mehr als nur lebensechte Simulation entwickelt, die auf einer Serverfarm im 13. Stock von Fullers Firma gespeichert ist. Der Spieler scannt sein Gehirn und lädt es in eine virtuelle, ihm nachempfundene Figur herunter, die er in dann übernimmt. Die ersten Tests laufen überaus erfolgreich und Fuller verliert sich immer mehr in seiner Schöpfung. Er gibt den fast gottgleichen Lebemann, der mit jungen Mädchen jederzeit Sex haben kann und wie ein Star verehrt wird. Je mehr er sich jedoch in seiner virtuellen Realität aufhält, desto mehr merkt er, dass etwas nicht stimmt. Einige Spielercharaktere, NPCs, verhalten sich nicht wie geplant und scheinen ein seltsames Eigenleben zu entwickeln.

Eines Tages findet Hannon die unbequeme Wahrheit heraus und hinterlässt Douglas in einer 30er Jahre Simulation eine geheime Nachricht. Kurz darauf wird er bestialisch ermordet. Hall ahnt von alledem nichts, wird aber am nächsten Morgen vom schwarzen Polizisten Detective Larry McBain in seinem Appartment aufgesucht und unterrichtet. Einige Minuten später findet Douglas in seinem Bad ein über und über blutbeflecktes weißes Hemd und stellt erschreckt fest, dass er sich in keinster Weise an die vergangene Nacht erinnern kann. In ihm keimt ein schrecklicher Gedanke. Hat er seinen väterlichen Freund ermordet und manipuliert irgendeine fremde Macht seine Gedanken? Bevor er weiß, wie im geschieht, wird der junge Programmierer in eine Kette von Ereignissen verwickelt, die sich anfangs jedem Verständnis entziehen, ihm aber der grausamen Wahrheit immer näher bringen...

 

Fazit:„Ich denke, also bin ich“ (cogito ergo sum). Mit diesen berühmten Worten René Descartes, die auch in Blade Runner eine relativ zentrale Rollen spielen, beginnt Roland Emmerichs The 13th Floor aus dem Jahr 1999. Die Worte sind, wie sich im weiteren Verlauf des Films zeigt, gut gewählt, passen sie doch wie Faust auf Auge.

Was sollen aber diese berühmten Worte des französischen Philosophen (1596 bis 1650) nun eigentlich aussagen? Descartes gelangte als Naturwissenschaftler und Mathematiker zu der Erkenntnis, dass jedes wissenschaftliche Denken auf einem Begriff der Wahrheit beruhen sollte. Doch was ist eigentlich „wahr“? In seinen „Meditationen“, die eine der Basisarbeiten für die sogenannte philosophische Erkenntnistheorie ist, stellt er daher genau diese Frage. Wenn wir beobachten, täuscht uns unsere Wahrnehmung immerzu. Was der eine als kalt empfindet, wird der andere vielleicht als warm erkennen, eine Gerade kann durch eine optische Täuschung zu einer Kurve werden. Und mehr noch: was ich als Realität wahrnehme, könnte in Wirklichkeit ein Traum sein. Und wenn mein ganzes Leben ein einziger Traum ist, woher weiß ich dann überhaupt, dass ich existiere? Der Franzose beantwortet diese wichtigen Fragen nach logischen Gesichtspunkten. Die Tatsache nämlich, dass ich meine Beobachtungen, meine Wahrnehmungen, ja letztlich sogar mich selbst als Lebewesen, in Frage stelle, ich also Zweifel hege, ist ein unwiderlegbarer Beweis für meine Existenz. Ich zweifle (oder denke) also bin ich, denn letztlich übt mein Gedanke eine Wirkung aus und muss somit zwangsläufig eine Ursache haben: mich!

Ihr werdet Euch vielleicht fragen, was das mit dem hier zu besprechenden Werk zu tun hat? Nun, eigentlich alles, denn genau das ist hier das Kernthema. Ähnlich wie in Matrix geht es um eine Simulation, die so lebensecht ist, dass die in ihr existierenden „Programmeinheiten“ ein erschreckend reales Eigenleben entwickeln und letztlich sogar herausfinden, dass sie im Grunde als Avatare in einem riesigen Computerspiel missbraucht werden. Das führt dazu, dass ihr Erfinder, Hannon Fuller, sich der realen Existenz dieser Individuen bewusst wird. Mehr noch, er erkennt, dass er wiederum ebenfalls Teil einer noch größeren Simulation ist. Bevor er jedoch seine Erkenntnis an seinen Geschäftspartner und Ziehsohn Douglas Hall weitergeben kann, wird er, allem Anschein nach von ihm, ermordet. Aus dieser, auf dem Science Fiction Roman Simulacron 3 von Daniel F. Galouye basierenden, interessanten Grundidee entwickeln Regisseur Josef Rusnak und Roland Emmerich einen spannend und intelligent erzählten Film, der eigentlich nicht so ganz zu Emmerichs anderen Streifen passen mag.

 

Kennen wir den Stuttgarter sonst eher als „Master of Desaster“ ist The 13th Floor subtiler, anspielungsreicher, ruhiger. In aufwendig inszenierten, schönen Bildern, die mit tollen Spezialeffekten unterlegt sind, beschreibt er eine Welt, die eine ganz eigene Realität und somit Existenzberechtigung entwickelt. Es wird geliebt, gehasst, geträumt, gelebt und letztlich erkennen die ursprünglich zum Zeitvertreib konzipierten Computerpersönlichkeiten, wer sie sind. Sie entwickeln den Wunsch nach Freiheit und einige von ihnen erlangen sie letztlich auf eine, vielleicht dann aber doch, nicht ganz stimmige Weise. Trotz dieses kleinen Mankos überzeugt mich persönlich der Plot allerdings auf ganzer Linie und ich wünschte mir, Roland Emmerich hätte auf dieser Ebene weiterproduziert, anstatt (rein thematisch gesehen) in die Belanglosigkeit abzudriften.

Schauspielerisch ist ebenfalls nichts auszusetzen. Jeder Mime hat im Grunde mehrere Rollen auszufüllen. Der 1930 in Ostpreußen geborene Armin Müller-Stahl spielt etwa den undurchsichtigen Hannon Fuller, sowie den Ladenbesitzer Grierson . Er gehört zu den relativ wenigen deutschen Schauspielern, die für einen Oscar nominiert wurden. Vincent D' Onofrio (Privat Paula in „Full Metal Jacket“) gibt den ausgeflippten Computernerd Jason Whitney sowie den in der virtuellen Welt angesiedelten Barkeeper Jerry Ashton. Auch hier bleibt er seinem leicht surrealen Spiel treu und sorgt für einige der denkwürdigsten Momente im Film.Craig Bierko als Douglas Hall und David Ferguson, sowie Gretchen Mol (Jane Fuller) stellen sich ebenfalls als außerordentlich guter Griff heraus.

 

Die Filmmusik des österreichischen Filmkomponisten Harald Kloser fügt sich nahtlos in das gute Gesamtbild ein. Seit 1999 arbeitet Kloser immer wieder mit Roland Emmerich zusammen, so unter anderem in The Day after Tomorrow oder aktuell: Independence Day: Die Wiederkehr. Der Score bewegt sich irgendwo zwischen poppigen Elektrosounds, 30er Jahre Flair und epischer Filmmusik, versteht es genau an den richtigen Stellen Emotionen zu erzeugen und wirkt nie zu aufdringlich.

The 13th Floor gehört für mich zweifelsohne zu den besten Leistungen des Produzententeams Roland und Ute Emmerich. Das Thema ist nach wie vor spannend und aktuell, visuell kann er sich immer noch sehen lassen und die schauspielerischen Leistungen sind ohne Tadel. Alles in allem gehört der Streifen für mich damit in die Kategorie der „Must have“ Movies.

persönliche Bewertung: 5(-)/6